„Ein Gefühl, wie zu komponieren“
Kritiker überschütten Schriftstellerin Valerie Fritsch geradezu mit Lob. Ihr Endzeit-Roman „Winters Garten“ wird von der Fachwelt als „überwältigender, sensationeller, poetischer sowie harter Roman mit einer betörenden Schönheit, wie man sie in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur lange schon nicht mehr vorgefunden hat“ gefeiert. Am Mittwoch, 30. September, liest Fritsch in St. Johann. Zuvor beantwortete sie dem Kitzbüheler Anzeiger ein paar Fragen.
Im Internet findet man nur lobende Worte über Ihren Roman „Winters Garten“. Alle sind begeistert. Hat Sie dieser Erfolg überrascht?
Es war eine hervorragende, herzhafte Erfahrung, lesende Menschen so zu begeistern, zu befremden, zu berühren mit diesem Buch, da hat mich der Erfolg vielleicht mehr gefreut, als überrascht. Ich bin sehr schwer zu überraschen.
Sie haben sehr viele Auszeichnungen erhalten. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Ideelle Freude, weil es schön ist, wertgeschätzt zu werden und pragmatische, weil es schön ist, als Schriftsteller von seinen Büchern und nicht vom Kellnern zu leben.
Sie verwenden in ihrem Roman eine wunderschöne und sehr bildhafte Sprache. Wo haben sie sich ihre Inspiration dafür geholt?
Ich mag, was man mit den 26 Buchstaben des Alphabets alles machen kann, wenn Sprache organisch und sinnlich ist - wie die Welt - und habe oft mehr das Gefühl zu komponieren als zu schreiben.
Wie lange haben Sie an dem Roman „Winters Garten“ gearbeitet, bis er so war, wie Sie sich ihn vorstellten?
Mit Unterbrechungen beinahe zweieinhalb Jahre, bis er war, wie ich ihn mir vorgestellt habe, und noch einmal eine ganze Zeit mit meiner Lektorin, bis er war, wie wir ihn uns beide vorgestellt haben.
Was lesen Sie privat gerne?
Ich liebe Herta Müller, Christoph Ransmayer, Alice Munro, historische Reiseberichte, Medizinbücher und auch meine Kinder- und Bilderbücher lese ich immer wieder gerne. Ich empfehle „Der Katzenkönig Mauzenberger“ von Erwin Moser.
Ich habe gelesen, dass Sie sehr viel auf Reisen sind. Was bedeute es für Sie, auf Reisen zu sein?
Frei zu sein und flexibel im Kopf zu bleiben, der Sehnsucht und Neugierde hinterherzureisen und dem Glaubensatz zu folgen: Wenn ich schon auf der Welt bin, will ich sie auch sehen.
Wohin geht die nächste Reise?
Abseits aller Lesereisen ist im nächsten Jahr geplant mit dem Auto von Graz nach Shanghai zu fahren.
Klingt spannend. Haben Sie schon Pläne für ein neues Buch?
Ich arbeite gerade an einem Kinodrehbuch, ein neuer Roman muss noch ein bisschen schlafen, bevor ich ihn aufwecke. Man muss schließlich zwischen den Büchern auch leben, sonst wiederholt man sich.
Fritsch liest am 30. September
Am Mittwoch, 30. September liest Valerie Fritsch auf Einladung des Literaturvereins St. Johann aus ihrem Buch „Winters Garten“. Beginn ist um 19.30 Uhr. Informationen und Reservierungen zur Lesung unter
www.literaturverein.at.
Johanna Monitzer
Bild: „Ich habe oft mehr das Gefühl zu komponieren, als zu schreiben“, sagt Valerie Fritsch über ihre Arbeit als Schriftstellerin. Foto: Jasmin Schuller