Kirchberg träumt von der Gams
Touristiker streben eine Loslösung aus dem Brixentaler Verband an und wollen zu Kitzbühel
Servus Brixental, griaß di Kitzbühel! Die Kirchberger Touristiker streben einen Austritt aus dem TVB Brixental und einen Anschluss an Kitzbühel Tourismus an. 60 Unternehmer unterzeichneten die Unterschriftenliste für den Wechsel zu Kitzbühel.
Kirchberg | Mit dem Brixental hat Kirchberg, außer die Talschaft, nicht viel gemein. Es gab zwar 2006 die touristische Zwangsehe mit Westendorf und Brixen zum TVB Kitzbüheler Alpen Brixental, doch träumen die Kirchberger Touristiker weiterhin von einer Anbindung an Kitzbühel. Vor der Zwangsfusionierung kämpfte Paul Steindl (jetziger Aufsichtsratsvorsitzender der Region Brixental) um einen Anschluss an die Gamsstadt, seine Bemühungen blieben aber unbelohnt.
Nun keimt der Wunsch, nach einer Anbindung an Kitzbühel Tourismus wieder. 60 Unternehmer unterzeichneten den Wunsch für den Austritt aus dem Verbund Brixental. „Unser klares Ziel ist eine Anbindung an Kitzbühel. Wir haben ein gemeinsames Skigebiet und die gute Zusammenarbeit in den letzten beiden Jahren zeigt, dass wir gemeinsam was erreichen können“, sagt Hotelier Hubert Aschaber. Man hat sich über die Vorgangsweise bei einem etwaigen Zusammenschluss auch schon Gedanken gemacht. „Wir möchten zuerst als eigenständiger Verband arbeiten und vielleicht in drei Jahren uns Kitzbühel anschließen“, erzählt Skischulleiter Rudi Lapper.
Der Ausstieg ist rechtlich möglich
„Rechtlich gesehen steht einer Gebietsänderung nichts im Wege. Dafür ist eine Verordnung der Tiroler Landesregierung nach dem Tiroler Tourismusgesetz 2006 erforderlich. Dem wären natürlich eine Stellungnahme- und ein Anhörungsverfahren vorgelagert“, wie Gerhard Föger, Vorstand der Tourismusabteilung im Land, mitteilte. Für die Stellungnahmen wären die Aufsichtsräte des aufnehmenden und des abtretenden Tourismusverbandes zuständig und auch die betroffenen Gemeinden wären anzuhören.
„Vollzogen werden kann ein Gebietswechsel nur zum Jahreswechsel und dabei wären auch die vermögensrechtlichen Aspekte zu klären“, erklärt Föger.
Nebeneinander und auch Miteinander
Über die bisherigen gemeinsamen Kooperationen zwischen Kitzbühel und Kirchberg können auch Kitzbühel Tourismus Präsidentin Signe Reisch und Tourismus-Direktor Gerhard Walter nur Positives berichten. „Nach der erfolgreichen Polen-Kampagne im Vorjahr, werden wir heuer zusätzlich noch gemeinsam den holländischen Markt bewerben“, gibt Reisch einen Ausblick auf die winterlichen Aktivitäten. Als viertes Feriendorf von Kitzbühel kann sich die TVB-Präsidentin Kirchberg nicht vorstellen. „Wir können gut nebeneinander und auch miteinander arbeiten aber nicht in einem gemeinsamen Bett“, sagt Reisch mit einem Augenzwinkern.
„Kitzbühel ist der Motor für die ganze Region. Egal ob Triathlon-EM oder die Rad-Rundfahrt, von unseren Veranstaltungen profitiert auch das Umfeld“, erklärt Gerhard Walter und ergänzt: „Unser Zug ist schon auf Schiene, er muss nur noch Geschwindigkeit aufnehmen.
Gemeinsame Marktziele
Für den Kitzbüheler Aufsichtsratsvorsitzenden und Bergbahn AG Vorstand Josef Burger geht es um gemeinsame Marktziele und darum die Kräfte zu bündeln, um diese Ziele zu erreichen. „Wir müssen die gemeinsamen Marktziele und Kampagnen definieren, damit diese funktionieren. Die Marketing Kampagne Polen beweist, das Kitzbühel Tourismus, die Kirchberger Hotels und die Bergbahn AG als Bindeglied gut zusammenarbeiten können. Wir werden diese Strategien auch weiterhin forcieren. Geschehen konnte dies alles mit dem Hintergrund, dass Kitzbühel aus der KAM (Kitzbüheler Alpen Marketing) ausgetreten ist. Erst danach konnten diese Maßnahmen gesetzt werden“, erklärt Burger und erzählt weiter: „Es geht weniger um Verbandsstrukturen, sondern mehr um den budgetären Freiraum, um gemeinsame Aktionen und Konzepte umsetzen zu können.“ Für Burger sind die unterschiedlichen Verbände kein Hindernis für eine sinnvolle Zusammenarbeit. „Der Weg zum Erfolg führt über gemeinsame Marketingstrukturen und nicht über gemeinsame Verbandsstrukturen“ formuliert Burger seine Vorstellungen.
Elisabeth M. Pöll