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Kitzbüheler Anzeiger

„Erinnerungen, die nie vergehen“

Fritz Orter hat mehr gesehen, als dem normalen Nachrichtenkonsumenten zugemutet werden kann. Über dreißig Jahre lang war der Journalist in den Krisenregionen der Welt unterwegs. Hat dem Elend ins Auge geblickt. Dem Kitzbüheler Anzeiger erzählt er ein wenig über sein Leben im Krieg und  warum er Kriegsreporter geworden ist. Am 25. Februar kommt er zu einer Lesung nach St. Johann.

Herr Orter, jetzt sitzen Sie auf der anderen Seite - ist es ungewohnt für Sie, wenn über Sie berichtet wird?
Ungewohnt ja, wenn man jetzt zum Interviewten wird, aber mich freut es, dass meine Arbeit (nicht meine Person) nicht ganz vergessen wird.

Warum wird man Kriegsreporter?
Ich hab mich nie als Kriegsreporter gesehen. Ich wollte jenen eine Stimme geben, die in Kriegen keine haben: Den Opfern.

Darf man sich als Reporter im Kriegsgebiet frei bewegen oder wird man an die Schauplätze „geführt“?
Es ist heute doch so, dass z.B. im Irak, in Syrien oder in anderen brandgefährlichen Regionen kein westlicher Journalist mehr arbeiten kann. Reporter sind Freiwild. Die Propaganda der Kriegsparteien versucht immer Reporter für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Ich hab immer wieder versucht, mit meinen Mitarbeitern unabhängig zu recherchieren - das machte die Arbeit oft lebensgefährlich.

Wie verständigten sie sich? Hatten Sie immer Dolmetscher dabei?
Natürlich! Ohne Dolmetscher und vertrauenswürdige Mitarbeiter vor Ort ist unsere Arbeit unmöglich.

Was wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?
Es sind zu viele Erinnerungen, die nie vergehen. Im Spital für krebskranke Kinder in Basra im Südirak, während des Irakkrieges eine fünfjährige zu filmen, deren Mutter ihr die Schmeißfliegen aus dem Gesicht verscheucht, während die Augen der kleinen verfaulen - so was vergisst du nie...

In ihrem Buch beschreiben Sie Szenen, die einen erschaudern lassen. Inwieweit darf man als Kriegsreporter noch „Mensch“ sein?
Die einzige Rechtfertigung für diesen Job ist der Respekt vor dem leidenden Mitmenschen und das Mitfühlen mit seinem Leid.

Wenn jemand wie Sie, so viel Grauen gesehen hat. Kann man das überhaupt verarbeiten?
Man muss es verarbeiten, wenn man daran nicht selber zugrunde gehen will.

Glauben Sie, dass es einmal eine Welt ohne Krieg geben kann?
Leider nein. Kriege wird es immer geben. Zum Glück werde ich die fürchterlichsten, die  uns in diesem Jahrhundert noch weiter entmenschlichen, nicht mehr erleben.

Ich habe ihr Buch in einem Stück gelesen. Werden Sie weitere Bücher schreiben?
Ja, es sind einige im Kopf schon geschrieben.

Da sind wir gespannt. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Mir und meinen Liebsten Gesundheit und ein erfülltes Leben.

Am Mittwoch, 25. Februar, liest Fritz Orter aus seinem Buch „Ich weiß nicht, warum ich noch lebe“ in der Alten Gerberei in St. Johann. Beginn ist um 19.30 Uhr. Einlass ab 18.30 Uhr.

Wegen des großen Interesses wird eine Reservierung dringend empfohlen: info@literaturverein.at.
Johanna Monitzer, Bild: Orter

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