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Kitzbüheler Anzeiger

„Hin und wieder Nein sagen“

Der bekannte Autor Felix Mitterer  teilt mit dem  Kitzbüheler Anzeiger einige Gedanken über die Entstehung seines Stückes „Jägerstätter“.

St. Johann | Kitzbüheler Anzeiger: Wie haben Sie sich die Figur Franz Jägerstätter erarbeitet?

Felix Mitterer: Ich muss damit anfangen, dass das Theaterstück gar nicht meine Idee war, sondern Gregor Bloeb hat mich gefragt, ob ich das tun würde. Zunächst hatte ich Zweifel, weil ich über Jägerstätter dieselben Vorurteile hatte, wie viele andere. Dass er halt ein Betbruder war, und dass sein Widerstand nichts gebracht hat. Dann habe ich die Familie besucht. Ich bin drauf gekommen, dass er nicht so war, wie ich befürchtet habe. Sondern dass er ein froher junger Mensch gewesen ist, der mit dem Kinderwagen durch den Ort spaziert. Und der erste mit Motorrad. Einer der nicht anders konnte. Er hatte aber Gewissensbisse: Er wusste, er lässt Kinder zurück und eine Frau. Der Widerstand war nicht umsonst. Ein amerikanischer Soziologe hat in den 60-er Jahren ein Buch über ihn herausgebracht. Dadurch wurde Franz Jägerstätter in den USA bekannt. Auch beim Zweiten Vatikanischen Konzil ging das durch, dass man aus Gewissensgründen verweigern kann.
Schließlich habe ich mit großer Freude geschrieben, vor allem weil ich gemerkt habe, dass es eine große Liebesgeschichte mit seiner Gattin Franziska gegeben hat. Ich habe sie noch getroffen. Das war wahnsinnig schön.

Kitzbüheler Anzeiger: Wie reagierte die Familie auf Ihr Werk?

Felix Mitterer: Das Schreiben war auch deswegen schwierig, weil ich wusste, ich musste das der Familie zu lesen geben. Es ging gut, alle waren einverstanden. Das Stück selbst war ein Überraschungserfolg, den ich nicht erwartet habe bei dem Thema und der traurigen Geschichte. Ich denke es ist gelungen, das Jägerstätter-Bild zu verändern.

Kitzbüheler Anzeiger: Was hat Sie an der Beziehung von Franz und Franziska Jägerstätter am meisten berührt?

Felix Mitterer: Wenn einer erst einmal selig gesprochen wird, ist er in die Höhe gehoben. Ich wollte ihn als Menschen zeigen und seine Verbindung zu seiner Frau.

Kitzbüheler Anzeiger: Wie sehen Sie die Rolle Ihres Chores? Waren das damals Mitverbrecher, oder doch nur normale Menschen?

Felix Mitterer: Das ist Volkes Meinung, ganz normale Menschen, wie wir alle. In Radegund war kein einziger illegaler Nazi damals. Die wollten nur durchkommen, keine Probleme haben und nicht auffallen. Es gibt da keine bösen Menschen. Es haben Franz Jägerstätter viele gut meinende Menschen zugeredet.
Was übrig bleibt, ist, dass wir auch hin und wieder nein sagen sollen. Uns kostet es ja nicht wie früher den Kopf.

Das Interview führte Elisabeth Galehr

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