Ein Ja zu Flüchtlingen, aber...
Ob das Heim in Reith realisiert wird, steht noch in den Sternen. Es ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit, denn Platz wäre in dem Haus für doppelt so viele Flüchtlinge.
Reith | Eine Woche nachdem die dafür zuständigen Mitarbeiter der Tiroler Soziale Dienste GmbH dem Gemeinderat die mögliche Unterkunft für 50 Asylwerber auf Reither Gemeindegebiet vorstellten, trafen sich die Mandatare erneut, um über die Thematik zu beraten und einen Beschluss zu fassen.
Bürgermeister hat sich umfassend informiert
Wie der Kitzbüheler Anzeiger berichtete, wollte die Gemeindeführung noch einige Dinge vor der Abstimmung abklären. „Ich habe Gespräche mit den Anrainern geführt, die stehen einer Flüchtlingsaufnahme positiv gegenüber, und mich bei den Gemeinden erkundigt, die bereits Flüchtlinge aufgenommen haben“, berichtete Bürgermeister Stefan Jöchl. Er betonte, dass die anderen Bürgermeister nur Positives zu berichten haben. „Sie haben es nicht bereut und die prophezeiten Probleme mit den Asylwerbern sind bislang noch in keiner Gemeinde aufgetreten“, erzählte Jöchl.
Wenn keine Familien, dann nur 20 Menschen
Das Haus würde Platz für bis zu 50 Asylwerber bieten, für die Reither sind das zu viele Menschen. „In Anbetracht der Infrastruktur von Reith halte ich 25 Flüchtlinge für angemessen. Mehr würden wir nicht schaffen“, so der Bürgermeister. Die Anregung von GR Peter Gandler, die Zahl 25 an die Bedingung, dass auch Familien nach Reith kommen, zu knüpfen, wurde angenommen. Falls keine Familien nach Reith kommen, will der Gemeinderat nur 20 Menschen akzeptieren.
Schützenhilfe kam aus Kitzbühel
Um den Gemeinderäten das Leben von den Menschen in den Flüchtlingsheimen zu erklären standen Edwin Veldt sowie Karin Switrak vom Flüchtlingsheim in Kitzbühel Rede und Antwort. Auch Gertraud Rief, die die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit in Kitzbühel koordiniert, gab Einblicke in das tägliche Leben der Asylwerber. Die Bedenken der Reither Gemeinderäte konnten damit aber nicht alle ausgelöscht werden. Nach einer erneuten fast einstündigen Diskussion sprach sich in den geheimen Abstimmungen ein Gemeinderatsmitglied gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus, zwei waren mit der Anzahl von bis 25 Menschen nicht einverstanden.
Das Projekt steht auf der Kippe
Ob das Haus auch mit „nur“ 25 Personen wirtschaftlich geführt werden kann, wird derzeit abgeklärt. „Wir stehen in Verhandlungen mit der Eigentümerin. Sie hat sich eine Bedenkzeit von drei bis vier Wochen erbeten“, berichtet Georg Mackner von der Tiroler Soziale Dienste GmbH. Das Anwesen ist durch die Unterbringung von Flüchtlingen schwer anderweitig nutzbar und würde so weiterhin halb leer stehen. Derzeit werden die Einheiten als Ferienwohnungen vermietet.
„Ich verstehe und akzeptiere die Entscheidung der Gemeindeführung, da die Einrichtung aber mit Steuergeld bezahlt wird, können wir das Projekt nicht um jeden Preis realisieren. Hier geht es auch um Kosten und Nutzen“, betont Mackner. Es könnte demnach auch sein, dass das Projekt in Reith gar nicht zustande kommen wird.
Gemeinderat hätte gar kein Mitsprachrecht
Rein rechtlich gesehen, hätte die Gemeindeführung übrigens gar kein Mitspracherecht bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Die Tiroler Soziale Dienste GmbH, in deren Hände das Land Tirol die Flüchtlingskoordination gelegt hat, ist aber um eine Miteinander bemüht, wie Mackner erklärt. Auch wenn dadurch Projekte scheitern könnten.
Johanna Monitzer
Bild: Der Tiroler Soziale Dienste GmbH wurde dieses Haus in Reith als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Jetzt geht es darum, ob das Haus aufgrund der geringeren Belegung wirtschaftlich geführt werden kann. Foto: Monitzer