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Kitzbüheler Anzeiger

„Gute Sitten verschlampen“

KITZBÜHELER ANZEIGER: Herr Hechenbichler, die Wahl zum Bezirks-Bauernbundobmann haben Sie nicht geschafft. Sind Sie traurig darüber?

Josef Hechenbichler:  Im Bauernbund hat ein ganz normaler Generationenwechsel stattgefunden. Wenn gewünscht, wäre ich für weitere drei Jahre zur Verfügung gestanden. Einer Kampfabstimmung hätte ich mich aber niemals gestellt.

KA: In die Landtagswahl im Juni gingen nicht Sie als Spitzenkandidat, sondern ganz überraschend der Weitauer Schulleiter Franz Berger. Fühlen Sie sich ausgebootet, weil Sie als ehemaliger Vorzugsstimmen-Kaiser vom Parteivorstand nicht mehr aufgestellt worden sind?

Hechenbichler: Ich war anfangs sicherlich „menschlich vollkommen gelähmt, total blockiert. Aber ich bin nicht abgrundtief verletzt, sondern Optimist geblieben.

KA: Haben Sie sich nicht mehrmals in der Öffentlichkeit Ihre Abwahl beklagt?

Hechenbichler: Die Abwahl durch den Bezirksparteivorstand ist legitim. Aber die Art und Weise, wie ich und auch Ex-Nationalrat Sebastian Eder aus den Funktionen gehoben worden sind, ist abgehalftert. In der Bezirkspartei herrscht eine extreme politische Unkultur.

KA: Ist die Bezirkspartei deshalb gespalten?

Hechenbichler: In der politischen Landschaft stelle ich generell eine Verschlampung der guten Sitten fest. Aber so arg wie in der VP Kitzbühel ist es selten.  Wenn nicht bald Kurswechsel stattfindet, werden wir von der  Volkspartei (VP) zur Wählervertreibungspartei (WVP).

„Polit-Fastenknödeln schaden der Partei“

Offensichtlich ist es einigen politischen Fastenknödeln nicht bewusst, welchen Schaden sie der Partei zugefügt haben. Der Wähler hat uns die Anwort schon gegeben. Extrem betroffen macht mich auch, dass sich junge Menschen wie Maria Steiner und Christian Nothegger aus Protest von der Liste streichen ließen. Auch Sebastian Eder und Ernst Huber wollen nicht mehr auf der NR-Liste aufscheinen. Ich selbst habe aus Solidarität am letzten Listenplatz kandidiert und trotzdem noch rund 1.000 Vorzugsstimmen erhalten.

KA: Es ist halboffiziell, dass die Kitzbüheler Mitglieder des Parteivorstands Ihre Abwahl geschürt haben, weil Sie sich im Spitalsstreit für das Bezirkskrankenhaus St. Johann stark gemacht haben.

Hechenbichler: Sebastian Eder und ich wurden abgeschossen, weil wir uns für die sachlich einwandfreie richtige Lösung eingesetzt haben.  Wir wollen den Ausbau St. Johann und die Schließung des hochdefizitären Stadtspitals. Allerdings auch eine exzellente Ambulanz und eine zukunftsträchtige Nachnutzung des Kitzbüheler Krankenhauses.

KA: Was macht der Privatmann Sepp Hechenbichler? Wollen Sie politisch wieder aktiv werden oder planen Sie womöglich einen Parteiaustritt?

„Politische Neuerung in der Volksspartei“

Hechenbichler: Ganz im Gegenteil: Ich werde mich für eine politische Erneuerung der ÖVP im Bezirk einbringen und auf unsere christlich-sozialen Wurzeln pochen. In irgendeiner Form werde ich wiederkommen, denn mein politischer Lebenskreis ist noch nicht geschlossen. Derzeit bin  ich wieder Bauer und ich übe eine Reihe von Ehrenämtern aus.

KA: Ihre Bilanz?

Hechenbichler: In Summe bleibt eine innere Freude über die großen und kleinen Erfolge. Für den derzeitigen Bezirksparteivorstand  gilt mein Motto frei nach Ingeborg Bachmann:  Die Wahrheit muss zumutbar sein.“
        Alexandra     
            Fusser
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