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Kitzbüheler Anzeiger
Unterbürg_45_2024_Fusser
Wie geht's weiter mit der Hofstelle Unterbürg? Diese Farge werden die St. Johanner Mandatare beantworten müssen.

Gemeinderat ist jetzt am Zug


Sieg oder Niederlage? Der Ausgang der Befragung ist eine Sache der Interpretation – und hier ist, wie immer nach Wahlen, der Spielraum naturgemäß groß.
Die Meinungen der Protagonisten liegen entsprechend weit auseinander: Von einem „Feiertag für St. Johann“ spricht Martin Mallaun von den „Freunden des Niederkaisers“, Bgm. Stefan Seiwald hingegen von einer „Momentaufnahme“, die er selbstverständlich respektiere.

Knappes oder klares Ergebnis?

Wie repräsentativ sind 43 Prozent Beteiligung? Darüber scheiden sich in St. Johann die Geister, da die Differenz von Gegnern und Befürwortern nur 400 Stimmen ausmacht.

„30 Prozent Beteiligung war unsere Hoffnung. Es wurden 43 Prozent.“
Martin Mallaun

Während Mallaun, der sich mit seiner Bürgerinitiative zunächst 30 Prozent Beteiligung erhofft hatte und schlussendlich über eine unerwartet hohe Beteiligung und ein klares „Nein“ jubelt, spricht der Bürgermeister von einem knappen Ergebnis.
Da Volksbefragungen bekanntlich politisch nicht bindend sind, fragen sich jetzt viele St. Johanner, was hinsichtlich Unterbürg wohl in weiterer Zukunft passieren wird. Denn das Gewerbegebiet könnte trotz der Volksbefragung realisiert werden.
Bürgermeister Stefan Seiwald will den Ausgang zunächst „ausführlich und in Ruhe analysieren“, wie er gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger erläutert. Die Resultate werden im Gemeinderat und in den Gremien weiter behandelt werden. Eines war für ihn aber schon am vergangenen Sonntag klar: „Wir nehmen das Ergebnis ernst und werden die Gründe dafür genau prüfen.“

„Wir nehmen das Ergebnis sehr ernst und werden es genau prüfen."
Bgm. Stefan Seiwald

Sein Ziel als Bürgermeister bleibe, wie er erklärt, St. Johann wirtschaftlich zu stärken, zukunftsfit zu machen und gleichzeitig die Lebensqualität für alle zu bewahren. „Dabei ist es wichtig, dass wir wieder zu einem repektvollen und konstruktiven Miteinander finden.“ Die intensive Diskussion im Vorfeld habe gezeigt, wie sehr dieses Thema die Menschen bewege und teilweise auch gespalten habe. Eine gezielte Verunsicherung der Bevölkerung habe eine Rolle gespielt, hält er fest.

Martin Mallaun und die Freunde des Niederkaisers sehen ihre Aufgabe indes als beendet an. „Wir konnten Menschen quer durch die Gesellschaft für die Thematik bewegen. Von der Unterschriftenaktion mit 1.400 Unterzeichnern bis zur Volksbefragung.“ Er ist überzeugt: „Es wurde eine Bewusstseinsbildung in Bezug auf Bodenversiegelung und Umweltthemen ausgelöst. Die Bevölkerung erhielt dadurch viel Information.“ Sein Wunsch an die St. Johanner Mandatare: „Dass sie mit den abgegebenen Stimmen sinnvoll umgehen.“ Eine Spaltung der Bevölkerung, wie sie Seiwald feststellt, habe er im Ort nicht wahrgenommen, sagt Mallaun. Mit der Gemeindeführung seien seine Gespräche stets auf Augenhöhe gewesen. Was ihn am meisten freut: Der Beteiligungswille der St. Johanner am politischen Prozess sei für ihn klar erkennbar geworden.

Ausgang wird in Reith und Going bedauert

Mit Bedauern nimmt man in Reith das Ergebnis der St. Johanner zur Kenntnis. Wie mehrfach berichtet, hat die Gemeinde Reith ihre Teilnahme an dem interkommunalen Gewerbegebiet gemeinsam mit St. Johann und Going bekundet und auch schon Vereinbarungen mit der Marktgemeinde getroffen. Die Notwendigkeit Unterbürgs begründet Bgm. Stefan Jöchl mit einem Mangel an verfügbaren Gewerbeflächen in seinem Heimatort. „Das Interesse unserer Unternehmer ist groß und es hat auch schon konkrete Bewerber für Unterbürg gegeben, weiß Jöchl. Insgesamt, so betont er, biete Unterbürg nicht nur eine nachhaltige Entwicklung von Gewerbegründen, sondern auch leistbare Gewerbeflächen, die von heimischen Betrieben dringend gebraucht werden.

„Es braucht dringend leistbare Gewerbeflächen im Bezirk."
Bgm. Stefan Jöchl

Sein Goinger Amtskollege Alexander Hochfilzer beurteilt die Situation ähnlich: „Als Juniorpartner haben wir viel Zeit und Energie in das Projekt gesteckt. Schade, dass die Befragung so ausgegangen ist.“ Von der hohen Beteiligung sei er selbst überrascht, sagt Hochfilzer.

"Als Juniorpartner haben wir Zeit und Energie in dieses Projekt gesteckt."
Bgm. Alexander Hochfilzer

In Oberndorf, das sich an Unterbürg nicht beteiligen wollte, wartet Bgm. Hans Schweigkofler jetzt mit einem Vorschlag auf. Wie berichtet, hatte der Raumordnungsbeirat des Landes der Erweiterung des Oberndorfer Gewerbegebietes bereits 2022 eine Absage erteilt und stattdessen dem Projekt Unterbürg den Vorrang gegeben.

Schweigkofler schlägt jetzt versöhnliche Töne an. „Die Bürgermeister und Fachleute aus den sieben Gemeinden im Planungsverband sollen sich schon bald zusammensetzen und mit den Facheuten aus dem Land Tirol eine überregionale Raumplanung für ein Gewerbegebiet im Zentralraum unseres Bezirks entwickeln.“

"Wir sollten im Planungsverband mit Hilfe von Experten ein Gewerbegebiet weiterentwickeln."
Bgm. Hans Schweigkofler

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