Küss die Hand, Herr Kleinkariert
Auf der Auracher Kabarettbühne im Hallerwirt wurde vergangenen Freitag besonders Scharfes serviert: Ferry Öllinger legte mit „Der Herr Novak“ eine Steilvorlage hin.
Aurach | Als der Karikaturist und Satiriker Gerhard Haderer seinen „Herrn Novak“ schuf, hat er wohl vorher die Feder besonders angespitzt. Zunächst tummelte sich die Figur in seinen Comicstrips in der kleinen aber feinen Zeitschrift „MOFF“.Doch wie es sich nun einmal mit dem Herren Novak verhält, fühlte er sich zu Höherem berufen und landete schließlich auf der Bühne – genial in Szene gesetzt von Schauspieler Ferry Öllinger. Der Herr Novak, das ist ein gelernter Österreicher, einer, der seinen Senf zu allem und jedem parat hat. Wo anders als im Kaffeehaus treffen wir ihn also an, diesen Menschen, der über das Leben sinniert und damit gleichzeitig eine Operation am offenen Herzen der Nation vollführt.
In seiner Jugend hat er – na eh kloar – Fußball gespielt und hätte das Zeug dazu gehabt, in die Bezirksliga aufzusteigen. Das hat dann irgendwie doch nicht geklappt. Aber wurscht, dem Karli Schranz ist es ja in Sapporo auch nicht besser gegangen, damals bei den Olympischen Spielen. So sehr sich das passiv-sportlerische Ego an dem Stichwort Sapporo entzündet – mit „Cordoba“ lässt sich wieder Balsam auf die Wunde träufeln. Da geht das Herz auf, da samma wieder wer.
Beruflich hat es den Herrn Novak übrigens an den Schreibtisch gerufen: Im Innenministerium ist er. Für die ganz heiklen Fälle zuständig. So ein Beamtenleben ist eben nicht einfach.
Der Herr Novak ist vielleicht nur ein Durchschnitts-Österreicher. Aber sein Onkel Kurt, ja der ist ein richtiger Herr. Welcher Herr das genau sein soll, das konnte das geneigte Publikum übrigens anhand der eleganten Haderer-Karikaturen, die den Abend über regelmäßig eingestreut wurden, selber entscheiden.
Glänzend gespielt, scharf getroffen
Der Kulturförderverein Aurach landete mit diesem Kabarett-Kabinettstück einen echten Volltreffer. Ferry Öllinger brauchte nur vor versammeltem Publikum die Stirnglatze aufzuziehen, um so richtig in die Haut dieser Figur zu schlüpfen. Es folgten Pointen in der Art von „Der Herr Karl“, die so treffgenau daher kamen, dass sie fast schon nicht mehr lustig waren.
Aber eben nur fast. Das ist die Kunst eines Haderer, das ist das Können eines Ferry Öllinger. Der Schauspieler, der einem breiten Publikum aus „Soko Kitzbühel“ bekannt ist, konnte in der Rolle des Herrn Novak die Schmähs mit der großen Kelle austeilen.
Als kleinkarierter Rot-Weiß-Roter machte Öllinger der Original-Comicversion alle Ehre. Im Publikum konnte man dabei so manchem Aufreger der vergangenen Jahre Grüß Gott sagen.
Ferry Öllingers Kontakt zum Kulturförderverein Aurach besteht schon seit der ersten Stunde: Öllinger war zufällig bei der Gründungsversammlung der Initiative anwesend. Und so kam er gerne in den Hallerwirt, um im proppenvollen Hause einen gelungenen Kleinkunstabend zu zelebrieren. Elisabeth Galehr