Fendrich beehrte Waidring
Rainhard Fendrich ist mit seinem neuen Album „Besser wird’s nicht“ auf Tour. Karrierepläne schmiedet er derzeit keine, er lässt die Zeit auf sich zukommen.
Kitzbüheler Anzeiger: Sie spielen in Waidring vor rund 100 Personen – ist es ein besonderes Konzert?
Rainhard Fendrich: Auf jeden Fall. Wolfgang Ambros hat mich hierher eingeladen und es macht mir sowieso Spaß, wieder einmal auf einer kleinen Bühne zu stehen. Außerdem ist es schwieriger, als auf einer großen Theaterbühne. Wenn dort das Licht ausgeht, siehst du keinen mehr. In einem kleinen Club zu spielen, ist schon eine Königsdisziplin.
KA: Sind Sie nach über 30 Jahren auf der Bühne eigentlich noch nervös?
Fendrich: Ich bin immer nervös. Je länger man auf der Bühne steht, desto mehr weiß man, was passieren kann: Vom Scheinwerfer, der runterfällt bis zum Tonausfall. Ein gewisses Lampenfieber gehört dazu.
KA: Sie präsentieren mit „Besser wird’s nicht“ ein Album mit kritischen Stücken. Was hat Sie in den vergangenen zwei Jahren dazu bewegt, die Welt kritischer zu betrachten?
Fendrich: Man schreibt mit 25 andere Lieder als mit 55, ich bin ein Reflektor meiner Zeit und schreibe das auf, was mich stört und was uns alle beschäftigt.
KA: In einem Ihrer neuen Lieder singen Sie „nur die, die wandern, finden wieder zurück“. Ein Spiegel Ihrer selbst?
Fendrich: Es gibt das griechische Sprichwort „Panta rhei“ – „Alles fließt“ – und ich werde oft gefragt, ob ich denn schon angekommen sei im Leben. Aber ein Künstler, der angekommen ist, ist am Ende seiner Karriere. Und ich bin noch lange nicht am Ende. Man soll ganz einfach nicht stehen bleiben, sondern immer weitermachen.
KA: Kommen Sie während der Tournee überhaupt zur Ruhe?
Fendrich: Nein, das funktioniert nicht (lacht). Die Hauptsache ist, dass ich gesund bleibe. Nach der Tournee gönne ich mir aber eine Auszeit.
KA: Woher stammen Ideen für neue Texte?
Fendrich: Die Musik kommt aus der Stille, die Idee kommt aus dem Nichts. Ich muss wachsam sein und meine Umgebung erkunden, daraus entstehen meine Texte.
KA: Rückblick in Ihrer Karriere: Mit „I am from Austria“ haben Sie einen Hit gelandet, welcher oft als zweite Bundeshymne bezeichnet wird. Hätten Sie jemals an einen solchen Erfolg gedacht?
Fendrich: Nein, das Lied wurde angefeindet und wurde nie im Radio gespielt. Irgendwann kam es bei den Menschen an und wurde ein Selbstläufer. Es gibt kein größeres Kompliment für einen Künstler, als wenn sein Lied zu Lebzeiten Volksliedcharakter bekommt.
KA: Wünsche für die Zukunft?
Fendrich: Ich möchte gesund bleiben, Ideen haben und mein Publikum noch so lange wie möglich begeistern.
Das Gespräch führte Sandra Döttlinger