Inklusion? –
Exklusiv Moral!

Es wird wieder fleißig gerechnet. Nicht mit Menschen, sondern an ihnen. Weil das Budget eng ist, weil man Prioritäten setzen muss, weil irgendwo das Geld fehlt – wir kennen das ewige Lied.
Und wie jedes Mal endet die Strophe in einer Katastrophe. Nämlich bei denen, die sich am wenigsten wehren können: Menschen mit Behinderung.
Der Mobilitätszuschuss? Halbiert! Förderungen für Tagesstrukturen? Unter Druck. Mitarbeitende in der Behindertenhilfe? Am Limit. Aber Hauptsache, die Budgetzahlen glänzen. Hauptsache, man kann sagen: „Wir haben gespart.“ Ja, wir haben gespart – an Menschlichkeit, an Würde und an Rückgrat.
Inklusion ohne zu inkludieren
Inklusion – ein Lieblingswort in der Politik. Zumindest solange die Kameras laufen und die Mikrofone an sind. Dann lächelt man gerne in die Runde, redet von Chancengleichheit, vom Miteinander, vom „gemeinsamen Weg“. Und kaum sind die Lichter aus, wird nachgerechnet: „Was kostet uns das eigentlich?“ Plötzlich wird aus Inklusion eine Variable in der Sparformel. Aus einem Recht ein Kostenfaktor. Aus Menschen Summen, die man kürzen kann. Und niemand ruft laut genug, weil die Betroffenen oft keine Lobby haben. Keine mediale Schlagkraft. Keine PR-Maschinerie. Nur Alltag – und genau das macht sie zum perfekten Sparziel.
Sparen am falschen Fleck
Man könnte ja denken, wenn’s ums Sparen geht, schaut man zuerst dorthin, wo es (mehr) Spielraum gibt: Politikgehälter, Parteiförderungen, Prestigeprojekte ... Aber da traut man sich nicht ran.
Also kürzt man lieber dort, wo die Empörung klein bleibt – bei Menschen, deren Alltag ohnehin schon voller Barrieren steckt. Und so reden wir weiter über „strukturelle Effizienz“ und „nachhaltige Konsolidierung“ – schöne Worte für hässliche Entscheidungen. Nur gut, dass man dabei nicht in den Spiegel schauen muss.
Ich erhebe meine Stimme
Ich erhebe meine Stimme, weil ich hoffe, dass andere das auch tun. Weil wir nicht länger schweigen sollten, wenn Menschlichkeit zur Verhandlungsmasse wird.
Vielleicht lesen das ja ein paar Menschen, die morgen sagen: „Nein, das geht so nicht weiter.“ Vielleicht, ganz vielleicht, bewegt sich ja etwas.
Denn Empörung allein verändert nichts – aber sie kann der Anfang sein. Inklusion ist nämlich kein Luxusartikel, sondern ein Menschenrecht – eines, das wir gerade dabei sind, auf Raten zu verkaufen.