
Kirche geht mit Pfarrverbänden neue Wege
„Diese Pfarrverbände verbinden im wahrsten Sinn des Wortes Menschen, Räume und Ressourcen – dort, wo es sinnvoll ist“, erklärte Projektleiter Generalvikar Harald Mattel. Die Verantwortlichen der Verbände ergänzen und unterstützen Priester und Seelsorger vor Ort, wo es notwendig ist, so Mattel. Nach dem Motto Nahe am Menschen sein und bleiben setzt die Erzdiözese auf das Prinzip Pfarrverband, damit seelsorgliche Nahversorgung auch morgen lebendig bleibt. Die Pfarren bleiben die erste seelsorgliche Anlaufstelle und der Identitätsanker der Gläubigen – „alles, ohne die Strukturen von Pfarren oder Dekanaten aufzulösen“, betonen die Verantwortlichen.
„Die Planungen für solche Pfarrverbände gibt es schon seit den Jahren 2008/2009. Der damalige Generalvikar und heutige Erzbischof hat diesen Prozess angestoßen“, erklärt St. Johanns Dekan Erwin Neumayer. Der Priestermangel, aber auch die Veränderungen in Kirche und Gesellschaft machen eine Änderung notwendig – weg vom Prinzip ein Pfarrer, eine Kirche hin zu einem Verband und einem großen Team.
Im Bezirk Kitzbühel gibt es mit Brixen und St. Johann zwei Dekanate, die nun in neun Pfarrverbände unterteilt sind. „Bei uns hat sich m Dekanat auch ieine Änderung ergeben – die Pfarre Ellmau gehört jetzt ebenfalls zu St. Johann“, klärt Neumayer auf. Bezirksgrenzen spielen in der Diözese ohnehin keine Rolle – so gehören etwa Wörgl, Bruckhäusl, Söll und Scheffau zum Dekanat Brixen.
Ein Pfarrverband ist ein Zusammenschluss mehrerer benachbarter, rechtlich selbstständig bleibender Pfarren mit dem Ziel, durch Zusammenarbeit die Seelsorge und deren Organisation verbindlich gemeinsam wahrzunehmen und weiterzuentwickeln. „Für jeden Pfarrverband gibt es einen Pfarrverbandsrat – dieser besteht jeweils aus zwei Mitgliedern der einzelnen Pfarrgemeinderäte“, erklärt Neumayer. Zum Pfarrverband Niederkaiser–Steinplatte gehören beispielsweise fünf Gemeinden. Damit sitzen zehn Mitglieder im Verbandsrat – aus diesem Kreis wird wiederum ein Verbandskoordinator gewählt. Der Verbandsrat soll sich zwei Mal im Jahr treffen und etwa die Abstimmung der Gottesdienstzeiten oder ähnliche organisatorische Fragen besprechen.
Gezielte Kooperation der Pfarren
Es geht um eine gezielte Kooperation der Pfarren. Der Pfarrverband ist eine organisatorische Einheit, die im rechtlichen Sinne keine eigene juristische Person ist. Der Pfarrgmeinderat jeder Pfarre bleibt das zuständige Gremium für die pfarrliche Vermögensverwaltung, stellen die Verantwortlichen klar. Der jeweilige Dekan ist der Leiter der Pfarrverbände. Die Zusammenarbeit zwischen Pfarre, Pfarrverband und Dekanat wird in den jeweils eigenen Statuten geregelt.
Bereits 2008 wurden in der Erzdiözese Salzburg erste Pfarrverbände errichtet. Nun wurde darauf aufbauend die Struktur evaluiert und teilweise neu festgelegt, um die Seelsorge zukunftsfähig aufzustellen und zu organisieren. Die Zusammenarbeit im Pfarrverband soll ermutigen, heißt es aus Salzburg, einerseits einen gemeinsamen pastoralen Schwerpunkt zu setzen und andererseits das jeweils eigene pfarrliche Profil zu schärfen.
Projektkoordinator Harald Mattel ist überzeugt, dass dank der neuen Strukturen Bürokratie abgebaut und Lösungen auf kleinstmöglicher Ebene gefunden werden können. „Die Kirche in der Region ermöglicht einen Weg, wie wir den Glauben wieder gemeinsam leben und die Frage nach Gott im Dorf wachhalten können“, ist Mattel überzeugt. Der Weiterentwicklungsprozess Kirche in der Region soll den organisatorischen Rahmen für die Sicherstellung seelsorglicher Angebote und kirchlicher Strukturen vor Ort und in der Region bereitstellen. Die Erzdiözese setzt dabei auf Beteiligung, Mitverantwortung der Pfarren und Unterstützung durch interne und externe Experten.
Nach dem Abschluss des Organisationsprozesses in der Zentrale als Vorreiter sollen nun die anderen pastoralen Bereiche folgen. Im Rahmen der Befragungen zur Synodalität sei deutlich geworden, wie wichtig den Gläubigen Kirche in der Region ist – dieser Wunsch soll strukturell abgesichert werden, so die Organisatoren der Diözese.
Aktuelle Zahlen vorgelegt
Dieser Tage legten die Verantwortlichen der Diözese auch die Zahlen des Jahresabschlusses vor. Der Tiroler Anteil der Erzdiözese stellt sich so dar: Insgesamt leben 118.209 Katholiken im Tiroler Teil, 2.086 sind 2024 ausgetreten, 123 in die Kirche eingetreten. Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Das Kirchenbeitragsaufkommen betrug rund 58,1 Millionen Euro.