
Großache wurde neu eingebettet
Den 10. August 1996 wird Alt-Bürgermeister Ernst Schwaiger nicht mehr vergessen – an diesem Tag fiel in Kirchdorf direkt an der Großache der Startschuss für eine der größten Flussbaustellen Europas. Den traditionellen ersten Piloten schlug damals u.a. Alt-LH Wendelin Weingartner mit ein.
Wichtigstes Ziel war der Schutz vor Hochwasser, jedoch sollte die Großache auch zum Naherholungsgebiet werden. Insgesamt wurden bis Ende der 2010er-Jahre rund 50 Millionen Euro in die Schutzmaßnahmen investiert.
Federführend waren bei Planung und Bau die Verantwortlichen der Großachengenossenschaft. Diese wurde als Zwangsgenossenschaft für den Wasserbau bereits im Jahr 1905 in Kössen aus der Taufe gehoben. Alle Grundbesitzer entlang der Großache in den Gemeinden Kössen, St. Johann, Kirchdorf und Oberndorf sind heute noch Mitglieder. Die erste Regulierung der Großache erfolgte bereits von 1905 bis 1922. Immer wieder kam es jedoch über die Jahrzehnte zu Hochwasser-Katastrophen mit hohen Schäden. Die Gemeinde Kirchdorf war immer wieder betroffen – daher setzten sich die Bürgermeister der Gemeinden für Schutzmaßnahmen ein. Ernst Schwaiger war nicht nur Bürgermeister, sondern ab 2001 Obmann der Großachengenossenschaft (bis 2018) und somit maßgeblich in die Umsetzung des Projektes involviert.
Erste Gespräche bereits im Jahr 1992
„Begonnen haben wir mit den ersten Vorbereitungen bereits im Jahr 1992“, erinnert sich Schwaiger zurück. Der erste große Teil des Projekts wurde im Mai 2002 abgeschlossen – der Anzeiger berichtet damals von der feierlichen Einweihung neben der neu errichteten Kapelle.
„Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, Technik und Ökologie in Einklang zu bringen und auf die Bedürfnisse des Menschen nach Erholungsraum am Gewässer einzugehen – gepaart mit Einrichtungen zur Wissensvermittlung“, ist Schwaiger heute noch stolz. Die Großache wurde buchstäblich neu eingebettet und mehrere Brücken in Holzbauweise errichtet. Der damals neu gestaltete Fußerlebnisweg zwischen Kirchdorf und Erpfendorf ist nach wie vor beliebter Rad- und Wanderweg.
Eine besondere Freude für die Flussbauer war übrigens eine Auszeichnung des WWF im Rahmen der Initiative „Lebende Flüsse“. So gilt das Projekt heute noch als Musterbeispiel, wie Hochwasserschutz mit Natur- und Erholungszielen verknüpft werden kann.
