Gelungenes „Remake“ einer Gautschurkunde
„Wer war Hennechen Gensfleisch?“, könnte die Millionenfrage bei Armin Assinger lauten:
a) Der Erfinder des Fernrohres,
b) Erfinder der Taschenuhr,
c) Erfinder des Bleistiftes oder
d) Erfinder des Buchdruckes?
Reith |Wir lösen auf: Natürlich der Erfinder des Buchdruckes. Nur hieß der Johannes Gutenberg? Ja schon, aber mit seinem Namen war das so eine Sache. Bewusst seiner großen Erfindung konnte er sich nicht mehr „Hennechen“ nennen, und „Gensfleisch“ schon gar nicht. Er nannte sich schließlich Johannes Gutenberg. Mit Gutenbergs Buchdruck (1458) begann fortan das Zeitalter der Aufklärung. Der findige Deutsche (später wurde seine Erfindung zu jener des Jahrtausends erkoren) revolutionierte den Druck, der freilich schon, aber auf ganz andere Weise, in der Antike und in Asien praktiziert wurde. Seine Erfindung, und das ist wohl einzigartig in der Menschheitsgeschichte, überdauerte ein halbes Jahrtausend, bis weit in das 20. Jahrhundert hinein, ohne wesentliche technische Veränderungen.
Grundlegende Änderungen 1960
Hightech ab den 1960er Jahren veränderte den Druck dann grundlegend. Kaiser Friedrich der Dritte vergab den Druckern einst eine Menge Rechte und Privilegien, die vor allem den Buchdruck „behördlich“ steuerten. „Schwarzkünstler“ nannte man früher Repräsentanten dieser Zunft in Anlehnung an die Druckfarbe. Eine Farbe, die uns sonst eher „schattige“ Begriffe wie schwarze Schafe, Schwarzfahrer oder Schwarzarbeit vermittelt. Bis in die Gegenwart hat sich aber der Brauch des Gautschens - wenn auch nur vereinzelt - von Drucker- und Schriftsetzergesellen erhalten. Die angehenden Zunftgenossen werden aus Anlass ihrer „Freisprechung“ in ein Wasserfass getaucht und mit sinnigen Sprüchen in die Zukunft ihrer Arbeit entlassen.
Der ehemalige Schriftsetzer und heutige Urkunden-Kalligraph Werner Mitterer aus Reith hat kürzlich ein „Remake“ seines verlorengegangenen Gautschbriefes angegangen und so ein Unikat dieser historisch belegten „Wassertauf“ geschaffen. Zirka 15 Stunden verbrachte er dabei mit Malen und Schreiben. Das Produkt seiner Arbeit verdeutlicht das Bild.
Hier noch die sinngemäße Übersetzung des neuhochdeutschen Textes dieses Gautschbriefes: „Wir, die Jünger unseres Meisters Hennechen Gensfleisch genannt Gutenberg, geben kund, dass der Jünger der wohledlen Buchdruckerkunst Herr Werner Mitterer nach altem Brauch und Sitte heute mit Zuziehung der Herren Gesellen der Firma Buchdruckerei Grobstimm & Heininger aus Kitzbühel die Wassertaufe erhalten hat und damit in sämtliche uns von Kaiser Friedrich III. verliehenen Rechte und Privilegien eingesetzt ist. Kraft derselben gebieten wir allen unseren Kunstgenossen, den obgenannten Jünger Gutenbergs als echten Schwarzkünstler mit allen Rechten anzuerkennen und ihn allerorts in zunftgerechter Weise als erprobt aufzunehmen.“
Bild: Zwei „Schwarzkünstler“ Generationen: Der Urkunden-Kalligraph und ehemalige Schriftsetzer Werner Mitterer mit dem Druckereiinhaber Gilbert Gamper in zunftgerechter Kleidung der Renaissance. Foto: M. Mitterer