
Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels
Der Anlass für diese spannende Diskussionsrunde im Zeichen von Landwirtschaft, Klima und Kultur hätte kaum aktueller sein können. Hitzewelle, Hagelunwetter und Stürme hinterließen in den letzten Wochen ihre Spuren – nicht nur in der Landwirtschaft. Es hat gezeigt, wie eng das Leben in der Region mit der Natur verbunden ist und wie verletzlich dieser Kreislauf sein kann.
Initiiert wurde der Abend im Maurachhof von der „Klimakultur“ in Zusammenarbeit mit Innovationsnetzwerk Kitzbühel. Projektmanagerin Bianca Riedel hatte dazu besondere Gäste geladen. Neben der preisgekrönten slowenischen Autorin und Bäuerin Nataša Kramberger nahmen Helga Brunschmid (Landesbäuerin), Bettina Aufhammer-Straif (Bezirksbäuerin Kitzbühel), Maria Pirnbacher (ehem. Bezirksbäuerin) und Maria Schmidt, Koordinatorin für Umwelt- und Klimabildung in der Region, am Podium Platz.
Berührende Geschichten als Denkanstöße
Im Mittelpunkt stand Krambergers Buch „Mauerpfeffer“, ein literarisches Plädoyer für nachhaltige Landwirtschaft, das auch persönliche Erfahrungen der Autorin erzählt. Die gebürtige Slowenin lebte lang in Berlin, ehe sie vor einigen Jahren in ihre Heimat zurück kehrte, um dort einen Hof zu bewirtschaften. Ihre Geschichten handelten von Herausforderungen, Glücksmomenten und dem Kampf gegen die Entfremdung von der Natur. „Man kann die Welt nicht retten, ohne eine Geschichte darüber zu erzählen“, sagte sie – und genau das tat sie eindrucksvoll. Mit ihren Texten traf sie mitten ins Herz der Besucher.
„Keine Saison ist gleich, es gibt immer wieder Überraschungen. Man muss lernen loszulassen.“
Nataša Kramberger
Diskutiert wurde aber nicht nur über Klimawandel und Landwirtschaft, sondern auch dem Generationswechsel, gesellschaftlichen Druck und die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft.
„Die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich zu spüren. Die Vegetation hat sich verändert. In kurzer Zeit wächst alles sehr stark. Dann ist es wieder zu nass, zu trocken oder zu kalt und vieles geht kaputt. Dabei haben wir in der Region noch Glück“, berichtete etwa Maria Pirnbacher von ihren Erfahrungen und erhielt breite Zustimmung.
Kennzeichnung für mehr Wertschätzung
Einig war man sich auch darüber, dass es mehr Wertschätzung für die Arbeit am Hof brauche - unter anderem durch eine klare Kennzeichnung regionaler Produkte. „Wir können noch so nachhaltig produzieren, wenn der Konsument nicht erkennt, woher seine Lebensmittel kommen, bringt es nichts“, apellierte Bezirksbäuerin Bettina Aufhammer-Straif und fordert eine ehrliche Herkunftskennzeichnung der Zutaten auch bei industriell verarbeiteten (Fertig-)Produkten.
Für zusätzliche Herausforderungen bei vielen Landwirten sorgt der bevorstehende Generationenwechsel – vor allem dann, wenn weibliche Nachfolger den Hof übernehmen sollen. „Viele Frauen haben Angst, dass sie der Verantwortung nicht gewachsen sind und die Arbeit nicht schaffen“, weiß Landesbäuerin Helga Brunschmid. „Natürlich gibt es körperliche Unterschiede und Frauen können manche schweren Arbeiten alleine nicht schaffen. Aber man darf sich auch ruhig Hilfe holen und muss sich als Frau in nicht mehr beweisen als ein Mann“, betont Maria Pirnbacher und erinnert sich an ihre Jugend, als erstes und einziges Mädchen in der Landwirtschaftsschule.
„Landwirtschaft lässt sich nicht von heute auf morgen ändern. Daher besteht dringender Handlungsbedarf.“
Helga Brunschmid
Große Unterschiede von Stadt und Land
Auch das Thema Biodiversität spielte eine große Rolle. Einig war man sich: Jeder könne etwas dazu beitragen. Biodiversität beginne nämlich schon im eigenen Garten, nicht nur auf den Almen oder Feldern. Das Ziel sei nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Lebensqualität und Schönheit der Landschaft.
Die Veranstaltung zeigte, dass der Austausch zwischen Land und Stadt enorm wichtig ist. „Es ist manchmal wirklich erschreckend, wie wenig die Menschen über die Landwirtschaft wissen“, berichtet Bettina Aufhammer-Straif, die auf ihrem Hof regelmäßig Führungen anbietet. „Zu uns kommen Urlaubsgäste aus aller Welt, aber auch Schüler, die zwar in der Region leben, aber von Landwirtschaft keine Ahnung haben. Sie wissen oft nicht, wie einzelne Produkte entstehen, wieviel Arbeit dahinter steckt und was die Herstellung tatsächlich kostet.