Mit Gucci verfliegt jede Angst
Die Lamas auf dem Hof „Wald am See“ helfen Kindern, Jugendliche und Erwachsenen beim Lernen und Leben.
Kitzbühel | Gucci ist 130 cm groß, hat braune Kulleraugen, ein wuscheliges schwarzbraunes Fell und ist sehr sensibel. Gucci spürt, wenn Kinder etwas ängstlich oder unsicher sind, dann trippelt er mit seinen langen schmalen Beinen einfach auf sie zu und lässt sich streicheln. „Jedes Lama hat, wie die Menschen, einen anderen Charakter, es gibt z.B. bestimmende, gemütliche oder faule Lamas“, erklärt Daniela Schlechter-Kitzbichler, vom Hof „Wald am See“.
Der sensible Gucci gehört zu den sechs Lamas, die derzeit auf dem Hof bei Familie Schlechter-Kitzbichler leben. Neben den Lamas hat die Familie noch zwei Esel, ein Pony, vier Schafe und zwei Kaninchen im Stall. Die Tiere, vor allem die Lamas, werden bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (mit und ohne Beeinträchtigung) zur Förderung motorischer, emotionaler, sozialer und geistiger Kompetenzen eingesetzt. „Durch das Führen der Lamas werden die Kinder reflektiert. Die Kinder suchen sich instinktiv das richtige Lama aus und meinen sie lernen dem Lama etwas, dabei lehrt das Lama ihnen eigentlich etwas“, erzählt Daniela Schlechter-Kitzbichler.
Nachdem ihr Onkel vor vier Jahren verstarb, fasste sie gemeinsam mit Ehemann Roman den Entschluss, seinen Hof in Kitzbühel zu übernehmen. Das neugebaute Haus in Kössen wurde verkauft und der Umzug nach Kitzbühel erfolgte. Die Integrationslehrerin und ihr Mann, der damals einen erfolgreichen Tischlerbetrieb führte, suchten nach einer Möglichkeit ihre Berufe mit der Landwirtschaft zu verbinden. Ein Fernsehbericht machte die Eheleute auf die Lama-Therapie aufmerksam.
Erste Versuche mit eigener Schulklasse
„Wir haben uns die Therapie dann vor Ort angeschaut und waren sofort begeistert“, erzählt Schlechter-Kitzbichler. Die 40-Jährige absolvierte alle notwendigen Ausbildungen dafür und wagte einen ersten Versuch mit ihrer eigenen Schulklasse vom Sonderpädagogischen Zentrum in St. Johann. Die Kinder und auch die Eltern waren begeistert. Fortschritte ließen nicht lange auf sich warten. „Nach einer Stunde mit den Tieren sind die Kinder ruhiger und können sich leichter konzentrieren. Das anschließende Lernen fällt den Kindern viel leichter“, berichtet Schlechter-Kitzbichler.
Angebot am Hof ist vielfältig und wächst
Neben der tiergestützten Pädagogik und Kompetenzförderung bietet die Familie auch Schule und Urlaub am Bauernhof an. „Ganze Schulklassen können so einen tollen Tag am Bauernhof verbringen“, erklärt Schlechter-Kitzbichler. Mittlerweile kommen Schulklassen aus dem ganzen Bezirk zu dem Hof am Schwarzsee.
Die Lehrerin und ihr Mann planen außerdem noch Betreuung für Kinder anzubieten. „Und dann gibt es da auch noch die Idee, dass mein Mann Behinderten oder Menschen, die schwer Arbeit finden, eine Tischlerlehre auf unserem Hof ermöglicht“, erzählt Schlechter-Kitzbichler. Die Familie hat also auch in Zukunft noch viel vor mit ihrem Hof „Wald am See“. Johanna Monitzer