14. Mai 2008
aktualisiert: 11.04.12, 09:41 Uhr
Ein König in Ghana mit St. Johanner Wurzeln
Sein Reich in Ghana ist zwar nur halb so groß wie der Bezirk Kitzbühel, dafür leben dort mit mehr als 150.000 Menschen etwa dreimal so viele wie hierzulande. In seinem österreichischen Reisepass steht als Name Gerhard Meickl, von seinen afrikanischen Untertanen hat er die Bezeichnung „König Nana Awere Akosah von Awukugua“ erhalten. In seinem Wohnort brütet er über Baupläne und erlebt die Höhen und Tiefen eines Lokalpolitikers, in Afrika wird er von seinem Volk als Wohltäter umjubelt.
Die Vorgeschichte: Eine private Einladung führte Gerhard Meickl vor sechs Jahren erstmals nach Ghana. Wie so üblich lernte er Land und Leute aus touristischer Sicht kennen. Bei einem weiteren Besuch wurde er während eines Dorffestes Zeuge, wie Bewohner für ein Krankenhaus sammelten - ein Schlüsselerlebnis, welches ihm die Augen für die afrikanischen Probleme öffnete. Er gab das Seine, aber: „Da kann ich mehr tun“, schoss es ihm durch den Kopf. Und er tat mehr. Zusammen mit seinem Freund, dem Geschichtswissenschaftler Hermann-Joseph Löhr, gründete er nach der Rückkehr die „Ghana Initiative direkt“. Das Ziel ist es, den Menschen unbürokratisch und ohne Abzug von irgendwelchen Verwaltungskosten zu unterstützen. Dem Verein wurde von der Steuerbehörde die Gemeinnützigkeit anerkannt. Die Mitgliederzahl wächst ständig, nicht nur aus seinem engeren Umfeld, sogar aus Berlin sind schon Spenden überwiesen worden. In den zwei Jahren des Bestehens konnten bereits mehr als 16.000 Euro gesammelt werden. Viel Geld für ein Land, in der beinahe die Hälfte der Bevölkerung mit einem US-Dollar (etwa 60 Cent) am Tag auskommen muss.
Das Angebot, König zu werden
Die Afrikaner zeigten ihre Dankbarkeit auf ihre Art. „Vor zwei Jahren wurde ich eines Tages von den Dorfältesten von Awukugua, einer Stadt rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Acco entfernt, gefragt, ob ich nicht König werden wolle“, schildert Meickl. „Zuerst war ich fassungslos und wollte schon ablehnen. Dann wurde mir aber bewusst, dass ich als König den Menschen noch mehr helfen kann.“
Vor der Erhebung zur Majestät mussten einige Hürden überwunden werden. „Zuerst wurde ich von den Dorfältesten und den Medizinmännern in die Bräuche des Landes eingeweiht.“ Danach galt es Überwindung zu zeigen: „Ich musste meine Zunge mit dem Blut einer frisch geschlachteten Ziege benetzten“, erinnert er sich mit etwas Schaudern. „Damit wird man nach afrikanischem Glauben gegen die Machenschaften anderer Menschen immun.“
Ein Fest über drei Tage
Dannach begann die eigentliche Krönung. „Zuerst wurde ich mit einem weißen Puder bestreut, damit mich die bösen Geister nicht mehr in Beschlag nehmen können“, erzählt er, „danach musste ich auf einem vergoldeten Stuhl mit Armlehnen Platz nehmen.“ Nachdem er einen Eid abgelegt hatte, erhielt er die Königsinsignien, einen goldenen Stirnreifen und ein Zepter. Während der Zeremonie hatte Meickl - oder König Nana Awere Akosah von Awukugua - mehr mit dem Sitz seiner neuen königlichen Bekleidung, einem fünf Meter langen und drei Meter breiten Tuch zu kämpfen. Im Verlaufe des gesamten Vorganges wurde dem jungen Monarchen andauernd Luft zugewedelt, trinken jedoch durfte er nichts. Die Reden wurden in englischer Sprache gehalten, weil sie auch eine der offiziellen Amtssprachen des Landes ist.
Der eigentliche Krönungsakt dauerte mehr als vier Stunden, die ganze Feier drei Tage. Das Ganze wird als Durbar-Fest bezeichnet. „Das Durbar-Fest findet alljährlich statt. Dabei zeigen sich die traditionellen Herrscher der Stadt dem Volk und nehmen ihre Huldigungen entgegen „Ich wurde mit der Sänfte durch die Stadt getragen, die Bevölkerung trommelte und tanzte vor Freude.“ Die Einwohnerschaft lies sich ihre lokalen Köstlichkeiten munden, für Meickl wurde eigens europäisch gekocht. Vor der Krönungsfeierlichkeit musste Meickl den mehr als hundert Personen umfassenden Hofstaat neu einkleiden. „Die Kosten hielten sich in Grenzen, da die Preise ganz andere sind als bei uns.“
Geburtstagsfest in der Heimat
Im November geht es wieder nach Ghana, weil dann das diesjährige Durbar-Fest ansteht. Anreisen wird Meickl nicht mit leeren Händen. Doch zuvor ein Blick zurück: „Wir haben den Markplatz gepflastert. Zum einen ist er jetzt wetterfest, zum anderen hatten wegen der Handarbeit, wie zum Beispiel die Herstellung der Pflastersteine, viele Menschen monatelang Arbeit.“ Die Ziele liegen in der Schulausbildung. „Wir möchten es finanzschwachen Kinder ermöglichen, eine Schule und später eine Universität zu besuchen. Sie wissen genau, dass sie nur mit Bildung etwas in ihrem Land erreichen können.“
Obwohl Gerhard Meickl schon mehr als drei Jahrzehnte in Deutschland lebt, sitzt die Heimat tief. Dieser Tage kommt er nach St. Johann, um in seinem Geburtsort den 60. Geburtstag zu feiern.
Die Vorgeschichte: Eine private Einladung führte Gerhard Meickl vor sechs Jahren erstmals nach Ghana. Wie so üblich lernte er Land und Leute aus touristischer Sicht kennen. Bei einem weiteren Besuch wurde er während eines Dorffestes Zeuge, wie Bewohner für ein Krankenhaus sammelten - ein Schlüsselerlebnis, welches ihm die Augen für die afrikanischen Probleme öffnete. Er gab das Seine, aber: „Da kann ich mehr tun“, schoss es ihm durch den Kopf. Und er tat mehr. Zusammen mit seinem Freund, dem Geschichtswissenschaftler Hermann-Joseph Löhr, gründete er nach der Rückkehr die „Ghana Initiative direkt“. Das Ziel ist es, den Menschen unbürokratisch und ohne Abzug von irgendwelchen Verwaltungskosten zu unterstützen. Dem Verein wurde von der Steuerbehörde die Gemeinnützigkeit anerkannt. Die Mitgliederzahl wächst ständig, nicht nur aus seinem engeren Umfeld, sogar aus Berlin sind schon Spenden überwiesen worden. In den zwei Jahren des Bestehens konnten bereits mehr als 16.000 Euro gesammelt werden. Viel Geld für ein Land, in der beinahe die Hälfte der Bevölkerung mit einem US-Dollar (etwa 60 Cent) am Tag auskommen muss.
Das Angebot, König zu werden
Die Afrikaner zeigten ihre Dankbarkeit auf ihre Art. „Vor zwei Jahren wurde ich eines Tages von den Dorfältesten von Awukugua, einer Stadt rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Acco entfernt, gefragt, ob ich nicht König werden wolle“, schildert Meickl. „Zuerst war ich fassungslos und wollte schon ablehnen. Dann wurde mir aber bewusst, dass ich als König den Menschen noch mehr helfen kann.“
Vor der Erhebung zur Majestät mussten einige Hürden überwunden werden. „Zuerst wurde ich von den Dorfältesten und den Medizinmännern in die Bräuche des Landes eingeweiht.“ Danach galt es Überwindung zu zeigen: „Ich musste meine Zunge mit dem Blut einer frisch geschlachteten Ziege benetzten“, erinnert er sich mit etwas Schaudern. „Damit wird man nach afrikanischem Glauben gegen die Machenschaften anderer Menschen immun.“
Ein Fest über drei Tage
Dannach begann die eigentliche Krönung. „Zuerst wurde ich mit einem weißen Puder bestreut, damit mich die bösen Geister nicht mehr in Beschlag nehmen können“, erzählt er, „danach musste ich auf einem vergoldeten Stuhl mit Armlehnen Platz nehmen.“ Nachdem er einen Eid abgelegt hatte, erhielt er die Königsinsignien, einen goldenen Stirnreifen und ein Zepter. Während der Zeremonie hatte Meickl - oder König Nana Awere Akosah von Awukugua - mehr mit dem Sitz seiner neuen königlichen Bekleidung, einem fünf Meter langen und drei Meter breiten Tuch zu kämpfen. Im Verlaufe des gesamten Vorganges wurde dem jungen Monarchen andauernd Luft zugewedelt, trinken jedoch durfte er nichts. Die Reden wurden in englischer Sprache gehalten, weil sie auch eine der offiziellen Amtssprachen des Landes ist.
Der eigentliche Krönungsakt dauerte mehr als vier Stunden, die ganze Feier drei Tage. Das Ganze wird als Durbar-Fest bezeichnet. „Das Durbar-Fest findet alljährlich statt. Dabei zeigen sich die traditionellen Herrscher der Stadt dem Volk und nehmen ihre Huldigungen entgegen „Ich wurde mit der Sänfte durch die Stadt getragen, die Bevölkerung trommelte und tanzte vor Freude.“ Die Einwohnerschaft lies sich ihre lokalen Köstlichkeiten munden, für Meickl wurde eigens europäisch gekocht. Vor der Krönungsfeierlichkeit musste Meickl den mehr als hundert Personen umfassenden Hofstaat neu einkleiden. „Die Kosten hielten sich in Grenzen, da die Preise ganz andere sind als bei uns.“
Geburtstagsfest in der Heimat
Im November geht es wieder nach Ghana, weil dann das diesjährige Durbar-Fest ansteht. Anreisen wird Meickl nicht mit leeren Händen. Doch zuvor ein Blick zurück: „Wir haben den Markplatz gepflastert. Zum einen ist er jetzt wetterfest, zum anderen hatten wegen der Handarbeit, wie zum Beispiel die Herstellung der Pflastersteine, viele Menschen monatelang Arbeit.“ Die Ziele liegen in der Schulausbildung. „Wir möchten es finanzschwachen Kinder ermöglichen, eine Schule und später eine Universität zu besuchen. Sie wissen genau, dass sie nur mit Bildung etwas in ihrem Land erreichen können.“
Obwohl Gerhard Meickl schon mehr als drei Jahrzehnte in Deutschland lebt, sitzt die Heimat tief. Dieser Tage kommt er nach St. Johann, um in seinem Geburtsort den 60. Geburtstag zu feiern.