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Kitzbüheler Anzeiger

Einbußen wegen Wetterkapriolen

Der Almsommer neigt sich dem Ende zu und die Bilanz ist alles andere als positiv: Während im sonnigen, warmen Vorsommer die Wanderer noch die Almen stürmten, reißen die letzten mehr als regnerischen Wochen ein großes Loch in die Kassen der Hüttenwirte.

Bezirk | Tropfnasse Touristen, die bei strömenden Regen durch die Dörfer schlendern und immer wieder einen Blick auf die wolkenverhangenen Berge werfen – so präsentierte sich in den vergangenen Wochen der Bezirk Kitzbühel. Wandern war da naturgemäß weniger angesagt. Opfer der Wetterkapriolen sind daher nicht nur die Schwimmbadbetreiber, sondern vor allem auch die Hüttenwirte in der Region.

Dritter Schnitt auf der Kippe

Aber auch viele Almbauern haben Grund zum Stöhnen, wie der Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins, Josef Lanzinger, bestätigt: „Eher Glück haben jene Bauern, deren Almen in Bereichen mit sandigen und steinigen Böden, also zum Beispiel im Kaiser sind“, erklärt Lanzinger. Auch das Rettensteingebiet gehört hier etwa dazu. Niedergelegene Almen mit tieferdigen Böden, die nur wenig Humusauflage haben, müssen allerdings mit Einbußen rechnen. „Die Kühe vertreten die Böden, das Gras wirkt nicht mehr frisch, eher modrig“, sagt Lanzinger. Die Kühe fressen weniger, die Milchleistung nimmt ab.

Doch auch im Tal ist der Dauerregen für die Bauern problematisch. „Aufgrund des Wetters steht der dritte Schnitt auf der Kippe“, erklärt Lanzinger. Und noch eine Problematik spricht er an: „Gerade für die Bergbauern ist das Heuen bei der heurigen Wetterlage alles andere als ungefährlich, die Böden sind nass und es besteht die Gefahr, dass sie mit ihren Arbeitsgeräten abrutschen und sie es daher möglicherweise nicht mehr schaffen, das Heu einzubringen“, betont Lanzinger. Die Bauern halten trotz schlechten Wetters auf den Almen durch: „Die Alm­abtriebe werden wie üblich durchgeführt“, betont der Chef des Almwirtschaftsvereines.
Doch nicht nur hinter den Almbauern liegt ein harter Sommer, bei vielen Hüttenwirten herrscht ebenfalls Katzenjammer. Waren Juni und Juli noch schön, saßen Wirte und Mitarbeiter in den vergangenen Wochen meist alleine in den Stuben.

Eine davon ist Therese Thaler, Wirtin der Stanglalm in Oberndorf: „Wir sind seit 40 Jahren hier oben, solche Sommer hat es immer wieder gegeben. Der Vorsommer war ganz gut, in den letzten Wochen war es aber natürlich schwierig. Unserer Erfahrung nach, sind es meist die Vierer-Jahre (1994, 2004.. etc.) in denen das Wetter so schlecht ist.“

Schöner Vorsommer verbessert Bilanz

Eine besonderes beliebtes Ausflugsziel im Kaisergebirge ist das Stripsenjochhaus, dessen Ausgangspunkt das Kaiserbachtal in Kirchdorf ist. „Dass heuer gar nichts war, kann man nicht sagen, aber es ist bedeutend weniger“, sagt Christian Fankhauser, der mit seinem Bruder Willi das Stripsenjochhaus betreibt. „Unsere Mutter hat das Stripsenjochhaus schon 1971 übernommen. Ich kann mich an einen solchen verregneten August  allerdings nicht erinnern“, sagt Fankhauser. Die Einbußen seien heuer schon groß, auch wenn der Mai und Juni gut gewesen sind. Dank einer Materialseilbahn können die Lebensmittel zwei Mal in der Woche auf die Hütte geliefert werden, dadurch können sich die Fankhausers zumindest beim Einkauf auf die Gegebenheiten einstellen. „Ausgebucht wären wir bis zum Ende der Saison“, sagt Fankhauser, geht es mit dem schlechten Wetter so weiter, „kommen aber natürlich die halben nicht.“

In die gleiche Kerbe schlägt Gabi Wörgötter von der Angerlalm in Erpfendorf: „Jammern will ich nicht, ist das Wetter schlecht, dann mache ich es halt allein. Wichtig ist, dass wir jeden Tag geöffnet haben. Wir können es ja eh nicht ändern“, sagt Wörgötter. Da gäbe es sicher andere Hüttenwirte, denen es bedeutend schlechter gehe. Leichter Katzenjammer herrscht auch bei Kemal Akcays Team auf der Alpenrosenhütte in Westendorf: „Im Vorsommer war es zu heiß und dann hat es dauernd geregnet. Der Sommer war sicher nicht gut, wir hoffen aber jetzt auf den Winter“, herrscht in Westendorf Optimismus.

„Wir sind seit 35 Jahren auf der Hornköpflhütte. So schlecht wie heuer, weiß ich es noch nie“, sagt Maria Müllmann. Der Juni sei sehr gut gewesen, „und dann ist es bergab gegangen.“ Die Familie Müllmann hofft wie viele andere auch noch auf ein paar schöne Wochenenden.

„Wenn es jetzt noch einen gescheiten Herbst gäbe, wäre das natürlich gut“, erklärt Sonja Riedlsberger von der Brennhütte auf der Durchkaser in Waidring. Auch ihre Bilanz ist eher durchwachsen. „Die Leute gehen bei diesem Wetter nicht mehr auf den Berg, besser ist es sicher den Almbetreibern in Liftnähe gegangen. Wir sind da natürlich ein bisschen abgelegen.“

In einem sind sich alle einig: Als Hüttenwirt müsse man auch so einen Sommer finanziell durchstehen können.
Margret Klausner

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