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Kitzbüheler Anzeiger

Geflüchtete kurzfristig umgesiedelt

In der Vorwoche hieß es für über 50 Flüchtlinge aus Kirchberg, die Koffer zu packen und weiter zu ziehen. Die TSD hatte kurzfristig den Mietvertrag der Unterkunft gekündigt – zum Entsetzen der vielen Kirchberger Helfer.

Kirchberg | „Das ist doch eine Schweinerei. So kann man nicht mit Menschen umspringen“ – der Kirchberger Gemeindevorstand Peter Schweiger ist stinksauer. Seit Jahren kümmerten sich seine Frau Sabrina, er und viele weitere Kirchberger um die ukrainischen Flüchtlinge, die im ehemaligen Hotel Traublingerhof untergebracht waren.

Über 80 Vertriebene waren es vor zwei Jahren, als die Kirchberger Helfer ihr Engagement starteten, um den Neuankömmlingen bei ihrem Start im Brixental mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zu Spitzenzeiten waren 145 Flüchtlinge in Kirchberg untergebracht.

Die ukrainischen Kinder besuchten Kindergarten und Schulen, die Erwachsenen begannen, sich langsam in Kirchberg wohlzufühlen. Zwar ist der eine oder andere schon in die Heimat zurückgekehrt, doch einige der Geflüchteten haben in Tirol ein neues Zuhause gefunden, haben fixe Jobs und lernen Deutsch.

Bis vor kurzem wohnten noch über 50 Menschen im Traublingerhof. Doch dann kam die Aufforderung der Verantwortlichen der TSD (Tiroler Soziale Dienste), die Koffer zu packen. Der Mietvertrag sei gekündigt worden, die Menschen würden umgesiedelt, so die Information.

„Wir sind wirklich entsetzt. Ich selber engagiere mich außerhalb meiner lokalpolitischen Tätigkeit für die Vetriebenen“, schildert Schweiger. Vor drei Wochen habe er das erste Mal von der Kündigung gehört. „Es war trotz mehrmaligen Nachhakens nicht möglich Informationen seitens der TSD oder des Landes zu bekommen“, so der Kirchberger verärgert. Schweiger berief sich daraufhin auf seine Funktion als Gemeindevorstand: „Es wurde ja nicht einmal die Gemeinde über den Abzug der Flüchtlinge informiert“, weiß er. Die Ukrainer wurden in der Vorwoche Knall auf Fall nach St. Johann und Kitzbühel verfrachtet, einige auch nach Schwaz ins Stift Fiecht und nach Innsbruck, wie TSD-Prokurist Florian Stolz bestätigt. Der eine oder andre auch auf eigenem Wunsch.

Ukrainer nicht nur im Bezirk verteilt
Damit wurden auch die Kinder aus Kindergarten und Schulen gerissen. „Ich weiß von einer Familie, die in St. Johann untergebracht ist und deren Kinder weiterhin in Kirchberg die Schule besuchen“, schildert Schweiger, der nicht nur über den unmenschlichen Umgang entsetzt ist. „Wir haben im Traublingerhof ja auch viel Geld investiert, etwa den Spielplatz hergerichtet und uns um die Brandmeldeanlage gekümmert.“ Es seien unter den Flüchtlingen 15 Minderjährige, die schon integriert waren.

„Die TSD hat sich seit einiger Zeit in Verhandlung über die Verlängerung des Mietvertrages befunden. Vor kurzem wurde fixiert, dass keine Verlängerung erfolgen wird und der Vermieter inzwischen eine Nachnutzungsmöglichkeit für die Einrichtung eingeplant hat“, erklärt Stolz. Man werde, so gut es die Rahmenbedingungen erlauben, versuchen, die Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse in der Nähe unterzubringen. „Wir geben uns Mühe, vor allem schulische Faktoren zu berücksichtigen“, betont Stolz. Außerdem würden jene Menschen, die sie sich nicht mehr in der Grundversorgung befinden, bei der Suche nach privatem Wohnraum unterstützt. „Wir bitten allerdings um Verständnis, dass wir die Vertriebenen aus der Ukraine, sobald die Bedürftigkeitsprüfung durch die Abteilung Soziales des Landes Tirols entsprechend ausgefallen ist, aufgrund des die Leistung beendenden Bescheides nur begrenzt unterstützen können“, stellt er klar. Margret Klausner

Bild: Das ehemalige Hotel Traublingerhof war in den vergangenen Jahren kurzfristige Heimat zahlreicher Flüchtlinge, vor allem aus der Ukraine. Die TSD (Tiroler Soziale Dienste) verlängerten jetzt den Mietvertrag nicht mehr. Foto: Klausner

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