Formation gegen Brückenneubau
Die Bürger fürchten durch den Neubau der Brücke den schleichenden Ausbau der Straße zu einer Durchzugsstraße. Unbegründete Panikmache oder mögliches Horrorszenario?
Reith | Mit einem Stapel voller Unterschriften formierten sich Florian Pointner und Walter Sommeregger mit rund zehn Bürgern am vergangenen Donnerstagvormittag vor dem Gemeindeamt, wo die verkehrsrechtliche Verhandlung der geplanten Kohlhoferbrücke stattfand. Die zuständigen Herren vom Land Tirol, die Anrainer und für die Verhandlung hinzugezogenen Experten staunten nicht schlecht über das Empfangskomitee.
„Wir sind gegen den Ausbau der Kohlhoferbrücke. Wir wollen, dass die Brücke einspurig bleibt, lediglich der Kurvenradius vor der Brücke soll entschärft und ein Gehsteig gebaut werden“, fasst Pointner die Anliegen zusammen. Die Bewohner fürchten, dass mit der zweispurigen Brücke, dem Transitverkehr Tür und Tor geöffnet wird. „Es handelt sich dort um eine Verbindungsstraße und wir wollen keine Durchzugsstraße“, betont Pointner.
Unterschriftenliste an Bürgermeister
Er und Sommeregger haben laut eigenen Angaben 500 Unterschriften in den letzten vier Tagen gegen das Vorhaben gesammelt, Bürgermeister Stefan Jöchl zählt nach erfolgter Übergabe rund 330. Dem Dorfchef stößt vor allem die Art, mit der Pointner vorgeht, sauer auf. Zuvor hat er ein Flugblatt, wo neben der neuen Brücke auch zwei Varianten für eine Umfahrung eingezeichnet sind (eine führt übrigens genau durch ein Wohngebiet) ausgesendet. „Es gibt keine Pläne für eine Umfahrung. Das ist eine reine Verunsicherung der Bevölkerung. Die Straße bleibt, so wie sie ist. Solche Unwahrheiten zu verbreiten ist nicht in Ordnung“, sagt der Dorfchef.
Land will Gefahrenstelle beseitigen
Auch der zuständige Planer vom Land Tirol, Josef Saxer, betont, dass es nur um die Brücke gehe. „Jedes Jahr bekommen wir vom Kuratorium für Verkehrssicherheit die Meldung, dass es sich bei der Brücke um eine stetige Unfallstelle handelt. Hier geht es um die Sicherheit“, erklärt Saxer. Außerdem sei die Brücke sanierungsbedürftig.“Einen Plan für eine Umfahrung gibt es nicht, die Straße vor der Brücke bleibt gleich schmal“, erklärt Saxer.
Ende der 80er Jahre gab es auch Widerstand
Pläne, die Kohlhoferbrücke zweispurig neu zu bauen, gibt es schon lange. Gemeinderat und betroffener Anrainer Sebastian Hölzl erinnert an das Ende der 80er Jahre, wo es zu Demonstrationen in der Bevölkerung kam, daraufhin wurde das Projekt ausgesetzt. „Wir haben direkt an der Brücke unseren Betrieb und gerade heute ist es wieder passiert, dass zwei Autos fast zusammengestoßen wären, die Lenker ausgestiegen sind und sich angeschrien haben - sowas ist doch schon jedem von uns passiert“, schildert Hölzl die Situation vor Ort und stimmt dem Neubau zu.
Hält mit Neubau der Schwerverkehr Einzug?
Der Bürgermeister weist in Sachen des befürchteten Schwerverkehrs darauf hin, dass die Brücke auch jetzt für alle Gewichtsklassen zugelassen ist und nur durch BH-Verordnung auf 7,5 Tonnen beschränkt ist. „Auch bei der neuen zweispurigen Brücke wird diese Beschränkung aufrechterhalten. Die Straße bleibt so schmal, wie sie jetzt ist. Ich nehme die Bedenken der Bevölkerung sehr ernst. Es gibt einen Grundsatzbeschluss im Gemeinderat, dass wir keinen Schwerverkehr durch Reith fahren lassen. Beim Brückenneubau geht es nur darum eine Unfallstelle zu beseitigen“, betont der Bürgermeister.
Weitere Aktionen sind geplant
Für Pointner und seine Mitstreiter sind diese Aussagen zu wenig. „Wir werden weiter mobilisieren, weil es geht hier auch um die Generationen, die nach uns kommen“, so Pointner. Die Verhandlungen um den Neubau der Kohlhoferbrücke dürften sich also noch etwas länger hinziehen. Auch das Einverständnis aller Grundstückseigentümer steht noch aus.
Johanna Monitzer