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Kitzbüheler Anzeiger
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Im Bereich Dandlerau bzw. Eiserne Hand sind Maßnahmen geplant.

Fieberbrunn stellt Weichen für den Hochwasserschutz

In den letzten Jahrzehnten blieb Fieberbrunn von großen Hochwasser-Katastrophen – wie sie etwa in Kössen oder St. Johann zu bewältigen waren – verschont. Vor drei Jahren wurde lediglich der Hörndlingergraben bei einem Unwetter verwüstet. Das letzte große Hochwasserereignis dürfte jenes im Jahr 1967 gewesen sein – damals wurde unter anderem die Hauptschule überflutet.

Bereits in den 1970er-Jahren gab es Achenverbauungen im Bereich Fieberbrunn“, weiß Bürgermeister Walter Astner. Zwar wurden die damals errichteten Mauern regelmäßig saniert, aber nie erhöht. In der Gemeinde weiß man jedoch um die Gefahren, die von der Ache bzw. den umliegenden Bächen ausgehen. Vor allem nach schweren Unwettern, wie es sie in den letzten Jahren häufiger gab, ist die Gefahr von Überflutungen gegeben. „Seit vielen Jahren sind die Gemeindeverantwortlichen mit dem zuständigen Ministerium im Gespräch“, erklärt Astner. Es gibt einen Hochwasserschutzplan, der österreichweit angewendet wird – der aktuelle Entwurf passte jedoch nicht vollständig zur örtlichen Situation. Daher hat die Gemeinde ein privates Gutachten in Auftrag gegeben, um lokale Gegebenheiten besser zu berücksichtigen.
Vor sechs Jahren wurde die erste Studie zum Hochwasserschutz und zu geplanten Retentionsräumen fertiggestellt, dem Gemeinderat und im Jahr darauf dem Bundesministerium präsentiert. Laut dieser ersten Studie müssten sieben Brücken zwischen einem halben und einem Meter angehoben werden, auch die Achenmauer müsste erhöht werden.

„Um keine Unterlieger – in diesem Fall St. Johann – schlechter zu stellen, müssen große Retentionsräume geplant und errichtet werden. In der ersten Studie wurde vorgeschlagen, diese im Bereich westlich des Ortsgebietes von Fieberbrunn zu errichten“, schildert Astner.

Nach coronabedingten Verzögerungen kam es dann im Sommer 2022 zu einem erneuten großen Unwetter im Bereich Hörndlingergraben und Spielberggraben. „Nach einem Antrag der Gemeinde um vermehrte Berücksichtigung des Hochwassergefährdungsbereiches Hörndlingergraben sowie des Spielberggrabens und des daran anschließenden Ortsgebiets hat die Gemeinde im Jahr 2023 auf eigene Kosten einen Zusatzauftrag über den möglichen Retentionsraum Eiserne Hand erteilt“, schildert Astner die umfangreichen Vorarbeiten. Im Mai 2024 erfolgte die Fertigstellung dieses Zusatzauftrags sowie eine behördliche Besprechung und Besichtigung des Ergebnisses „Retentionsraum Eiserne Hand“.

Projektvorstellung für Grundeigentümer

Im Laufe der zweiten Hälfte des Jahres 2024 folgten dann mehrere Projektvorstellungen mit möglichen betroffenen Grundeigentümern. Unter anderem wurden Abstimmungen mit dem hydrografischen Dienst und Untersuchungen zur Hochwasserabflusssituation beim Pletzergraben durchgeführt. Außerdem gab es eine erste generelle Zustimmungserklärung des hauptbetroffenen Grundeigentümers und auch der Gemeindevorstand stimmte zu.

„Ich bin sehr froh, dass wir das geschafft haben, denn mit der Ausgangsstudie von 2019 waren wir nicht ganz glücklich. Wir sind nun einen großen Schritt weiter“, informierte Astner. Der geplante Retentionsraum „Eiserne Hand“ hat ein Volumen von rund 95.000 Kubikmetern, eine Abflussdrosselung von 90 bis 95 Kubikmetern pro Sekunde sowie eine Überflutungsfläche von rund 32.000 Quadratmetern.

In seiner jüngsten Sitzung sprach sich der Gemeinderat einstimmig für die angestrebten Änderungen des generellen Hochwasserschutzprojektes – auch unter Einbeziehung von möglichen Flächen im Pletzergraben – aus. Mit dieser Zustimmung kann nun weiter an dem Hochwasserschutzprojekt und der Einreichplanung gearbeitet werden. „Brücken und Achenmauern müssen aber dennoch erhöht werden“, stellt Astner klar. Das Geschiebebecken im Hörndlingergraben wird regelmäßig gewartet.
GR Wolfgang Schwaiger (Liste Fieberbrunn) wies darauf hin, dass selbst eine Erhöhung um 50 Zentimeter das Ortsbild massiv verändern wird: „Ich plädiere dafür, dass man hier auf eine ansprechende Gestaltung achtet, denn es besteht die Gefahr, dass ein unansehnliches Bauwerk entsteht. Man könnte aber auch die Chance nutzen, etwas zu bauen, das zum Ort passt.“

Die Gesamtkosten für den Hochwasserschutz belaufen sich laut Grobschätzungen des Landes auf rund 9,4 Millionen Euro brutto. „Eine detailliertere Kostenschätzung gibt es erst nach Vorliegen des Einreichprojektes. Die Kostenbeteiligung der Gemeinde wird dabei zwischen 10 und 15 Prozent betragen“, klärt der Bürgermeister auf.
Der frühestmögliche Baubeginn wird für das Jahr 2028 geschätzt. „Eine abschnittsweise Umsetzung in mehreren Jahren ist möglich“, so Astner. Bis zur Umsetzung des Projekts werden laufend mobile Hochwasserschutzelemente für die Feuerwehr angeschafft.

Eigene Info-Broschüre über Hochwasser

Unter dem Titel „Sind wir gerüstet, wenn das nächste Hochwasser droht?“ hat Walter Phleps mit Hilfe weiterer Co-Autoren im Auftrag der Gemeinde eine zwölfseitige Info-Broschüre erstellt. Diese erging an alle Haushalte und enthält u. a. Hinweise, wie man sich im Falle eines Hochwassers verhalten soll.

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