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Aktion Fleckerlteppich Itter (c) Magdalena Laiminger 83.webp
Roman Thaler, Martin Bramböck und Christoph Schipflinger.

Für eine Blumenwiese wie damals

Stellen wir uns eine Blumenwiese vor – eine echte, wie aus dem Bilderbuch: farbenprächtig, duftend, belebt vom Summen der Bienen und dem leisen Rascheln im Gras. Leider ist dieses Bild vielerorts nur noch Wunschdenken. Die heimischen Wiesen haben in den letzten Jahrzehnten viel von ihrer natürlichen Vielfalt eingebüßt. Statt buntem Blütenmeer oft grüne Monotonie – artenarm und ökologisch wenig wertvoll. Doch genau hier setzt ein neues Projekt an. Die Aktion „Fleckerlteppich“ auf Initiative der Klima- und Energiemodellregion Hohe Salve (KEM) will das ändern – mit kleinen, aber wirkungsvollen Schritten.

„Wir möchten ein Netzwerk schaffen, das Biodiversität in unserer Region fördert “
KEM-Manager Michael Kirchmair.

„Wir möchten ein Netzwerk schaffen, das Biodiversität in unserer Region fördert“, erklärt KEM-Manager Michael Kirchmair. Den Startschuss gab es Mitte April in Itter – mit einer Auftaktveranstaltung, die bereits zeigte, wie viel Engagement und Herzblut in der Bevölkerung steckt. Am Dorfplatz trafen sich Interessierte, um das erste „Fleckerl“ zu setzen – eine symbolische und zugleich praktische Handlung für mehr Artenvielfalt im eigenen Umfeld.
Organisiert wurde die Aktion vom Obst- und Gartenbauverein Itter, gemeinsam mit der Landjugend und dem Klimabündnis-Team. Und es blieb nicht bei guten Vorsätzen: Experten erklärten ganz konkret, wie Blühflächen richtig angelegt werden, welche Pflanzen sich eignen und warum gerade heimisches Saatgut entscheidend ist.

Über 70 heimische Pflanzenarten gezüchtet

Einer, der sich besonders gut mit Blühwiesen auskennt, ist Martin Widauer aus Vomp. Der Tiroler Wildblumenprofi züchtet über 70 heimische Pflanzenarten und empfiehlt für jeden Quadratmeter Blühfläche eine Kombination aus zwölf Setzlingen und einer Prise Tiroler Wildblumensaatgut. „Die Arten sind an unsere Region angepasst. Mit etwas Geduld und Pflege zeigt sich schnell der Erfolg – und die Natur beginnt zu spielen“, so Widauer.

Grundlage für das Projekt ist das Tiroler Saatgut aus der Initiative „Bürger:innen-Biotope“ der Tiroler Umweltanwaltschaft. Dabei werden Wildblumensamen wie Wiesensalbei oder Glockenblume aus sechs Tiroler Regionen gesammelt und für neue Biotope verwendet. „Wir wollen ursprüngliche Arten wieder ansiedeln“, betont Naturschutzexpertin Stefanie Pontasch. Auch vorgezogene Setzlinge helfen, Blühflächen in Gärten, auf Dorfplätzen, Schulhöfen oder Spielwiesen rasch zum Leben zu erwecken.

„Die Arten sind an unsere Region angepasst. Mit etwas Geduld und Pflege zeigt sich schnell der Erfolg – und die Natur beginnt zu spielen.“
Martin Widauer

Ein besonders lebendiges Highlight der Auftaktveranstaltung: Der Bau eines Insektenhotels durch die Landjugend gemeinsam mit den Gästen. Bei Kaffee, Kuchen und spannenden Informationen über Bienen wurde der Dorfplatz zum Schauplatz gelebten Naturschutzes. Doch damit ist es nicht getan – der „Fleckerlteppich“ soll wachsen. In den kommenden Monaten werden weitere Flächen im privaten und öffentlichen Raum folgen. Anleitungen und Tutorials helfen beim Anlegen, ein Baukastensystem für Saatgut ist in Planung. Die Projektunterlagen zur Förderung werden im Juli eingereicht, mit dem Ziel, das Angebot für jeden in der KEM-Region zugänglich zu machen – niederschwellig und leistbar.

Und für alle, die ihre Wiese sichtbar machen wollen, gibt es noch einen besonderen Anreiz: Wer sein „Fleckerl“ mit dem Hashtag #fleckerlteppichtirol teilt, kann einen Urlaub in der Region Hohe Salve gewinnen.

Bis spätestens Frühjahr 2026 soll aus vielen kleinen Fleckerl ein großer, blühender Teppich werden – ein lebendiges Zeichen für gelebten Naturschutz, Vielfalt und eine Region, die nicht nur von der Natur lebt, sondern sich auch für sie einsetzt.

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