Gemüse zweiter Klasse
Salat, der auf den Feldern verrottet und Karotten, die tonnenweise vernichtet werden: Gemüse, das weggeworfen wird, weil es optisch den Qualitätsanforderungen der Supermarktketten nicht genügt. Diese Schlagzeile hat bereits vor Monaten in der Öffentlichkeit für Aufregung und Entsetzen gesorgt.
Bis dato blieb offenbar alles beim alten: Jüngsten Medienberichten zufolge wird auf den Feldern rund um Innsbruck offenbar noch immer Gemüse vernichtet, weil es nicht makellos und damit auch nicht marktkonform ist.
Bleibt zu hoffen, dass die eine oder andere Handelskette ihr angekündigtes Gegenmodell zur Wegwerfkultur tatsächlich in die Tat umsetzt und künftig Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern, dafür aber zu günstigeren Preisen, anbietet. Fleckige Äpfel, krumme Karotten, zu klein geratene Salatköpfe oder verwachsene Erdäpfel – kurzum Obst und Gemüse, das – abgesehen von den äußerlichen Makeln – einwandfrei ist.
Der Mindestrentner, der sich jeden Kauf eines Kilogramms Äpfel überlegen muss, wird sich über dieses Angebot freuen. Und mit Sicherheit auch jede Alleinerzieherin, die ihren Kindern gerne qualitativ hochwertige Karotten aus der Region ermöglichen will. Ganz abgesehen von jenen Menschen, die mit Nahrungsmitteln sorgsam umgehen, weil ihnen jede Art von Verschwendung ein Greuel ist.
Mit dem Angebot Obst und Gemüse „zweiter Klasse“ würde jedenfalls eine brauchbare Alternative geschaffen, die es dem Kunden ermöglicht, sein Konsumverhalten selbst zu bestimmen. Alexandra Fusser