Sehr großer Schritt zurück
Die offenbar endlos andauernde Pflegedebatte und die Kürzung der öffentlichen Mittel für die Ausbildung für Sozialmitarbeiter führen derzeit zu einem Mangel an qualifizierten Personal im Sozialsprengel Kitzbühel (der ja tirolweit zu den Sprengeln mit dem höchsten Personalstand zählt). Das geht so weit, dass teilweise Angebote, die bereits selbstverständlich waren, wieder zurückgeschraubt und Menschen abgewiesen werden mussten.
Richtlinien werden aufgeweicht
“Ich mache mir Sorgen um die mühsam erworbenen Qualititätsrichtlinien. Die Gelder werden immer knapper, das Personal immer weniger, die Klienten allerdings immer mehr. Qualifizierte Mitarbeiterinnen zu bekommen, ist momentan fast aussichtslos. Die Diskussion um die Legalisierung der Schwarzarbeiter hat letzten Endes dazu geführt, dass die Qualität, die bei uns schon selbstverständlich war, wieder in Frage gestellt wird”, kritisiert SP-StR Gertraud Rief. “Man sollte bedenken, dass die diskutierte 24 Stunden-Pflege nur einen kleinen Prozentsatz der Bedürfnisse ausmacht. In der stationären Pflege gibt es strenge Richtlinien, die in der ambulanten Pflege nun wieder aufgeweicht werden”.
Hauptgrund für den Personalmangel dürften allerdings die mangelhaften Ausbildungsmöglichkeiten sein. In Kitzbühel konnte man früher Interessenten berufsbegleitend ausbilden, jetzt gibt es aber keine Anfragen, weil es keine Projekte gibt. Eingestellt wurde die Initiative mit dem 2. Bildungsweg für Frauen ab 40 und auch die dringend benötigten Tagesmütter können nicht mehr im Bezirk ausgebildet werden, sondern müssen nach Kufstein oder Innsbruck fahren. Selbst die Ausbildung für Jugendmitarbeiter wird nun nicht mehr vom Land finanziert.
Ausbildungsdefizit vorhanden
Der Kitzbüheler AMS-Leiter Manfred Dag bestätigt, dass gerade im Pflegebereich die Nachfrage zunimmt. “Land und AMS haben eine Zeit lang viele Kräfte ausgebildet, dann war der Markt übersättigt, inzwischen gibt es aber schon wieder neuen Bedarf. Im Herbst startet allerdings wieder ein Ausbildungslehrgang für Pflegehelfer in Innsbruck und es gibt nach wie vor eine Pflegestiftung. Unter der Voraussetzung, dass man vorher arbeitslos war und ein arbeitsgebendes Institut hat, kann man die Ausbildung berufsbegleitend absolvieren”, so Dag.
Schule als Vision
“Derzeit gibt es wirklich zu wenig Personal und außer in ganz dringenden Fällen müssen wir Menschen in der Hauskrankenpflege abweisen”, erklärt die organisatorische Leiterin Margit Luxner. “Seit Oktober suchen wie vergeblich ausgebildetete Pflegehelferinnen. Unsere Mitarbeiter arbeiten ohnehin schon am Limit, voraussichtlich wird der Bedarf aber sogar noch weiter steigen, weil geburtenstarke Jahrgänge kommen. Es muss ein Umdenken stattfinden und bei aller Wichtigkeit des Touriusmus und Sports darf man die einheimische Bevölkerung nicht vergessen. Wichtig wäre, dass die Projekte mit dem AMS wieder eingeführt werden und Ausbildungsinitiativen in der Region wären absolut wünschenswert”. “Wir hätten im Haus sogar die Struktur, dass eine Schule eröffnet werden könnte”, so Rief abschließend. sura