
Entrüstung bei Krankenhausführung: Kein Personalmangel in der Pflege
Mit diesem Aufmarsch hatten die Verantwortlichen der Liste Fritz nicht gerechnet – im Rahmen ihrer Sommertour legten die Verantwortlichen der Partei, darunter auch LA Markus Sint, einen Stopp in St. Johann ein. Im Vorfeld der angekündigten Pressekonferenz wurden sie von einer erbosten Führungsriege – darunter der ärztliche Direktor Bruno Reitter, Verwaltungsdirektor Christoph Pfluger und Pflegedirektor Harald Sinnhuber – zur Rede gestellt und forderten Haselwanter-Schneider zur Aufklärung auf. Mit dabei im Übrigen auch Krankenhaus-Betriebsrat Christoph Schellhorn.
Der Hut brennt nicht im Bezirkskrankenhaus
Grund war das Thema, zu dem die Liste Fritz geladen hatte. „Der Hut brennt im Bezirkskrankenhaus St. Johann“, ließ LA Andrea Haselwanter-Schneider im Vorfeld verlauten. Laut Liste Fritz habe die angespannte Lage in der Pflege einen neuen Höhepunkt erreicht. Immer mehr Pfleger würden kurz davorstehen, ihren Dienst im Bezirkskrankenhaus St. Johann endgültig zu quittieren. „Was sind die Gründe, und vor allem: Wer handelt endlich? Es ist höchste Zeit, genauer hinzusehen. Denn es steht weit mehr auf dem Spiel als nur ein Arbeitsplatz“, kündigten Liste-Fritz-Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider und Bezirkssprecher Sepp Niedermoser im Vorfeld an, diese Fragen beantworten zu wollen.
Ein Schock war die Meldung für das Führungs-Trio des Spitals auch deshalb, weil das St. Johanner Krankenhaus erst vor wenigen Tagen die neuesten Zahlen veröffentlichte – so ist das Spital nicht nur wirtschaftlich das erfolgreichste in Tirol, überdies sind die Befragungen der Patienten mehr als positiv. „Wir haben auch keine Personalprobleme. Zurzeit sind alle Stellen besetzt, und ab November haben wir – aus derzeitiger Sicht – sogar eine Überbesetzung von rund 15 Vollzeitstellen für die Wintersaison“, zeigte sich Pflegedirektor Sinnhuber perplex angesichts der Aussagen der Liste Fritz. Zumal die Stimmung im Haus sehr gut sei.
Abgeordnete kritisiert Gehaltsschema
Alle Hände voll zu tun um Wogen zu glätten
Parteiobfrau LA Andrea Haselwanter-Schneider hatte jedenfalls alle Hände voll zu tun, die Wogen wieder zu glätten. Denn so sei es ja gar nicht gemeint, wie sie dann erklärte. Vielmehr gehe es um das Gehaltsschema. „Was wir in Spitälern und Pflegeeinrichtungen erleben, ist sinnbildlich für eine Politik, die Probleme aussitzt, statt sie zu lösen“, warnt Haselwanter-Schneider. Langjährige Pflegekräfte würden schlechter bezahlt als Kollegen, die die gleiche Arbeit machen, aber im neuen System eingestuft seien, so die Politikerin. Diese Ungerechtigkeit zerstöre nicht nur die Motivation, sie spalte Teams, schwäche den Zusammenhalt und gefährde die Versorgungssicherheit, so die Politikerin. Das dürfe sich das Land Tirol nicht länger leisten. „Der Unmut in der Belegschaft ist nicht länger zu überhören“, so Haselwanter-Schneider. Von St. Johann aus sei eine Petition gestartet worden. Sepp Niedermoser, Liste-Fritz-Bezirkssprecher, erklärte, dass „das Krankenhaus St. Johann ein Leuchtturm für die Region ist – medizinisch top, wirtschaftlich effizient, sozial verwurzelt.“
Abwanderung nach Salzburg kein Thema
Haselwanter-Schneider und Niedermoser fürchten sogar eine Abwanderung der Pflegekräfte nach Salzburg aufgrund der Unzufriedenheit – und sorgen damit bei Sinnhuber und Pfluger für Erstaunen. Zwischen 20 und 25 Prozent der Pflegekräfte im Krankenhaus St. Johann komme aus Salzburg, vorwiegend aus dem Pinzgau, so die Information der Liste Fritz. Aufgrund der Situation würden einige wieder dahin zurückkehren, um dort zu arbeiten. Pfluger kann da nur den Kopf schütteln – das Gegenteil sei der Fall: Die Zell am Seer hätten schon ein Problem, weil eben so viele Pinzgauer Pflegekräfte in St. Johann arbeiten wollen.
Fest steht jedoch, dass es Unterschiede bei den Gehältern gibt. Es gibt Mitarbeiter im neuen Tarifsystem und jene im alten Tarifsystem des Landes – diese fühlten sich benachteiligt. Das bestätigen auch Sinnhuber und Pfluger. „Das Problem gibt es und ist auch bei uns Thema.“ Das betreffe aber nicht das St. Johanner Haus allein – das sei ein gesamt-tiroler Problem, das nur vom Land selbst gelöst werden könne.
Verärgert zeigt sich LA Peter Seiwald über die Aussagen der Liste Fritz: „Die Menschen im Bezirk Kitzbühel können sich auf eine funktionierende und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung verlassen, das Bezirkskrankenhaus leistet hier Tag für Tag großartige Arbeit“, stellt der Kitzbüheler VP-Bezirksparteibobmann klar.
LA Peter Seiwald: Aussagen nicht haltbar
Die jüngsten Aussagen der Liste Fritz seien vollkommen überzogen und sachlich nicht haltbar. „Wer wider besseres Wissen Alarm schlägt, schafft nur Verunsicherung in der Bevölkerung. Das ist nicht verantwortungsvoll, das ist reines Oppositionskalkül auf dem Rücken der Pflegekräfte“, so Seiwald.