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Heimlicher Bürgermeister, Schützenhauptmann, Autor

Zuerst zum „noch“ in der Einleitung: Seit 36 Jahren leitet der nunmehr 61 Jahre alte Johann Karl Steiner das Gemeindeamt in Waidring. Am 30. Juni ist Schluss damit, es folgt der Wechsel in den Ruhestand. „Ich war neun Jahre bei der Post und stand kurz davor, die Leitung eines Postamtes zu übernehmen, als sich der Wechsel zur Gemeinde angeboten  hat“, erinnert er sich. „Ich habe lange überlegt. Rückblickend bedauere ich die Entscheidung keine Sekunde.“ Der Job bereite ihm heute noch die gleiche Freude wie am ersten Arbeitstag. „Als ich 1973 begonnen habe, arbeiteten wir noch mit der Handdurchschreibebuchhaltung, es folgte ein gebrauchter Lochkartencomputer vom Bezirkskrankenhaus St. Johann, ehe die moderne elektronische Datenverarbeitung Einzug hielt“, schildert Steiner die Entwicklung in der Verwaltung. „Zu Beginn meiner Ära gab es in Waidring keinen Kanal, der Fremdenverkehr war auf den Sommer beschränkt.“ Erst mit der Erschließung der Steinplatte 1974 kamen die ersten Skifahrer in die Grenzgemeinde. Weitere Schwerpunkte in seiner Amtszeit waren die Wasserversorgung und der Ausbau des Wegenetzes. Der Sohn des Oider-Bauern betätigte sich auch politisch: Von 1980 bis 1992 war er Gemeindevorstand und dabei Kulturreferent, von 1989 bis 1992 sogar Vizebürgermeister. Steiner diente unter drei Bürgermeistern: Josef Winkler, Michael Grander und nunmehr unter Heinz Kienpointner.

Führende Rolle bei Schützen

Das Herz des Johann Karl Steiner schlägt aber auch für die Schützen. 1966 wurde er Mitglied der Kompanie Waidring, bereits ein  Jahr später war er Leutnant und Obmann-Stellvertreter, vier Jahr danach schon Hauptmann und Obmann. Neun Jahre war er Kommandant des Wintersteller-Bataillons (1992-2001), seit 1993 ist er Viertelkommandant Unterland. „Dem Viertel gehören in den Bezirken Kitzbühel, Kufstein, dem Inntal bis Schwaz und dem Zillertal 68 Kompanien mit mehr als 3000 Schützen an“, beschreibt er. Selbstverständlich hat er dadurch auch im Landesvorstand ein gewichtiges Wort mitzureden. Sein umfangreiches geschichtliches Wissen hat er auch niedergeschrieben: Kapitelweise in einem jetzt erscheinenden Buch anlässlich des heurigen Gedenkjahres. Titel: „Frieden - Schützen 1809-2009“.

Mitarbeit in vielen Vereinen

Wie überhaupt Steiner das Gestern interessiert: Vor zwölf Jahren gab er mit Unterstützung von Orts-Chronisten das Buch „Der Bezirk Kitzbühel in vergangenen Tagen“ heraus. Mit Fotos aus allen Orten im Bezirk Kitzbühel aus den Jahren 1890 bis 1930 weckt er nostalgische Gefühle.

Seine weiteren Aufgaben in Schlagworten: 1878 bis 2006: Leiter der Erwachsenenschule; 1984 bis 2004: Pfarrheimverwalter; 1989 bis 1991 Obmannstellvertreter und ab 1991 bis auf weiteres Obmann der Dorferneuerung; 2002 bis 2006 Geschäftsführer des Freizeitzentrums; Ehrenleutnant des 1. Tiroler Veteranenvereins Waidring; Gründungsmitglied der Krippenfreunde Waidring und des Obst- und Garten-bauvereins sowie Schriftführer des Bienenzuchtvereins. „Bei diesen vielen Aufgaben ist mein Familienleben zu kurz gekommen“, bedauert er.

Kampf gegen Krebs

Das Leben verläuft nicht immer geradeaus. Die kalte Dusche kam vor sechs Jahren, als er bei einer Gesundenuntersuchung eine niederschmetternde Diagnose erhielt. „Sie haben Darmkrebs“, eröffnete ihm ein Arzt. Es folgte der übliche Weg: „Es wurden mir 70 Zentimeter Darm entfernt, darüber hinaus 22 Lymphen, von denen bereits eine Krebszellen enthalten hat.“ Nach der Operation kamen angesichts des frühen Erkrankungsstadiums mehrere leichtere, aber dennoch unangenehme Chemotherapien. „Die Erkrankung war sicher ein Fingerzeig von oben“, meint er rückblickend auf sein arbeitsreiches Leben. „Meine positive Einstellung gab mir damals sehr viel Kraft“, schildert er. „Dazu kommt natürlich auch die Unterstützung meiner Familie, der Freunde und der Kollegen in der Gemeinde.“ Steiner spricht offen über seine Krankheit - nicht zuletzt um Patienten in einer ähnlichen Situation Mut zuzusprechen.

Für den Ruhestand hat sich Steiner einiges vorgenommen. „Ich möchte mehr in die Berge gehen“, sagt er. Allerdings schaumgebremst: Immerhin stand er 1998  auf dem 4808 Meter hohen Montblanc, 2002 auf dem 5663 Meter hohen Elbrus. Ein weiteres großes Ziel hat vor Augen: „Ich möchte die Dorfchronik Waidring vollenden.“
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