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Kitzbüheler Anzeiger
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Energie teilen heißt Vorteil für alle

Energiegemeinschaften bzw. -genossenschaften schaffen mehr als nur einen regionalen Kreislauf: Sie bringen finanzielle Vorteile sowohl für die Bezieher, als auch die Einspeiser mit sich und erfreuen sich auch im Bezirk Kitzbühel steigender Beliebtheit.

Das Prinzip funktioniert grundsätzlich wie ein nachbarschaftlicher Vorteils-
club. Ein simples Beispiel: Der Huber hat eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und erzeugt Strom – oft mehr, als er selbst braucht. Der Maier hat keine eigene Anlage, braucht aber Strom. In einer Energiegemeinschaft schließen sich Huber und Maier zusammen. Der überschüssige Strom von Huber wird nicht einfach ins allgemeine Stromnetz eingespeist, sondern innerhalb der Gemeinschaft direkt an Maier weitergegeben. Maier bekommt den Strom somit meist günstiger als vom Energieversorger. Huber bekommt mehr Geld für seinen Strom als bei der normalen Netzeinspeisung. Beide sparen Netzkosten und Abgaben. Alles läuft technisch über den Netzbetreiber. Sie müssen sie sich also nicht gegenseitig Kabel ziehen – nur Mitglied derselben Energiegemeinschaft sein.
Neben unterschiedlichen Größenordnungen gibt es verschiedene Formen und Modelle, wie Energiegemeinschaften aussehen können, z.B. können Privatpersonen, Gemeinden und Unternehmen beteiligt sein.

Reith & St. Johann mit interner Gemeinschaft
Ein Beispiel für die kommunale Lösung ist Reith: Die Gemeinde hat Ende 2023 eine interne Energiegemeinschaft (EG) gegründet. Ziel ist es, den selbsterzeugten Strom aus den gemeindeeigenen PV-Anlagen effizient zu nutzen. Bereits jetzt ist eine positive Wirkung spürbar, wie Bürgermeister Stefan Jöchl berichtet. Auch in St. Johann wurde kürzlich eine gemeinde-interne Energiegemeinschaft gegründet. Produzenten wie die PV-Anlage der Panorama Badewelt oder ein Trinkwasser-Kraftwerk liefern dabei Strom für 67 „Zählpunkte“ – also Verbraucher. Der Autarkiegrad beträgt zwischen 50 und 60 Prozent. „Wir haben eine Riesenfreude damit – wir sparen ein und sammeln gleichzeitig Daten, um den Betrieb zu optimieren“, so Hans Soder vom Umweltreferat der Marktgemeinde St. Johann.

Raiffeisen gründete Genossenschaften
Ein echter Fan von Energiegemeinschaften – oder im speziellen Fall Energiegenossenschaften – ist Christian Daxer, Vorstand der Raiffeisenbank Kitzbühel-St. Johann: „Es ist vielleicht ein kleines Thema, aber dabei tut sich eine ganze Welt auf. Die gesamte Ersparnis an Netzentgelten durch Energiegenossenschaften bleibt in der Region. Das schafft Wohlstand. Deswegen sage ich: Nachhaltigkeit rechnet sich.“ Im Bezirk bestehen mittlerweile zwei entsprechende Raiffeisen-Angebote: Die Raiffeisen Energiegenossenschaften Kaiserwinkl-Untere Schranne sowie Kirchdorf, Oberndorf, St. Johann befinden sich bereits im Aktivbetrieb. Grundsätzlich steht jeder Privatperson in Tirol die Teilnahme an einer Energiegenossenschaft offen – auch Gemeinden und KMUs, wie Daxer ausführt. Wer sich für die Energie-Genossenschaften interessiert, kann sich auf www.regenerative.at darüber ausführlich informieren.

Akzente in Kitzbühel und im Brixental
Weitere Beispiele für Energiegemeinschaften gibt es u.a. in Kitzbühel sowie im Raum Kirchberg, Brixen und Westendorf. Dazu Initiator Andreas Wallner (Exenberger Elek-
tro-Technik): „Die Teilnahme an einer Energiegemeinschaft bringt nie Nachteile – auch wenn der finanzielle Vorteil manchmal gering erscheint, ist er immer positiv.“ Für Bürger, die sich an einer Energie-Gemeinschaft (EG) beteiligen wollen, stellt sich oft die Frage: Muss ich meinen bestehenden Stromvertrag ändern? Die Antwort lautet: Nein. Bestehende Verträge bleiben aufrecht. Der Strom aus der EG wird vorrangig genutzt – nur wenn dieser nicht ausreicht, kommt wie gewohnt Energie aus dem Netz. Deswegen muss sich auch niemand sorgen, dass es plötzlich im Winter zappenduster wird, wenn die Solaranlagen-Einspeiser der Gemeinschaft weniger Strom produzieren. Und auch im gegensätzlichen Fall: Wenn ein Einspeiser mehr produziert, als von der Energiegemeinschaft gebraucht wird, fließt der Rest ins allgemeine Stromnetz zu den üblichen Tarifen. Andreas Wallner will das Thema noch präsenter machen: Deswegen plant er mit seinen Energiegemeinschaften auch einen Informationsabend, der Termin wird noch bekannt gegeben. Weitere Informationen für interessierte Bürger finden sich zudem auf der Homepage unter: www.energiegemeinschaft-kitzbuehel.at

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