Hagertal bleibt vorerst, wie es ist
Die Retensionsflächen im Hagertal werden so schnell wohl nicht umgesetzt werden. „Kössen ist auch so vor Hochwasser sicher“, sagt Martin Rottler vom Baubezirksamt Kufstein.
Kössen | „Kössen ist mit Abschluss der Bauphase Drei im Bezug auf ein 100-jähriges Hochwasserereignis sicher. Auch ohne den Rückhalteraum im Hagertal“, erklärte Martin Rottler, Leiter des Fachbereiches Wasserwirtschaft vom Baubezirksamt Kufstein im Rahmen einer öffentlichen Diskussionsrunde in Kössen vergangene Woche.
Für Johann Himberger, Sprecher der Initiative Hochwasserschutz Kössen, eine Aussage, die es zu hinterfragen gilt. Er und seine Mitstreiter glauben nicht daran, dass Kössen ohne einen Rückhalteraum im Hagertal wirklich sicher ist (der Kitzbüheler Anzeiger berichtete).
Befürchtungen, dass Hochwassermarke steigt
Die Bürgerinitiative zeigt anhand einer Grafik, wie das Hochwasser-Risiko in den nächsten Jahren steigen wird. „Wer haftet dafür, wenn die Schutzbauten nicht ausreichen? Gibt es einen Paragraphen, der das regelt?“ Es gibt keinen. „Nur bei grob fahrlässiger Handlung oder Berechnungsfehlern tritt eine Organhaftung ein“, erklärt Rottler. Der zuständige Beamte vom Land Tirol wünscht sich, dass die Bürgerinitiative den Fachleuten glaubt. „Wir planen objektiv nach bestem Wissen und Gewissen“, so Rottler.
Das Land will Hagertal als Puffer behalten
Wie der Kitzbüheler Anzeiger berichtete, sind die Planungsarbeiten für den Rückhalteraum im Hagertal bereits angelaufen. Eine Studie wurde erstellt. 70.000 Euro vom Bund bereitgestellt. Vom Land Tirol wird derzeit geprüft, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist. „Die Planungsarbeiten müssen EU weit ausgeschrieben werden“, erklärt der zuständige Beamte vom Land Tirol, Markus Federspiel. „Bei der Planung und Umsetzung des Rückhalteraumes gilt es auch nicht nur Kössen zu betrachten. Der Abfluss in der ganzen Region spielt hier eine Rolle. Wir wollen das Hagertal sozusagen als Puffer behalten, wenn es Verschärfungen im oberen Bereich der Großache gibt“, erklärt Rottler und ergänzt, „die Idee eines Rückhalteraumes im Hagertal ist ja nicht neu. Überlegungen gibt es schon lange.“
Wie lange es dauern wird, bis der Rückhalteraum im Hagertal realisiert wird, lässt sich schwer abschätzen. „Ich gehe davon aus, dass ich, wenn das Hagertal realisiert wird, nicht mehr hier sitzen werden“, sagt Rottler. Der Beamte geht in etwa fünf Jahren in Pension.
Hohe Schulden wegen Verbauungen
Großachengenossenschaftsobmann Bürgermeister Ernst Schwaiger und der Kössener Bürgermeister Stefan Mühlberger zeigen sich zufrieden mit dem Zeittempo bei den Hochwasserschutzbauten. Bis 2016 sollen die Schutzbauten funktionsfähig sein. Die schnelle Bauzeit stellt auch die Großachengenossenschaft und die Gemeindeführung in Kössen vor Herausforderungen. Von der Bausumme von ca. 21,8 Millionen Euro müssen sechs Prozent die Großachengenossenschaft und vier Prozent die Kössener Gemeindekassa stemmen. „Wir werden die nächsten 15 Jahre mit Rückzahlungen beschäftigt sein“, erklärt Schwaiger. Die Großachengenossenschaft wird deshalb auch gezwungen sein die Beiträge anzuheben. Johanna Monitzer, Foto: Archiv (Zoom Tirol)