L‘Itterale mit starkem Auftakt
Den Frauen im Ersten Weltkrieg ist die heurige L‘Itterale gewidmet. Der Eröffnungsabend legte davon ein beeindruckendes Zeugnis ab.
Itter/Hopfgarten | Zunächst konnten sich die Besucher im Rahmen der Vernissage „Neunzehnvierzehn“ im Kulmerhaus im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Situation damals machen. Ein großes Verdienst ist dem Verein Turmwind anzurechnen: In mühevoller Kleinarbeit recherchierte Mitglied Herbert Pokorny Geschichten von lokalen Personen, die einen Einblick in das Leben zum Ausbruch des „Großen Krieges“ geben.
Eine von ihnen ist Anna Tanzer, eine gebürtige Südtirolerin, die in Hopfgarten Anton Tanzer ehelichte. Der Mann wurde eingezogen, geriet in russische Kriegsgefangenschaft und schrieb einige berührende Zeilen aus der Front an seine Familie. „Muss Dir berichten, dass ich in Russischer Gefangenschaft bin, geht mir ganz gut, wann Du keinen Brief erhalten hast, so schicke mir 40 Kronen (...) Also wie geht es Euch, hoffentlich gut, was machen die Kinder, sind sie gesund und brav, (...) Liebe Gattin, grüße mir alle Verwandten und Angehörigen berichte es Ihnen wo ich bin. Seid alle Tausendmal gegrüßt ...“
Ein anderer Schwerpunkt liegt auf dem generellen Schicksal der Frauen während des Ersten Weltkriegs. Während sie daheim die Stellung hielten, mussten sie die Plätze der Männer in den Fabriken oder auf den Höfen einnehmen. Zwar steckten sie ihre gesamte Arbeitskraft hinein, dennoch blieb ihnen das Wahlrecht beispielsweise vorerst noch versagt. Im Rahmen der Lesung „Briefe einer Soldatenfrau“ rückte exemplarisch Johanna Boldt für eine Generation Kriegergattinnen in den Fokus. Schauspielerin Eva Maria Gintsberg und Musiker Stefan Manges verliehen dem Abend eine besondere Atmosphäre.
Weiteres Programm
Der nächste L‘Itterale-Termin lässt nicht lange auf sich warten: Am Freitag, 13. Juni, wird zum Vortrag mit Gesprächsrunde „Höfe ohne Männer – Tiroler Bäuerinnen an der Heimatfront“ geladen. Beginn ist um 19 Uhr im Gemeindeamt Itter. Am 14. und 15. Juni besteht die Möglichkeit zur Ausstellungsbesichtigung von „neunzehnvierzehn“ im Kulmerhaus Hopfgarten, großer Abschluss der L‘Itterale ist am 15. Juni um 20 Uhr mit dem Film „Der Stille Berg“ in der Salvena Hopfgarten.
Elisabeth Galehr, Foto: Trinkl