Freiheit, wenig Gleichheit und doch Brüderlichkeit
Am Tag der Pressefreiheit den 03.Mai diskutierten im Grand Tirolia in Kitzbühel Vertreter des österreichischen und deutschen Boulevards über die Macht der Medien. Am Ende war man sich einig: in der Zukunft wird sich der Journalismus drastisch verändern müssen.
Nach einem kurzen Eröffnungsgespräch zwischen dem Initiator Prof. Dr. Winfried Schwatlo und Wolfram Kons, seines Zeichens Moderator bei RTL, wurde sofort der aktuelle Einstieg in die Thematik der Pressefreiheit gesucht. Auf der passend mit alten Fernsehkameras ausgestatteten Bühne eröffnete Rudolf Bögel, Chefredakteur der Münchner TZ, die Gesprächsrunde und schilderte seine Erfahrungen mit dem Fall Uli Hoeneß. Anhand dieses Beispiels wurde auch eine Problematik des modernen Journalismus, der Konflikt zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsrecht thematisiert. Klaus Ebert, Präsident des Hamburger Presseclubs, ergänzte, dass dies durchaus auch vom Internet in Form von Shitstorms und gezielter Hetze gegenüber Vertretern des öffentlichen Lebens beeinflusst werde und forderte eine Regelung des rechtsfreien Raumes. Die österreichische Vertreterin Recka Hammann, Gesellschaftskolumnistin der Kronen Zeitung, schilderte weniger dramatische Verhältnisse in der Alpenrepublik und sprach von einem unkomplizierten Verhältnisse mit der Prominenz.
Erneuerungsmöglichkeit durch das Internet
Einig waren sich die Gäste, dass Möglichkeiten der Veränderung für klassische Medien in einer vermehrten Interaktion mit dem Internet liegen. Frei nach dem Motto der US-amerikanischen CNN: „Be First, but be Right!“ sollte rasche Informationsverbreitung dem schnelleren Internet überlassen werden, und mehr Wert auf fundierte Nachrichten und Berichte gelegt werden. Zudem biete das Internet die einzigartige Perspektive mit dem Leser, dem Konsumenten in Kontakt zu treten und mehr auf Wünsche und Beschwerden einzugehen. Dabei würde eine Annäherung zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung miteinhergehen.
Auch lokale Medien vor Novellierung
Bei ihrem Blick in die Zukunft sahen die Medienfachleute auch Verbesserungspotenzial im Bereich lokaler Medienanbieter. So sollte sie von Publikation alltäglicher Nachrichten Abstand nehmen und stattdessen vermehrt auf Hintergrundberichte und Einbindung des Internets setzen. Ziel dabei ist es ein wöchentliches Magazin mit Wiedererkennungswert zu gestalten.
Christian Wulff und ein Plädoyer für Verbrüderung
In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum stand die Manipulation durch die Medien im Vordergrund. Vor allem der ehemalige deutsche Bundespräsident Christian Wulff und sein Angriff auf die Pressefreiheit und der gleichzeitige Umgang der Justiz und Medien mit ihm und seiner Frau sorgten für erzürnte Kommentare. Aber auch bei Zeitungen und deren meinungsbildende Wirkung gab es besonders beim aktiven Golfclubvorstand konträre Meinungen. Abgerundet wurde der Diskussionsabend mit einer flammenden Rede für den Wert der positiven Berichterstattung. Geradezu stürmisch wurde von Seiten der Vortragenden zugestimmt, und unter tosenden Applaus verabschiedete man sich positiv gestimmt in Richtung Buffet. Wie schön und einfach ist doch die Theorie.
Bild: Rudolf Bögel, Klaus Ebert, Prof. Dr. Winfried Schwatlo, Wolfram Kons, Matthias Engel und Recka Hammann Foto: Jonas Achorner