Heinz Leitner verabschiedet sich
Nach über 40 Jahren Engagement nimmt Bürgermeister Heinz Leitner (SPÖ) den Hut und verabschiedet sich mit Ende dieser Periode aus der Politik.
Jochberg | Der Gedanke ist lange in ihm gereift - es war kein Schnellschuss, erzählt Bürgermeister Heinz Leitner dem Kitzbüheler Anzeiger als erstem Medium exklusiv von seinem Entschluss bei den kommenden Gemeinderatswahlen im Februar 2016 nicht mehr anzutreten. „Ich werde im nächsten Jahr 64 Jahre alt und mit 70 will ich nicht mehr Bürgermeister sein. Jetzt sollen die Jüngeren übernehmen“, so Leitner. Der Sozialdemokrat wird sich mit Ende dieser Periode komplett aus der Politik zurückziehen. „Es wäre auch irgendwie komisch als ehemaliger Bürgermeister noch im Gemeinderat vertreten zu sein. Entweder ganz oder gar nicht“, so Leitner.
1975 trat Heinz Leitner der SPÖ bei
Mit Ende dieser Periode war Heinz Leitner dann 36 Jahre im Jochberger Gemeinderat vertreten, 12 Jahre davon als Bürgermeister der 1.500-Seelen Gemeinde. Nach dem Abschluss der HTL als Elektrotechniker begann sich Leitner für die sozialdemokratische Politik zu interessieren. 1975 trat er der jungen SPÖ bei. Seit 1977 stellt er den Ortsparteiobmann von Jochberg. 1980 schaffte Leitner auf Anhieb den Einzug in den Gemeinderat. „Es war eigentlich wie ein Traum, zuerst hatten wir als SPÖ ein Mandat im Gemeinderat, dann wurde ich plötzlich zum Bürgermeister gewählt - hätte mir das jemand 1980 erzählt, hätte ich es nicht geglaubt“, erinnert sich Leitner.
Leitner hatte von Anfang an das Vertrauen
2004 setzte er sich klar gegen Fritz Noichl (FPÖ), Justin Wieser (ÖVP) und Johann Möllinger (unabhängige Liste) durch. „Ich kann mich noch erinnern, wir haben vor der Wahl 2004 eine Umfrage gemacht, ob ich überhaupt Chancen hätte“, schmunzelt Leitner.
Auch 2010 blieb die vorausgesagte Stichwahl aus. Die Jochberger schenkten Leitner weiterhin ihr Vertrauen und wählten ihn mit über 50 Prozent erneut zum Dorfchef. Aus dem einen SPÖ-Mandat zu Leitners Anfangszeiten sind mittlerweile vier geworden. Trotz nicht vorhandener Mehrheit im Gemeinderat wurden die meisten Beschlüsse einstimmig gefällt. Bei den Sitzungen herrscht oft eine familiäre Stimmung. Miteinander eine Lösung finden, war dem Dorfchef immer wichtig, sagt er.
Ein Schlag ins Gesicht: Schließung Altenheim
Leitner ist ein Mensch, der ruhig handelt. Geduld zählt er zu seinen Stärken, obwohl diese in der Politik oft sehr strapaziert wurde. „Die Verfahren dauern alle so lange, es ist teilweise sehr mühsam tolle Projekte umzusetzen“, findet Leitner klare Worte. Als einen Schlag ins Gesicht, der ihn sehr getroffen hat, bezeichnet er die Schließung des Altenwohnheimes im Jahr 2009. „Für die Bewohner war das damals sehr schlimm und geärgert hat mich auch, dass wir gerade dabei waren eine Lösung zu erarbeiten - was dann aber zu spät war“, erinnert sich Leitner.
Ganz umsonst waren die Bemühungen aber nicht, denn mit viel Elan haben er und die Jochberger dann das Konzept für das Sozialzentrum „Lenz“ erarbeitet, welches nun im „Haus im Leben“, das kurz vor der Realisierung steht, teilweise umgesetzt wird.
Luxushotel hat vieles ins Rollen gebracht
Zufrieden ist Leitner mit der touristischen Entwicklung im Ort. „Der Bau des jetzigen Kempinski-Hotels hat vieles ins Rollen gebracht - so auch den Bau der Wagstättbahn durch die Bergbahn AG Kitzbühel“, sagt Leitner. Als eine Herausforderung für die Zukunft sieht er die Erweiterung des touristischen Angebots. „Es braucht auch preisgünstige Angebote für den kleineren Geldbeutel in Jochberg“, so Leitner.
Im Großen und Ganzen habe er alle wichtigen Projekte realisieren können, sagt Leitner. Eine Aufzählung darüber, was er in den letzten zwölf Jahren alles als Dorfchef bewegen könnte, würde die Kapazitäten sprengen. Als eines seiner letzten Projekte konnte er das Siedlungsprojekt „Bodenfond Riesern“ noch auf Schiene bringen. Auf der Sonnenseite von Jochberg entstehen auf einer Fläche von drei Hektar ein Siedlungsgebiet mit leistbaren Grundflächen.
„Langweilig wird mir sicher nicht“
Langweilig wird Leitner in seiner Polit-Pension nicht werden. Er engagiert sich weiterhin auf vielen Ebenen ehrenamtlich, so ist er unter anderem Obmann des Theatervereins und Mitglied beim Museums- und Pensionistenverein. „Ich gebe nicht auf, es fängt nur neu an“, schmunzelt Leitner. Er will sich dann auch wieder viel Zeit für seine Familie und Freunde nehmen.
Wer folgt Heinz Leitner nach?
Wer SPÖ-Urgestein Heinz Leitner nachfolgt steht noch nicht fest. Die Ortsgruppe Jochber ist gerade dabei sich neu aufzustellen. Johanna Monitzer