Kaffeeplausch mit Eugen Freund
Die österreichweite Tour führte den Spitzenkandidaten der SPÖ zur EU-Wahl, Eugen Freund, auch nach Oberndorf. Im Rahmen eines „Kaffee-Treffens“ stand er für Fragen der Bürger bereit. Der Kitzbüheler Anzeiger bat den Spitzenkandidaten zum Interview.
Oberndorf | Kitzbüheler Anzeiger: Wie stehen die Europäischen Sozialdemokraten zum geplanten Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP)?
Eugen Freund: Für uns ist wichtig, dass die Verhandlungen transparent gestaltet werden. Wir verlangen, dass auch die Zivilgesellschaft daran teilnehmen kann. Schließlich sind wir alle davon betroffen. Derzeit sind keine Gewerkschafter oder Konsumentenschützer dabei. Wenn die guten Standards im Sozialbereich, im Konsumentenschutz oder bei der Qualität der Lebensmittel im Europäischen Sinne nicht beibehalten werden, dann sagen wir klar Nein.
Kitzbüheler Anzeiger: Im Rahmen Ihrer journalistischen Tätigkeit waren Sie US-Korrespondent. Aus dieser Erfahrung heraus: Wie sehen die Amerikaner eigentlich dieses Abkommen?
Eugen Freund: Die Demokraten sind in den USA bereits jetzt sehr skeptisch. Sie haben wegen eines Abkommens mit den Asiatischen Staaten die gleichen Bedenken wie wir mit den USA. So lange dieses Abkommen auf Eis ist, wird auch mit der EU nichts weitergehen. Ich glaube, dass die Verhandlungen noch eine längere Zeit dauern werden.
Kitzbüheler Anzeiger: Der Sozialdemokratische Wahlkampf zielt auf eine Stärkung der Position der Arbeitnehmer ab. Wie lässt sich das erreichen?
Eugen Freund: Wichtig ist, dass man dem Vorurteil, dass alle Maßnahmen zu Lasten der Arbeitnehmer gehen, entgegen tritt. Wenn es in Europa 1.000 Milliarden Euro gibt, die nicht hier versteuert werden, sieht man, dass schon sehr viel Geld vorhanden wäre. Wir drängen darauf, dass dieses Geld versteuert wird, wo es auch erwirtschaftet wird. Davon würden alle Staaten der EU profitieren. So braucht man auch den „kleinen Mann“ nicht zu belasten.
Kitzbüheler Anzeiger: Ihr Wahlslogan firmiert unter „Mein Europa“. Wie ist Ihr Europa eigentlich?
Eugen Freund: Es ist sozialer, gerechter und solidarischer. Sozialer, weil die Arbeitslosigkeit bekämpft wird, solidarischer, weil die Lasten zum Beispiel beim Aufteilen der Flüchtlinge gleichmäßiger auf die europäischen Staaten verteilt werden, aber auch weil das Ungleichgewicht zwischen „reichen“ und „armen“ EU-Staaten ausgeglichen wird. Und es ist gerechter, weil die Schere zwischen Arm und Reich sich wieder zusammen zieht.
Kitzbüheler Anzeiger: Wie stehen Sie zum Thema Lobbyismus?
Eugen Freund: Die Arbeiterkammer hat erhoben, dass es ein Missverhältnis gibt zwischen Lobbyisten von großen Konzernen und jenen von Arbeitnehmer-Interessen. Wir wollen nicht am Gängelband der Finanz-Lobbyisten sein. Es muss ein Gesetz geben, das Transparenz gewährt.
Kitzbüheler Anzeiger: Einige Ihrer politischen Gegenkandidaten können bereits auf eine reiche Erfahrung auf dem Brüsseler Parkett zurückgreifen. Sie hingegen sind ein Quereinsteiger. Glauben Sie nicht, dass Ihnen etwas an Vernetzung fehlt?
Eugen Freund: Ich finde es gut, wenn es gelegentlich frischen Wind im Europäischen Parlament gibt. Ich werde den Blickwinkel eines normalen Bürgers einbringen. Ich glaube nicht, dass das ein Nachteil ist. Die Kontakte hat man dann in der Fraktion. Es gibt hier bewährte Parlamentarier, die diese Bereiche abdecken.
Das Interview führte Elisabeth Galehr
Bild: Nächster Halt: Brüssel. Inzwischen machte der SP-Spitzenkandidat zur EU-Wahl, Eugen Freund (r.), einen kleinen Zwischenstopp in Oberndorf (im Bild mit BM Hans Schweigkofler). Foto: Galehr