Ich bin ein Zeichen des Glaubens
Hofers „Glockenspielmarsch“, um 1950 komponiert, der Stadtmusik Kitzbühel gewidmet, aber leider nie gespielt, wurde endlich uraufgeführt! Wenn in der folgenden Rezension dieses musikalische Ereignis besonders hervorgehoben wird, darf beim Leser Verständnis vorausgesetzt werden, ja, es sollte uns Kitzbühelern doch zumindest ein gewisser Stolz überkommen, dass es diesen, in seiner Art freilich so ganz anderen „Marsch“ gibt und zugleich ein leises Bedauern darüber, dass man eine so bodenständige, ganz auf Kitzbühel bezogene Komposition so lange – immerhin fast fünf Jahrzehnte – im „Dornröschenschlaf“ gelassen hat, noch dazu, wo Maria Hofer hier, eben in Form eines Marsches, IHR Kitzbüheler Glockenspiellied „ich bin ein Zeichen des Glaubens...“ (das Glockenspiel ist ja einerseits Kriegerdenkmal, andererseits als „Preis und Dank an Gott“ gemeint) verarbeitete.
Ein Stück „Kitzbüheler Identität“
Man hörte die Melodie früher öfters vom Katharinenkirchenturm, und es ist interessant, wie Hofer das Hauptthema – eben dieses Lied – durch die verschiedenen Instrumentengruppen führt. Überhaupt durchbricht der Marsch –und darüber mögen sich manche Zuhörer etwas gewundert haben – das gewohnte Schema vor allem österreichischer Märsche. Bleibt zu hoffen, dass man hinkünftig dieses, für die Musiker gewiss nicht ganz leicht zu spielendes Stück, öfters zu hören bekommt, weil es eben so sehr Kitzbühel-bezogen ist, sozusagen eine „Kitzbüheler Identität“ darstellt.
Einen großen, sogar größten Dank, an unseren Ossi Pletzer, dass er es mit dem Marsch gewagt und die Einstudierung vielleicht sogar gegen Widerstände durchgesetzt hat; Dank aber auch allen beteiligten Musikern, dass es letztlich doch zur Uraufführung kam!
Moderner zweiter Konzert-Teil
Aber zum Gesamtkonzept! – Was alles man da zu hören bekam, wie geschmackvoll das Programm gewählt war, soll nicht weniger hervor gehoben werden. Ossi Pletzer hat eine sehr ausgewogene Wahl getroffen – beginnend mit Edward Elgars berühmten Stück „Pomp and Circumstance Nr. 1“ über den „Glockenspielmarsch“, Johann Strauß‘s „Kaiserwalzer“ und zwei weitere „Sträuße“ zum modernen Teil des Abends mit „His Honor“ von Henry Fillmore“, einem Glenn Miller-Querschnitt („Miller-Magic“), Barrie Gotts „Light-Walk“, Bowwmans „12th Street Rag“ und schließlich dem Evergreen „When The Saints Go Marchin‘ In“.
Beachtliches musikalisches Können
Geführt durch das Programm hat kein Geringerer als der in solchen Dingen routinierte Hannes Buchegger, selbst hervorragender Musiker, Dirigent und Sänger, und hier wurde die Freude des Publikums verdoppelt; denn Buchegger zeigte sich in zwei Draufgaben als begabter Udo-Jürgens-Imitator – und zwar mit dem „Griechischen Wein“ und der Temperamentsbombe „Aber bitte mit Sahne“.
Alles in allem: man darf, man muss unserer Stadtmusik und ihrem umsichtigen Leiter wieder einmal beachtliches Können attestieren – erfreulich die vielen Jungen in der „Band“ – und herzlich gratulieren. Hugo J. Bonatti