
Fleißiger und kantiger Politiker
Er war Elektromeister, langjähriger Gemeinderat und der erste durch Direktwahl bestellte Bürgermeister der Stadt Kitzbühel – am 3. Dezember verstarb Friedhelm Capellari unerwartet im 88. Lebensjahr. Er blieb bis zum letzten Tag beruflich aktiv, übte mehrere ehrenamtliche Funktionen aus, nahm am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teil, war aber auch ein aufmerksamer und sehr kritischer Beobachter.
Oberwölz, die kleinste Stadt der Steiermark, war der Heimatort von Friedhelm Capellari. Nach der Ausbildung als Elektriker wandte er sich dem Berufsfeld Haustechnik zu und kam nach Kitzbühel. Er eröffnete im Keller des Kolpinghauses einen kleinen Fachbetrieb. Mit Hedwig Schott gründete er eine Familie. In der Ehrenbachgasse errichteten sie ein Wohnhaus und das Betriebsgebäude. Die vier Kinder erhielten eine umfassende Ausbildung. Der jüngste Sohn Andreas verstarb nach langem Leiden sehr früh.
Regelmäßige Kulturfahrten gehörten zusehends zum Programm des interessierten Ehepaars. Friedhelm Capellari wurde ein aufmerksamer Kunstförderer, der ganz besonders einheimischen Künstlern und Museumsfachleuten sehr verbunden war. Das umfassende Interesse an Kultur, das auch in der Hektik der Berufsarbeit und der Jahrzehnte im öffentlichen Leben aufrecht blieb, prägte die letzten Jahrzehnte.
Kolpingfamilie und Kolpinghaus
Mit der Kolpingfamilie startete er und mit ihr und dem Kolpingchor blieb er stets verbunden. Nach Stadtpfarrer Johann Danninger übernahm er die Funktion als Vorsitzender. Er behielt die Führung und die Verantwortung für den Weiterbestand des Kolpinghauses. Zwei Wochen vor seinem Tod gab er den Vorsitz ab.
Viele Jahre gehörte er dem Pfarrkirchenrat an. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die angestrebte Schleifung des denkmalgeschützten Mesnerhauses am Rand des Friedhofs, zugunsten eines „Künstlerateliers“ unterblieb. Capellari war überdies Gründungsobmann des Vereins zur Förderung der Landesmusikschule Kitzbühel.
Einsatz für Kloster und Klosterkirche
Einen intensiven Einsatz erbrachte Capellari als Obmann des Vereins zur Unterstützung der Erhaltung des einzigen Klosters im Bezirk, das der Kapuzinerorden im Jahr 2002 aufgab. Seit der Überlassung des Klosters an eine italienische Franziskanergemeinschaft unterstützte er dringende Maßnahmen. Seiner Initiative sind die ersten Notmaßnahmen zu danken. Mit äußerster Zähigkeit bereitete er als „Bauherr“ eine umfassende Sanierung der Klosterkirche vor. Die Finanzierung der von 2013 bis 2017 erfolgten Restaurierungen wurde dank der Bemühungen des Obmanns gesichert. Eine wichtige erste Aufgabe war die Bewahrung des ordenstypischen großen Klostergartens vor der schon vorbereiteten spekulativen Nutzung gewesen.
Die ersten Aktivitäten des „politischen Menschen“ Capellari in Kitzbühel waren über einige Jahre in der Jugendorganisation der Volkspartei, die „Jugendparlamente“ mit Bundes- und Landespolitikern und Bürgermeistern, Vorträge, Kulturveranstaltungen und Tanzabende abhielt und bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck in mehreren Orten in der „Frühzeit“ des Fernsehens Übertragungen in Sälen anbot. Beim Wechsel in der Gemeinderatsfraktion der Volkspartei im Jahr 1968 wurde Capellari in eine Aufgabe berufen, die durch 30 Jahre sein Leben prägte. Als Referent für den Schwarzsee bewahrte er diesen mutig vor kurzfristigen Kommerz- und Phantomprojekten.
„Via Capellari“ und Gemeindezeitung
Praktischen Überlegungen und keinen großen Studien ist das Entstehen der „Via Capellari“ zu danken. Diese Stichstraße von der Höglrainmühle zum Schattberg und nach Malern sichert seither unabhängig von der Schrankenanlage bei der Bundesbahnhaltestelle Hahnenkammbahn die ungehinderte Zufahrt bei Einsätzen.
Mit Capellari gewann die Stadtgemeinde einen aufgeschlossenen, sachkundigen und kämpferischen Kulturreferenten, der sich ganz besonders um die Modernisierung des Heimatmuseums bemühte.
Nach drei Jahren als Vizebürgermeister wurde er 1990 zum Nachfolger von Hans Bettauer gewählt. Als Feind des „Zeitgeistes“, unterschätzte er die Rolle der Medien und erschien als „Sparmeister“, weil er manche Ideen, die ihm nicht notwendig erschienen, nicht verfolgte. Was vielen als „Geiz für die Gemeinde“ erschien, war wohl die Nachwirkung einer entbehrungsreichen Jugendzeit seiner Kriegsgeneration. Capellari begründete die Zeitung „Stadt Kitzbühel“ als Amtsblatt.
Die Niederlage bei der Bürgermeisterwahl 1998 beendete seinen Einsatz in der Politik. Er kehrte in die ursprüngliche Berufsarbeit zurück, fand neue Aufgaben und nahm sich mehr Zeit für die Familie, trat als Gründungsmitglied der Weinritterschaft bei und erweiterte seinen kulturellen Interessenskreis. Große Auszeichnungen für seinen 65 Jahre anhaltenden Einsatz – ausgenommen das Verdienstkreuz des Landes Tirol – hat Capellari nicht erhalten. Das Andenken vieler „kleiner Leute“, denen er rasch und selbstlos geholfen hat, ist ihm sicher. Freundschaften erhielten sich bis zuletzt.
Nach einem arbeitsreichen, erfüllten Leben ist „der Friedl“ unerwartet verstorben. Kitzbühel verliert einen verdienten Bürger und wird ihm dankbar das Andenken bewahren. KA