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Kitzbüheler Anzeiger

Die Geschichte der Maierllifte

Kirchberg | Die drei Anlagen der Maierlkette wurden während der langen Zeit ihres Bestehens von unzähligen Wintersportlern genutzt, um ohne Anstrengung von 880 m (Talstation Maierl I) auf 1.780 m (Bergstation Maierl III) zu gelangen.

Alle drei in die Jahre gekommenen Lifte und ihre Betriebsgebäude sind abgebrochen und wurden durch zwei hochmoderne Anlagen ersetzt. Die großzügige Erneuerung und Modernisierung der - nun ehemaligen - Maierlkette ist für den Kitzbüheler Anzeiger ein Anlass, den Blick zurück auf den Bau des ersten Maierlliftes vor 60 Jahren zu richten.

Schon wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als die großen Nachkriegssorgen um Nahrung, Bekleidung und Wohnung immer kleiner wurden, begann eine zaghafte Entwicklung des Fremdenverkehrs. Die ersten Sommer- und Wintergäste kamen und brachten Geld ins Land. So konnten auch in Kirchberg um 1950 kleinere Investitionen getätigt und größere Vorhaben geplant werden.

Bald gab es ernsthafte Bestrebungen, einen Skilift auf das Maierl zu errichten, was schließlich zur Gründung der „Kirchberger Skiliftgesellschaft“ führte. Nun erst konnte mit den Vorarbeiten für einen Liftbau begonnen werden. Die vordringlichsten Aufgaben der Liftgesellschaft waren die Geldbeschaffung sowie die Verhandlungen mit den Grundeigentümern und den Behörden.

Von der Gemeinde und vom Fremdenverkehrsverband wurden die Bemühungen um einen Lift auf das Maierl nicht nur ideell, sondern auch durch Haftungsübernahmen für einen von der Gesellschaft aufgenommenen ERP-Kredit unterstützt werden.
Eifriger Befürworter für den Bau eines Sesselliftes auf das Maierl war der Kirchberger Kaufmann Rudolf Maier. Die „Liftgesellschaft“, wie man sie kurz nannte, erwies sich unter dem Vorstand Rudi Maier von Anfang an als eigenständiges und betont einheimisches Unternehmen. Später erwarben dann die Kitzbüheler Bergbahnen die Anlagen der Kirchberger Skiliftgesellschaft.

Zur Finanzierung des ers­ten Maierlliftes schreibt der „Kitzbüheler Anzeiger“ am 29. März 1952 u. a.: „Besonders erfreulich ist es, dass für die Erbauung der Liftanlage mit Ausnahme des bewilligten ERP-Kredites nur einheimische Geschäftsleute herangezogen wurden“.

Eigenständigkeit bewies die Gesellschaft auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Was nur irgendwie machbar war, entstand in Eigenregie. So z. B. die Errichtung der Materialseilbahn, das Graben der Fundamente, das Aufstellen der Liftstützen und vieles andere. Technischer Berater der Gesellschaft und Betreuer des Liftbaues war Ing. Kunitz.

Verhandlungen mit Grundeigentümern

Nachdem die Pläne für die neue Liftanlage auf das Maierl feststanden, konnten die Verhandlungen mit den Grundeigentümern über Tal- und Bergstation, Trassenführung, Parkplatz, Durchfahrtsrechte, Grundkauf, usw., beginnen und abgeschlossen werden.

Vom Röhrermoosbauern benötigte man ein Grundstück für die Talstation und den angrenzenden Parkplatz und vom Maierlbauern ein solches zur Errichtung der Bergstation. Diese beiden Höfe, wie auch die Höfe Rettenberg, Kasbach, Tann und Mühlrain stellen auch heute noch ihre Äcker und Wiesen für die Skiabfahrt zur Verfügung.

Der Kirchberger Maurer­meis­ter Gustav Gerersdorfer hatte den Zuschlag für die Maurerarbeiten erhalten. Sein Maurerpolier war Leo Maier. Mit einfachen Mischmaschinen wurde der Beton für die Fundamente der Betriebsstätten und der Liftstützen hergestellt. Bei kleineren Arbeiten wurde der Beton damals noch durchwegs händisch gemischt. Für die Zimmermannsarbeiten erhielt Hans Obermüller, Zimmermeister in Kirchberg, den Zuschlag. Polier war Josef Schipflinger. Dieser erbaute auch das Buffet neben der Talstation Maierl I.

Beginn der Bauarbeiten im Oktober 1951

In seiner Ausgabe vom 20. Oktober 1951 berichtete der „Kitzbüheler Anzeiger“ u. a., dass die Skilift Maierl AG Kirchberg die Arbeit aufgenommen habe und Maurermeister Gustav Gerersdorfer gegenwärtig dabei sei, die Betonsockel für die Tal- und Bergstation und für die 14 Eisenstützen zu gießen. Die Stützen des ersten Maierlliftes waren so genannte Gittermasten. Sie wurden in Teilstücken mit der Eisenbahn aus Deutschland angeliefert. Auch die Batterien (Querträger mit den Seilrollen) kamen aus der gleichen Fabrik.

Beim Transport der Masten vom Bahnhof zur Talstation, aber auch bei anderen Zulieferungen leistete der Bräuwirt Egid Koidl mit seinem Traktor wertvolle Dienste. Im Gegensatz zu heute, waren Traktoren damals noch eine Seltenheit.

Die angelieferten Teile der Stützen wurden mit der Materialseilbahn zu den betonierten Sockeln gebracht. Das Zusammenschrauben und Aufstellen der Liftstützen besorgten die Mitarbeiter der Liftgesellschaft unter Vorarbeiter Peter Brandstätter.

Die Stelle des heutigen Parkplatzes bei der Maierl-I-Talstation war damals stellenweise sehr sumpfig, deshalb legte man zur Grundbefestigung eine Art Knüppeldamm und beschotterte diesen.

Der Bau von Aufstiegshilfen steckte um 1950, was Ausmaß und Erfahrung betraf, vielfach noch in den Kinderschuhen.
So fehlte es auch bei uns für Arbeiten dieser Art und Größe an der nötigen Erfahrung. Es fehlte aber auch an Maschinen und teilweise sogar an ausreichend vorhandenen Arbeitsgeräten.

Schwierige Zulieferung der Bauteile

Toni Hagleitner, Geburtsjahrgang 1925, hat am Bau des ers­ten Kirchberger Sesselliftes mitgearbeitet. Als Zeitzeuge konnte er viel darüber berichten. Als die angelieferte große und schwere Umlenkscheibe von der Talstation zur Bergstation des Maierlliftes gebracht werden musste, war guter Rat teuer. Die damalige Hofzufahrt zum Maierl war für diesen etwas unförmigen Transport zu schmal. Der Stöcklbauer Josef Schießl, als langjähriger Feuerwehrkommandant mit ungewöhnlichen Vorkommnissen vertraut, löste aber den Fall ebenso schnell wie einfach. Liftarbeiter mussten die Scheibe auf eine stabile „Schloapf“ laden. Das war ein besonders niederer Schlitten, wie man ihn damals noch öfter zum Heueinführen verwendete. Dieses ungewöhnliche Gefährt zogen dann die kräftigen Norikerpferde des Stöcklbauern vom Tal über die Wiesen der Skiabfahrt zu ihrem Bestimmungsort auf dem Maierl.

Schwierig gestaltete sich auch das Aufziehen des Tragseiles. Es war ein verzinktes 24-er Seil und damals, wenige Jahre nach Kriegsende, von der Qualität her, eine geradezu sensationelle Erwerbung. Angeblich hatte man solche Seile im Zweiten Weltkrieg als U-Boot-Sperren verwendet. Das Aufziehen des Tragseiles versuchte man anfangs mit Hilfe einer Seilwinde. Vielleicht waren dabei zu kräftige Männer am Werk, oder das Seil leistete zu großen Widerstand. Jedenfalls blieb der Arbeitserfolg aus und die Winde ging in Brüche.

Schwierigkeiten beim Aufziehen des Seiles

Rettung kam aus dem Betrieb von Zimmermeister Obermüller in Form eines großen, robusten Hanfseil-Flaschenzuges. Vor diesen spannte man ein Pferd, und siehe da, das Seil bewegte sich. Allerdings immer nur wenige Meter, dann musste wieder „nachgefasst“ werden, das heißt, der Flaschenzug musste wieder neu eingerichtet werden. Es war ein mühsames und zeitaufwändiges Unterfangen. Zusätzlich erschwerte schlechtes Wetter mit Schneetreiben die letztlich aber doch erfolgreiche Arbeit. Der Kalender zeigte bereits Ende 1951.

In der Anfangszeit der Skilifte waren manche Liftbenützer mit dieser Beförderungsart leicht überfordert, aber bei den Ein- und Ausstiegen stand immer ein Liftangestellter bereit, um im Bedarfsfalle helfend eingreifen zu können.

Die erste Generation der Liftsessel war noch nicht mit Fußstützen ausgestattet. Verwegene Liftbenützer konnten daher während der Fahrt nicht nur die Seele, sondern auch die Füße baumeln lassen. Andere hingegen fühlten sich unsicher, weil ihnen „der Boden unter den Füßen“ fehlte. Ski und Skistöcke lagen während der Fahrt quer auf den Schenkeln der Liftbenützer. Wer sich beim Verlassen des Liftes nicht ganz sicher fühlte, warf kurz vor dem Ausstieg die Skiausrüstung einfach in den Schnee.

Als „Dienst am Kunden“ fertigte man in der betriebseigenen Werkstatt der Liftgesellschaft selber entworfene Skiablagen an, die an der Seite des Sessels befestigt wurden. Es dauerte aber nicht lange, dann wurden die Liftsessel fabriksmäßig mit Skiablagen und Fußstützen versehen.

Als Schutz, etwa im Falle einer Notbremsung, war damals an einer Armlehne des Sitzes eine leichte Eisenkette befestigt. Diese Kette musste nach dem Einsteigen bei der gegenüberliegenden Armlehne eingehängt werden. Das Öffnen dieser Sicherungskette bereitete manchen Liftbenützern Schwierigkeit beim Aussteigen. Öfters musste daher der Lift angehalten werden, um einen Gast aus der selber verursachten Gefangenschaft zu befreien.

Verletzte Wintersportler wurden damals von der Bergrettung erstversorgt und dann meist mit dem Akja zum Arzt ins Tal gebracht. Die Bergretter waren erstklassige Skifahrer. Für die Verletzten kann aber in diesem Bergegerät selbst der solideste Abtransport nicht schmerzfrei gewesen sein. Das schon gar nicht, wenn der Weg über die beiden „Buckeligen“ führte. An diesen Namen für zwei bergseits des Hofes Oberrettenberg liegende und mit einer Unzahl kleiner Hügel übersäte Wiesen erinnern sich nur noch die älteren unter uns. Eine Schubraupe hat inzwischen längst ein Stück traumhaft schöner Piste daraus gemacht.

Nostalgische Erinnerungen sollten uns aber die Freude auf Kommendes nicht trüben. Möge der Herrgott seine schützende Hand über die neuen Anlagen halten.

OSR Peter Gwirl,
Chronikarchiv Kirchberg/ Bild: Chronik Archiv Krichberg/TVB Kirchberg

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