
Ein Klangjuwel für die Auracher
Wer die Pfarrkirche in Aurach betritt, kommt um den ehrfürchtigen Blick nach oben wohl nicht herum. Denn: Da steht sie – auf der Empore – die originale Mauracher-Orgel, aus dem Jahr 1839, wie sich im Zuge der Restaurierungsarbeiten herausstellte. Eingebaut 1840 von Johann Nepomuk Mauracher, Sohn des berühmten Tiroler Orgelbauers Karl Mauracher.
Mauracher – ein Name von Weltruf
Karl Mauracher war nicht nur ein bedeutender Orgelbauer, sondern auch mit dem wohl bekanntesten Weihnachtslied der Welt verbunden: „Stille Nacht, heilige Nacht“. In Oberndorf bei Salzburg reparierte er jene Orgel, an der Franz Xaver Gruber wirkte. Dass die Auracher Orgel ebenso aus seiner Werkstatt stammt, bedeutet also weit mehr als ein technisches Detail – es ist ein Stück Tiroler Kulturgeschichte von internationalem Rang.
Eine Heimkehr ins Original
In der renommierten Bonner Orgelbauwerkstatt Klais wurde das Instrument aufwendig in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Spanplattenteile wichen massivem Holz, alte Pfeifen wurden ersetzt, lederne Blasbälge eingebaut. Die Orgel erhielt damit ihre ursprüngliche Klangfülle zurück – so, wie Karl Mauracher sie einst erdacht hatte. Durch die Erweiterung der Orgel um ein Positiv, das abgerückt von der Orgel nicht in die Substanz eingreift und sich auch optisch nicht in den Vordergrund drängt, wurden die musikalischen Möglichkeiten erheblich erweitert und die kirchenmusikalische Praxis erleichtert.
„Orgeln sind Wunderbauten, Tempel, von Gottes Hauch beseelt.“
Johann Gottfried von Herder
Die Kosten von rund 380.000 Euro konnten dank einer außergewöhnlichen Welle an Unterstützung und dem unermüdlichen Einsatz des damaligen, leider schon verstorbenen, Organisten Matthäus Pletzer sowie von Sepp Obermoser, dem Obmann des Kulturfördervereins KUFA, aufgebracht werden.
Auch das besondere Engagement der weltbekannten Geigerin Anne-Sophie Mutter, die als Wahl-Auracherin eine enge Verbindung zur Kirche pflegt, war entscheidend: Mit zwei Benefizkonzerten (2014 und 2018) und ihrer Schirmherrschaft hatte sie wesentlichen Anteil an der Restaurierung und bescherte der Orgel zugleich internationale Aufmerksamkeit.
Ein Höhepunkt der Musikgeschichte
Unvergessen bleibt auch das feierliche Eröffnungskonzert nach Abschluss der Arbeiten. Neben Organist Peter Kofler und Trompeter Hermann Mitterer stand auch Anne-Sophie Mutter selbst in der Auracher Kirche auf der Bühne. Werke von Bach, Brahms und Telemann erfüllten den Raum – und machten deutlich, welch außergewöhnliches Klangspektrum dieses Instrument besitzt.
Ein Instrument als Identitätsträger
Musikwissenschaftlich betrachtet ist die Orgel die „Königin der Instrumente“ – kein anderes Instrument vereint ein solches Klangspektrum. Mit der Restaurierung wurde aber nicht nur ein Stück Technik erneuert, sondern ein lebendiger Klangkörper gesichert, der das kulturelle Selbstverständnis einer ganzen Dorfgemeinschaft stärkt. Denn eine Orgel lebt nicht nur vom Material, sondern auch von den Menschen, die sie zum Klingen bringen. Und auch hier kann Aurach mit Besonderem aufwarten: Denn die knapp 1.200-Seelen-Gemeinde hat gleich drei Organisten hervorgebracht: Matthäus Pletzer spielte bis zu seinem Tod mit großer Hingabe, heute führen sein Bruder Alois sowie Martin Erber diese Tradition fort. Damit bleibt die Auracher Orgel kein museales Schaustück, sondern erklingt regelmäßig in Gottesdiensten, bei Hochzeiten, Festen, Feierstunden und Abschieden.
„Aurach besitzt ein Musikjuwel, das weit über die Grenzen hinaus Bedeutung findet“
Sepp Obermoser
Stolz und Zukunft
Und auch wenn die Restaurierung nun schon einige Jahre zurückliegt – ihr Wert zeigt sich bis heute. Denn die Mauracher-Orgel ist zu einem lebendigen Teil der Dorfidentität geworden, auf den die Auracher mit Recht stolz sein dürfen. Sie ist ein Stück Tiroler Kulturgeschichte, das durch die Unterstützung vieler Menschen und das Engagement des örtlichen Kulturfördervereins KUFA mit der Schaffung der Konzertreihe „Auracher Orgelkonzerte“ neu erblüht ist. Ein klingendes Erbe und eine Brücke zwischen einem kleinen Dorf und der großen weiten Musikwelt.

Die Orgel
Die Mauracher-Orgel ist mehr als ein Musikinstrument – sie ist Teil der Dorfidentität. Wer die gewaltigen Pfeifen sieht, die filigrane Mechanik und die kunstvolle Gestaltung, versteht, warum die Orgel als „Königin“ bezeichnet wird. In ihrer Stimme vereinen sich Geschichte, Handwerkskunst, Freude, Trost und Zuversicht.