Kössener Patent erobert Weltmarkt
Bahnbrechend und revolutionär, so lässt sich die in Kössen entwickelte Technologie zur Abtötung von Keimen auf Oberflächen in Kliniken, Pflegeheimen und öffentlichen Bereichen beschreiben. Lizenzen wurden bereits nach China und Deutschland vergeben.
Kössen | „Die Todes-Keime auf der Frühchenstation“ (Welt oline), „Krank durch die Klinik“ (Focus), „Die unheimliche Serie der toten Babys in Passau, Siegen, Mainz und Bremen“ (Bild.de), „Klinik-Keime in München, Infektionen bei Frühchen in Passau“ (SAT 1. Bayern):
180.000 Tote durch Krankenhauskeime
Die medialen Horrormeldungen über lebensbedrohliche und heilungsverzögernde Infektionen durch Bakterien in den Spitälern haben sich in der letzten Zeit gehäuft und für enormes Aufsehen gesorgt. „1,75 Millionen Menschen erkranken allein in Europa jährlich an Infektionen, die sie sich in Spitälern zugezogen haben. Die Tendenz ist steigend“, erklärt dazu Professor Josef Peter Guggenbichler. „180.000 Patienten sterben jährlich daran.“
„Bakterien sind der größte Feind im Spital“
Der aus Kitzbühel stammende und in Kössen wohnhafte Arzt forscht seit Jahren auf diesem Gebiet. Er hat in 25 Jahren wissenschaftlicher Arbeit – Guggenbichler ist emeritierter Vorstand des Instituts für Kinderheilkunde und Infektiologie der Uni Erlangen – ein antimikrobielles Mittel zur Entkeimung von Oberflächen in Kliniken, Pflegeheimen oder öffentlichen Verkehrsmitteln entwickelt. „Der größte Feind im Krankenhaus sind die Bakterien. Sie setzen sich auf Kunststoff fest und breiten sich dort aus, etwa in urologischen Kathetern“, schildert er. Jede Oberfläche im Krankenhaus ist mit resistenten Keimen besiedelt – vom Türgriff am Nachttisch bis zum Bodenbelag.
Oberflächen werden keimfrei
Die von Guggenbichler entwickelte Technologie wirkt gegen Bakterien, Keime und Pilze. Sie basiert auf dem Konzept des natürlichen Säureschutzmantels der Haut. Die technische Umsetzung erfolgt mit Hilfe von so genannten Lewis-Säuren, die einen leicht sauren ph-Wert (3,5 bis 5,5) erzeugen. „Bereits nach drei Stunden sind mehr als 98 Prozent der Keime abgetötet“, erklärt der Kössener Professor. Die Wirksamkeit seiner Technologie übertrifft jene von Nanosilber, Kupfer, Antibiotika und Desinfektionsmitteln. Keimfreie Oberflächen in öffentlichen Bereichen (Verkehrsmittel, Warteräume, Ticketschalter, Wellnesseinrichtungen, etc.) können darüber hinaus die Verbreitung von Infektionserregern verhindern und auf diese Art einen Beitrag zur allgemeinen Infektionsprophylaxe leisten.
Weltweiter Patentschutz
Gemeinsam mit dem Chemiker und Verfahrenstechniker Maximilian Lackner gründete Gruggenbichler im Vorjahr das Unternehmen AMiSTec in Kössen, wobei Lackner auch als Geschäftsführer fungiert. Das Team umfasst mittlerweile acht Mitarbeiter, darunter auch Wissenschafter aus der Ukraine und Deutschland.
Guggenbichlers Technologie ist revolutionär und hat gute Chancen, den Weltmarkt zu erobern. AMiSTec verfügt bereits über das Weltpatent, erste Produktionslizenzen wurden nach Frankreich, Deutschland und China vergeben. In Brasilien und Kanada ist ein Verkaufsteam tätig geworden.
Alexandra Fusser