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Der Filmemacher aus Fieberbrunn

FIEBERBRUNN | Bei der Staatsmeisterschaft der Filmautoren in Klagenfurt konnte Leo Waltl gemeinsam mit Dieter Rieseberg kürzlich den ersten Platz im so genannten „Minutencup“-Bewerb erringen.

Der 54-jährige Fieberbrunner Leo Waltl ist ein „Spätberufener“. Er beschäftigt sich erst seit sieben Jahren mit der Filmerei und konnte mit dem Staatsmeistertitel den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere feiern.

Im Alltagsleben ist er Bankangestellter und Religions-lehrer an der Polytechnischen Schule in Fieberbrunn. „Ich liebe das Konträre, möchte aber versuchen, den Kindern Religion als mögliche Lebensgrundlage zu vermitteln“, erklärt Waltl, der sich auch in seinem Siegerfilm mit kirchlichen Themen auseinandersetzt.

Freiheit des Spielfilms

Doch zurück zum Anfang der noch recht jungen Filmemacher-Karriere: Als begeisterter Hobbyfotograf kam der Fieberbrunner durch den freundschaftlichen Kontakt mit einigen Filmklub-Mitgliedern zum Verein. „Film hat mich immer fasziniert, aber im Zeitalter der leichter zugänglichen Elektronik, in der auch der Laie die Filme professionell bearbeiten und zu erschwinglichen Preisen gute Qualität produzieren kann, bin ich schließlich umgestiegen!“

Die Arbeit begann mit Übertragungen, die der Filmclub bei Veranstaltungen übernahm und mit Dokumentationen, unter anderem über die Jubiläumsfeiern in St. Jakob. „Das Faszinierendste war für mich aber immer schon der Spielfilm“, gibt Waltl zu.

In diesem Bereich reizte ihn vor allem die Freiheit,  die Themen auf persönliche Weise umzusetzen. „Der individuelle Zugang, der große Spielraum und dazu die Möglichkeiten, dem Zuschauer sinnvolle Botschaften zu vermitteln, das gefällt mir“, so Waltl. „Auch ein bißchen Humor ist mir wichtig, weil sich Spaß und Ironie oft auch in ganz alltäglichen Erlebnissen wiederfinden lassen“.

Der Kurzfilm, mit dem Waltl jüngst den Staatsmeistertitel erlangte, heißt „Aktives Fernsehen“ und punktete mit tiefsinnigem Humor. Es geht darum, wie die Medien – im speziellen Fall eine Nachrichtensendung –auf Kinder wirken und wie sie aus dem Gezeigten ihre ganz persönlichen Schlüsse ziehen. Trotz des kritischen Ansatzes ist die Pointe höchst komisch und erstaunlich.

„Hatte wenig Hoffnung“

Die Idee entstand durch einen  Witz des Kollegen Dieter Rieseberg und man beschloss, gemeinsam das Drehbuch zu schreiben. Geschnitten wurde das Minutenwerk zu Hause am Computer von Leo Waltl. Der Film entstand im vergangenen Winter und wurde dann zur Jury der Staatsmeisterschaft nach Klagenfurt geschickt. Die 16 besten Beiträge aller Bewerber gelangten ins Finale. Dann folgte ein beinharter Entscheidungskampf zwischen jeweils zwei Filmen im Knock-Out-Verfahren.

„Ich trat in der ersten Runde gegen den Lokalmatador an und rechnete mir kaum Chancen aus, weil ich auch in einer internen Vorbewertung nur auf Platz 10 gelandet war“, erinnert sich Waltl. Was zählt, so glaubt er, ist die zündende Idee, die von ihm möglichst qualitätsvoll verarbeitet wurde. „Ich hatte jede Menge Schnitte und es wurden über 100 Effekte, in diesen kurzen Film eingebaut, von eingefügten Hintergrundbildern über Geschwindigkeitsanpassung, Farb-Ton-Gestaltung bis zu den passenden Geräuschen, denn auch der Ton hat im Film eine zentrale Bedeutung“.

Kurzfilm als Sprungbrett

Den Kurzfilm betrachtet der neue Staatsmeister eigentlich nur als Sprungbrett. Sein weiteres Ziel ist ein längerer Spielfilm. Die Idee dazu hat er bereits.  „Ich hoffe, im nächstes Jahr wieder etwas präsentieren zu können. Für mich ist es eine große Herausforderung, aber ich hoffe, mit diesen relativ einfachen Mitteln auch künftig persönliche Anliegen dem Publikum näherbringen zu können“.
Einziger Wermutstropfen bleibt, dass der Film nicht bei der Weltmeisterschaft gezeigt werden kann, weil er zu viel Text für eine internationale Übersetzung beinhaltet. Weitere Infos zum Filmklub unter www.filmklub.at.  
Susanne Radke

 

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