Kirchenboden voller Geschichte
Die Pfarrkirche hl. Ägidius wurde in Schwendt 1891 errichtet. Ein Archäologenteam fand heraus, dass sich schon viel früher auf dem selben Standort zwei Gotteshäuser befunden haben.
Schwendt | Statt dem Altar ausgehobene Gräber, statt Holzbänken eine aufgerissene Bodenplatte: Die Schwendter Pfarrkirche ist seit einem Monat eine Riesenbaustelle. In der zweiten Maihälfte diente sie außerdem als Wirkungsstätte für ein sechsköpfiges Archäologenteam, das im Auftrag des Denkmalamtes Nachforschungen in Schwendt anstellte.
Anlass war die Kirchenrenovierung
Im Zuge der längst notwendigen Kirchenrenovierung – die letzte fand laut Auskunft von Bürgermeister Sebastian Haunholter in den Sechzigerjahren statt – war man auf altes Mauerwerk unterhalb der Bodenplatte gestoßen. „Diese Mauerreste belegen, dass sich hier schon viel früher zwei Gebetsstätten befunden haben“, schildert Archäologin Irene Knoche gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger. Der frei gelegte Estrich aus dem 16. Jahrhundert beweist, dass hier ein Gotteshaus mit dem selben Kirchenschiff wie heute gestanden hat. Ein wunderschönes romanisches Mauerwerk unterhalb des Altars, so Knoche, und ein weiterer Estrich seien der Hinweis auf eine noch ältere Kirche aus dem 13. Jahrhundert.
Drei Priestergräber freigelegt
Zudem legten die Archäologen drei Gräber unterhalb des Altars frei, die aus dem späten 16. Jahrhundert stammen. „Damals hat man die Priester auf diese Weise bestattet“, erläutert Knoche.
In einer Schachtel bewahrt die Leiterin des Archäologenteams, fein säuberlich aufgelistet und akribisch beschriftet, weitere Funde aus den drei Schwendter Gotteshäusern auf: Münzen, Teile von Keramiken, Perlen von Rosenkränzen.
Letzte Woche wurden die Ausgrabungsarbeiten abgeschlossen. Die Ergebnisse ihrer Ausgrabungsarbeiten haben die Archäologen den Schwendtern in einem Rundgang präsentiert. Dann wurden die historischen Fundstätten wieder zugeschüttet. „Wir haben im Auftrag des Bundesdenkmalamtes nachgeforscht und unseren Bericht weitergeleitet“, schildert Knoche.
Bürgermeister Haunholter ist von den Ergebnissen der Ausgrabungen begeistert. „Wir werden unsere Ortschronik mit diesen neuen Erkenntnissen bereichern.“
Die Pfarrkirche wird noch für das nächste halbe Jahr eine Baustelle bleiben. Erst Mitte Dezember sollen die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sein. Sie schlagen mit 600.000 Euro zu Buche, sagt Haunholter. Für ein Drittel kommt die Gemeinde Schwendt auf.
Alexandra Fusser