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Kitzbüheler Anzeiger

Josefine Sulzenbacher - Eine Unbequeme im Ruhestand

Kitzbühel  |  Für die einen ist sie auch noch 13 Jahre nach dem Abschied aus der Gemeindepolitik ein rotes Tuch, andere wiederum vermissen ihre kompromisslose Art: Die Rede ist von Josefine Sulzenbacher, die allseits nur als Fini bekannt ist. Dieser Tage feierte sie ihren 70. Geburtstag.

Ob man sie mag oder nicht - sie zählt zweifellos zu den schillerndsten Persönlichkeiten Kitzbühels: Die Fini, wie sie selbst von ihren nicht gerade gut Gesinnten mehr oder weniger liebevoll genannt wird. Wie kaum eine andere Frau in der Gamsstadt polarisiert sie - für die einen war sie als Gemeinderätin der Grünen der Hemmschuh, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt ging - diese Entwicklung nannten viele den Ausverkauf der Heimat - für andere ist sie so etwas wie die „Mutter Theresa der Kitzbüheler Grünen“. Beispielsweise als es um das Naturschutzgebiet rund um den Schwarzsee ging und sie die Wildbader vertreiben wollte. Dass das Grand-Hotel in der heutigen Form noch steht, ist ganz allein ihr zu verdanken: Sie lief von Pontius zu Pilatus und setzte durch, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde - und deshalb als Zeuge der Baukunst um 1900 noch heute bewundert werden kann.

Ihre politische Karriere startete sie bei der Initiative für eine liebenswerte Stadt, die unter anderem gegen den Plöckentunnel kämpfte. Weil sie ihr Herz auf der Zunge trägt, schaffte sie sich durch manche Aussage so manchen Feind. Von der Last (oder Lust?) des Engagements für die Allgemeinheit befreit, liebt sie das Leben, singt im Kirchenchor, steht gerne auf den Skiern, ist eine begeisterte Volkstänzerin.

Begnadete Sängerin

Die junge Fini war ein fröhliches, hübsches Mädchen, die dank ihrer Sanges- und Tanzkünste bei den Nationalsängern von Toni Praxmair bei unzähligen Tirolerabenden mit dabei war. Hierbei lernte sie auch ihre große Liebe Helmut Sulzenbacher kennen. Im Vorjahr feierten sie heimlich, still und leise die Goldene Hochzeit. Ebenso still beging sie ihr rundes Wiegenfest.

Fünf Kindern schenkte sie das Leben. Einer davon brachte es zu Weltruhm: Sohn Klaus sammelte als nordischer Kombinierer Titel um Titel, gewann vier Olympiamedaillen - eine mehr als Toni Sailer. Wenn auch keine Goldene dabei war.

Zu Beginn der Karriere von Klaus war sie lästig. Sehr läs-tig sogar. Wenn es um eine finanzielle Unterstützung ging oder wenn er von den Medien zu wenig beachtet wurde.

Vorrang für Familie

Dank ihrer Zähigkeit fand sie für ihren Sohn jene Förderer, die ihr fehlten: Denn die Schwester von Weltmeister Christian Pravda, der als Vater des Kitzbüheler Skiwunderteams gilt, ist eine ausgezeichnete Skifahrerin, die es bis zur Tiroler Jugendmeisterin brachte. Zu einer Zeit, als der Skisport im Vergleich zu heute eine brotlose Kunst war, entschied sie sich für Familie, Beruf und für die Nationalsänger. A. Rußegger

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