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Kitzbüheler Anzeiger
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Beim AAB-Treffen, v.l.: Standort-Bgm. Paul Sieberer, Steuerberater und Referent des Abends Stefan Erharter, LA Katrin Brugger, AK-Kammerrat Anil Dönmez und Kitzbühels Bezirks-AAB-Obmann Roman Thaler.

Im Durchschnitt geht es sich g'rad so aus

Mit Statistiken ist das so eine Sache: Viele Werte, viele Interpretationsmöglichkeiten. Beim jüngsten AAB-Treffen in Hopfgarten unter dem Motto „Arbeit ist unser Thema“ wurden die Einkommens- und Wirtschaftsdaten des Bezirks in einen wichtigen Kontext gebracht: Wie geht es dem durchschnittlichen Arbeitnehmer im Bezirk Kitzbühel? Denn eines, sagt AK-Kammerrat Anil Dönmez, müsse klar sein: „Wer in unserer Region fleißig arbeitet, soll sich ein angenehmes Leben leisten können.“ Dönmez gab in seinen Ausführungen einen Überblick über die wichtigsten Wirtschafts-Kenndaten im Bezirk Kitzbühel: „Wir wollen die Realitäten aufzeigen.“

Die Beschäftigungsstruktur spiegelt z.B. deutlich die große Bedeutung des Tourismus in unserer Region wider. 32,2 Prozent der Berufstätigen arbeiten in diesem Bereich. 25,6 Prozent der heimischen Beschäftigung findet im Gewerbe und Handwerk statt, auf den Handel entfallen 17,1 Prozent und auf die Industrie 10 Prozent. Insgesamt gibt es 5.851 Unternehmen – davon vier Großbetriebe. Darüber hinaus bilden 354 Lehrbetriebe 860 Lehrlinge aus (Daten-Stand: 2023).

Zweitniedrigstes Bruttoeinkommen
Mit einem mittleren Jahresbrutto-Einkommen von 30.368 Euro lag Kitzbühel im Jahr 2023 an vorletzter Stelle im Vergleich der Tiroler Bezirke. „Auf den Tiroler Schnitt fehlen fast 9 Prozent“, zitiert Dönmez aus den aktuell verfügbaren Einkommensdaten. Das mittlere monatliche Einkommen lag in Kitzbühel bei 2.169 Euro brutto. „Damit wurde das österreichische Durchschnittseinkommen um 12 Prozent verfehlt“, so Dönmez. Gleichzeitig tut sich im Bezirk nach wie vor eine deutliche Schere zwischen den mittleren Jahresbrutto-Einkommen von Männern und Frauen auf: Die generelle Einkommensdifferenz zwischen den Geschlechtern, wenn alle Arbeitsformen betrachtet werden, lag bei einem Nachteil der Frauen von 38 Prozent. Eine Kennzahl überraschte: Weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer im Bezirk geht einer ganzjährigen Vollzeitarbeit nach: Im Jahr 2023 waren es insgesamt nur 43 Prozent.

„Rund 57 Prozent der Männer arbeiten das ganze Jahr hindurch in einer Vollzeitstelle“, führte Dönmez in seinem Vortrag aus. Bei den Frauen sind es 29 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird es nun spannend, wie es um den Jahresbruttobezug bei ganzjähriger Vollzeitarbeit im Bezirk Kitzbühel bestellt ist. Es zeigt sich: Auch bei ganzjähriger Vollzeitarbeit belegt die Region den vorletzten Platz innerhalb Tirols. Das mittlere Einkommen beträgt 47.242 Euro – auf den Bundesland-Schnitt fehlen fast fünf Prozent bzw. rund 2.450 Euro. Übrigens: Blendet man den Faktor Teilzeitarbeit aus, bleibt auch bei ganzjähriger Vollzeitarbeit eine Einkommensdifferenz zwischen Mann und Frau von etwa 17 Prozent.

Konjunktur schlägt sich nieder
Das gezeichnete Bild ist naturgemäß kein statisches: Der Arbeitsmarkt folgt der Konjunktur, und die ist momentan nicht so rosig. Das schlug sich wie berichtet auch auf den Arbeitsmarkt nieder. Mit Ende März waren beim AMS Kitzbühel 1.315 Personen als arbeitslos vorgemerkt. Gleichzeitig war die Zahl der offenen Stellen rückläufig. Die Einkommensdaten kontrastierte Anil Dönmez mit den durchschnittlichen Haushaltsausgaben im Bezirk Kitzbühel. Die Schlussfolgerung kann dabei nur lauten: „Es gibt im Bezirk viele Menschen, bei denen es sich nicht ausgeht, oder knapp ist.“ Und, so Dönmez: „Armut ist sehr leise.“ Denn die Betroffenen, bei denen das Geld am Monatsende – oder auch schon vorher – fehlt, reden nicht gerne darüber. Und sie lassen mitunter auch Förderungen liegen, die ihnen zustehen würden. Daher unterstrich AAB-Obmann Roman Thaler auch: „Wir müssen genau hinschauen. Die Dinge sind nicht immer rosig. Dennoch wollen wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.“ Der jüngste AAB-Termin bleibt nicht der einzige zu diesem Thema: Nächste Gelegenheit ist am 8. Mai um 19 Uhr im Rasmushof Kitzbühel.

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