Lebensmittelskandale und die Macht des Konsumenten
Der Ruf nach besseren Kontrollmechanismen und Interventionen seitens der Politik wird mancherorts laut. Aber jeder von uns verfügt über ein viel besseres, wirksameres und höchst flexibles Mittel. Das eigene Konsumverhalten.
Der Konsument bestimmt das Sortiment im Lebensmittelhandel. Das, was sich gut verkauft, wird aufgestockt, Ladenhüter aussortiert. Wir Konsumenten müssen uns selber in die Pflicht nehmen, nur so können wir Scharlatanen das Handwerk legen. Mit dem, was auf Ihrem Teller landet, entscheiden Sie täglich, was künftig an Lebensmitteln produziert wird, wo und auch wie. Denken Sie an Ihren letzten Lebensmitteleinkauf. Wie viele Produkte wählten Sie nach Gusto und Optik aus, wie viele nach Preis oder Aktionen und bei wie vielen Produkten standen Herkunft, Saison und gesundheitliche Aspekte im Vordergrund?
Wenn Sie nur die schönsten Äpfel kaufen, müssen Sie sich bewusst sein, dass die Industrie alles daran setzen wird, nur noch die schönsten Äpfel zu produzieren. Mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, vom Pestizideinsatz bis hin zur Gentechnik.
Warum kann es sein, dass in 17 von 27 EU-Ländern Pferdefleisch in Produkten mit Faschiertem gefunden wurde? Weil der Konsument zu vermeintlich billigen Fertigprodukten greift und sich die Industrie an den Konsumentenwunsch anpasst. Dass es bei Gerichten mit vielen Zutaten auch viele Schnittstellen gibt, liegt auf der Hand. Jede Schnittstelle birgt ein potentielles Risiko für schwarze Schafe, die ihr Stück vom Kuchen etwas üppiger ausfallen lassen wollen.
Dass Fertiggerichte nicht gesund sind, auch wenn uns das die Werbung oft vorgaukeln will, weiß heute inzwischen jedes Kind. Warum landen sie dann doch auf unseren Tellern? Ist es der vermeintlich günstige Preis, der sich bei näherer Betrachtung als Preisfalle entpuppt oder die scheinbare Zeitersparnis? Ist es das mangelnde Wissen darüber, wie man frische Lebensmittel in kurzer Zeit zu einem köstlichen und gesunden Gericht verwandeln kann? Es wird wohl eine Summe aller sein.
Bei Regionalität, Saisonalität und Gesundheit kommt meist das Argument, „ja aber eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern kann sich das doch gar nicht leisten…“. Das Gegenteil ist der Fall. Gesundes Essen kostet deutlich weniger als ungesundes..Hausgemachtes aus saisonalen Zutaten lässt sich sehr günstig herstellen, man muss nur wissen wie.
Mag. Angelika Kirchmaier
Hopfgarten