
Hörbare Leidenschaft bewegt Hopfgarten
Kammermusik ist das Zusammenspiel weniger Instrumente mit großer sozialer und emotionaler Tiefe“, brachte es Bürgermeister Paul Sieberer bei der Eröffnung auf den Punkt.
Genau das war beim Auftaktkonzert eindrucksvoll zu erleben: Die Musiker standen in lebendigem Austausch, reagierten aufeinander über Blicke und Gesten, strahlten Freude aus und übertrugen diese direkt auf die Zuhörerinnen und Zuhörer. Rund 350 Gäste füllten den „Dom des Brixentals“ mit Begeisterung.
Fixpunkt im Tiroler Kulturkalender
Das Kammermusikfest geht auf eine Initiative des ehemaligen Pfarrers Nikolaus Erber zurück. Als er Hopfgarten verließ, gründete sich 2003 der Verein Kammermusikfest Hopfgarten, den heute Albin Ritsch leitet. Gemeinsam mit Andrea Achrainer und Dietmar Trägner organisiert er die Konzertreihe, die längst ein Fixpunkt im Tiroler Kulturkalender ist.
„Die Veranstaltung ist heute sehr gut etabliert. Wir haben behutsam fortgeführt, was Nikolaus Erber aufgebaut hat. Vor Corona gab es auch Kino, Theater und Jazz, mittlerweile konzentrieren wir uns wieder ganz auf die Kammermusik“, sagt Ritsch.
„Passion!“ ist das diesjährige Thema
Das diesjährige Motto „Passion!“ spiegelte sich gleich im Eröffnungskonzert wider. Barocke Leidenschaft war in den Werken Antonio Vivaldis zu spüren, darunter auch eine Bearbeitung durch Johann Sebastian Bach, die als reines Orgelkonzert erklang.
Höhepunkt des Abends waren Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, die nach der Pause für frenetischen Jubel und Standing Ovation mit zwei Zugaben sorgten. Es sind Stücke, die aus der Musiklandschaft nicht wegzudenken sind, und dennoch bot das Programm weit mehr als Bekanntes. Die Bandbreite von Vivaldis Schaffen – von Sonate bis Concerto – kam an diesem Abend eindrucksvoll zur Geltung.
Künstlerische Handschrift
Seit Beginn prägt der Cellist Ramón Jaffé das Festival als künstlerischer Leiter. „Seit 31 Jahren bin ich dabei – genau die Hälfte meines Lebens“, sagte er und betonte, wie herzlich er in Hopfgarten jedes Jahr empfangen wird. Begleitet wurde er diesmal vom Thüringer Bach Collegium unter der Leitung und Konzertmeisterschaft von Gernot Süßmuth, das für ein differenziertes und zugleich mitreißendes Klangbild sorgte.
Ein besonderes Glanzlicht setzte die große Metzler-Orgel Opus 600, eines der bedeutendsten Instrumente Tirols. Im Zusammenspiel mit dem Organisten Hansjörg Albrecht konnte sie ihre Klangfülle zur Gänze entfalten.

Regionale Verankerung besonders wichtig
Das Kammermusikfest ist weit mehr als eine Konzertreihe. Gäste reisen aus ganz Tirol und sogar aus dem Ausland an, einige Urlauber verbinden ihren Aufenthalt gezielt mit den Konzerten. Kultur spielt in Tirol eine wesentliche Bedeutung, wie stark sie in der Region verankert ist, zeigte sich beispielhaft in Hopfgarten.
Die Zusammenarbeit mit den drei benachbarten Gasthäusern am Marktplatz ist dabei ein lebendiger Beweis für das Miteinander. Nach Proben und Aufführungen kehren die Musiker dort gemeinsam mit dem Organisationsteam ein und genießen die Tiroler Küche, die zum festen Bestandteil des Festivalerlebnisses geworden ist. Von Anfang an war es dem Organisationsteam wichtig, dass Kammermusik allen offensteht.
Das Musikfest ist offen für alle
Deshalb gibt es freie Platzwahl, günstige Eintrittspreise, Kinder bis 14 Jahre haben freien Zutritt, Jugendliche und Studierende bis 26 Jahre erhalten stark ermäßigte Tickets. Auch das Programmheft, das kostenlos verteilt wird, gehört seit jeher zum Konzept. Es enthält Texte, die ursprünglich aus einem Studierendenprojekt der Universität Salzburg entstanden sind und bis heute einen wertvollen Vermittlungszugang zur Musik schaffen.
Am Freitag, 5. September, findet „Leidenschaft Tango“ in der Salvena um 19.30 Uhr statt – dem abschließenden Konzert des diesjährigen Kammermusikfests.