Krise juckt Kitzbühels Gäste nicht
Verkehrte Welt: Der Champagner fließt in Strömen und die Einkäufe in den Luxusboutiquen boomen. Trotz der unsicheren Finanzlage klingeln in Kitzbühels Hotellerie, Gastronomie und Handel wieder die Kassen.
Kitzbühel | Volle Gästebetten, überfüllte Lokale und lange Warteschlangen vor den Seilbahnen und Liften: Angesichts des traditionellen Gästeansturms zu Weihnachten und der Jahreswende ist in der Gamsstadt von der Euro-Krise auch heuer kaum etwas zu spüren. „Bei uns ist – wenn überhaupt – nur noch ganz vereinzelt ein freies Gästebett zu finden“, frohlockt Tourismusdirektor Peter Marko. „Wir sind vollkommen ausgebucht, vom großen Luxushotel bis zur kleinen Gästepension.“
Gäste: Genügend Geld zum Ausgeben
Kitzbühels Publikum zeigt sich darüber hinaus gewohnt zahlungskräftig und spart nicht an den Zusatzausgaben, wie Marko gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger bestätigt. Gekauft werden vor allem Luxuslabels, konsumiert wird bevorzugt Champagner. Die Restaurants sind ausgebucht, mehrgängige Gourmetmenüs an der Tagesordnung. „Viele unserer internationalen Gäste wollen zeigen, dass sie trotz der Finanzkrise noch genügend Geld zum Ausgeben haben“, vermutet der Tourismusdirektor.
Auch in den Skischulen kann man sich derzeit über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Bei den Roten Teufeln herrscht wie bei allen anderen Skischulen Hochbetrieb. Gefragt sind vor allem Instruktoren, die den Gästen Privatunterricht erteilen, bestätigt Ernst Hinterseer, Chef der Roten Teufel, auf Anfrage. „Manche Familien leisten sich sogar den Luxus und engagieren für jedes Familienmitglied – Kleinkinder inklusive – einen eigenen Privatlehrer gleich auf mehrere Tage.“
„Kitzbühel ist eine Ausnahme“
Dass Kitzbühels Publikum bei seinen Urlaubsausgaben nicht spart, weiß auch Klaus Lackner, Obmann der Wirtschaftskammer Kitzbühel und selbst Wirtschaftstreibender in der Gamsstadt. Für ihn stellt Kitzbühel im internationalen und nationalen Vergleich eine Ausnahme dar. „Die Finanzkrise hat unseren Tourismus schon im Jahr 2009 oder auch im Vorjahr kaum belastet.“ Eine durch die Finanzkrise hervorgerufene Verunsicherung unter den Gästen kann er nicht feststellen: „Gekauft werden vor allem Luxusartikel und hochpreisige Qualitätsware.“
Peter Marko führt das ausgabefreudige Gästeklientel unter anderem auch auf den Markenbildungsprozess des Tourismusverbands zurück. „Wir punkten bei unseren Gästen mit Spitzenleistungen und haben deshalb auch das selbe Publikum wie Lech, Zürs oder andere noble Wintersportorte.“ A. Fusser