Kirchdorf führt Gutscheine für Taxifahrten ein – über das gesamte Gemeindegebiet

In St. Johann gibt es ein solches Angebot schon lange, in Oberndorf und Reith ebenfalls – von der Gemeinde geförderte Taxigutscheine. Ein relativ einfaches Instrument zur Förderung der Mobilität für Jugendliche oder auch ältere Menschen – ohne gleich ein eigenes Fahrdienst-System aufbauen zu müssen.
Gerade in der Kaisergemeinde mit den weit auseinanderliegenden Ortsteilen Erpfendorf, Gasteig und Kirchdorf selbst – suchten die Verantwortlichen nach einer Mobilitätslösung für alle Bürger. Zwar haben die Kirchdorfer das Gespräch mit dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) zur Verbesserung gesucht, das Ergebnis war jedoch wenig zufriedenstellend. „Wir haben einen Vorschlag eingebracht, aber dann ewig nichts mehr gehört“, erklärt Kirchdorfs Vizebürgermeister Robert Jong.

Seit zehn Jahren Ärger mit Fahrplan
Der Busfahrplan sei teils einfach nicht für die Kirchdorfer geeignet, ärgert er sich. Seit zehn Jahren versuchen die Kirchdorfer, ordentliche Busfahrpläne zusammenzubringen. So würde etwa ein Bus von der Mittelschule in St. Johann um 12.05 Uhr Richtung Kirchdorf bzw. Erpfendorf losfahren, obwohl der Unterricht bis 12.10 Uhr dauert, ärgert sich Jong. Würde der VVT etwas für Kirchdorf Machbares zusammenbringen, „würde uns das ein Vermögen kosten.“ Da die Eingaben beim VVT nach wie vor nicht fruchteten, haben die Kirchdorfer überlegt, wie sie ein eigenes System auf die Beine stellen können.

„Wir haben uns dann unterschiedliche Projekte angeschaut. Das Angebot in St. Johann, Reith und Oberndorf waren für uns die besten Beispiele, an denen wir uns auch orientiert haben“, schildert Jong. „Wir haben das an unsere Bedürfnisse angepasst und uns ein eigenes Ortstaxi-System erstellt.“ Demnach gibt es einen konkreten Routenplan, der vorerst von einem örtlichen Taxiunternehmen bedient wird. „Den haben wir auch schon“, freut sich der Vize-Dorfchef. Alles, was am Talboden liegt, so Jong, sei im Plan enthalten. Froid, Taxerau und Griesenau werden ebenfalls angefahren, so Jong. Dafür könne man den Taxigutschein auch nutzen, um bis zum Bahnhof nach St. Johann zu fahren. „In der Gemeinde liegen ja VVT-Tickets auf, damit man mit dem Zug nach Innsbruck fahren kann. Das ist ein Grund, warum der Bahnhof dabei ist – ein zweiter ist das Bezirkskrankenhaus, das direkt daneben liegt. Wir wollen unseren Bürgern die Wege erleichtern“, so der Projektleiter.

Vier Taxigutscheine zu je 10 Euro können sich die Bürger – Hauptwohnsitz ist Voraussetzung – im Gemeindeamt holen. „Die Gutscheine sind personalisiert und können von bis zu vier Personen gemeinsam genutzt werden. Sitzen also vier Leute im Taxi, kostet die Fahrt pro Person 2,50 Euro. Sind zwei Leute im Taxi, sind es fünf Euro pro Fahrt. Wir haben uns wirklich lange die Köpfe zerbrochen, wie wir das am besten organisieren“, so Jong. Das notwendige Budget hat der Gemeinderat inzwischen bereits freigegeben. Dass die Taxigutscheine in Kirchdorf teurer sind als in St. Johann, kann Jong ebenfalls leicht erklären: „Unser Ortsgebiet ist ja sehr viel größer.“

Toleranzgrenze bis zu 100 Meter
„Es geht darum, dass wir unseren älteren Mitbürgern die Möglichkeit einräumen können, dass sie etwa zum Arzt kommen“, erklärt der Vizebürgermeister. Es gibt eine Toleranzgrenze von rund 100 Metern – das Taxi kann 24 Stunden am Tag gerufen werden und wird in 99 Prozent der Fälle die Fahrgäste direkt an der Haustür abholen. In manchen Fällen kann das Taxi nicht bis vor die Haustür – aber nicht weiter weg als 100 Meter. „Wir haben jetzt einen Testlauf geplant und werden das Projekt dann in einigen Monaten evaluieren und es erneut im Gemeinderat besprechen“, kündigt Jong an.