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Kitzbüheler Anzeiger
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Die Moderevolution am Fußballplatz

Im Jahr 1998 eröffnete Sven Voth seinen ersten Snipes-Store in Essen. Die Mission: US-Streetwear nach Europa zu bringen. 25 Jahre später umfasst das Imperium über 800 Standorte und macht fast zwei Milliarden Euro Jahresumsatz. Mit DJs im Laden, Tänzern vor der Tür und Autogrammstunden mit Rap-Stars machte er Retail früh zum Event. Das Konzept schlug voll ein – von New York bis Miami. 2024 zog sich Voth aus der operativen Führung zurück.

Jetzt meldet er sich mit einem neuen Mega-Projekt zurück. Unter dem Namen Higgins eröffnet er zehn Shops in Österreich – alle an einem Tag. So etwas gab es bisher noch nie. Weitere sollen folgen.
Parallel verpasste Sven Voth dem FC Kitzbühel einen neuen Look – und das nicht mit irgendeinem Design. Gemeinsam mit dem Label Colucci (abgeleitet von der Luxusmarke Carlo Colucci) entstand ein Trikot, das mehr Modestatement als Sportkleidung ist.

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Der Auslöser: Ein Besuch beim Generali Open, wo der Center Court mit dekorativen Champagner-Schläuchen bewässert wurde. „Wenn der Tennisplatz mit Champagner gegossen wird, dann kann der FC Kitzbühel auch in Colucci spielen“, meint Voth augenzwinkernd. Die Idee war geboren.

Mode und Fußball – eine perfekte Kombination
Was auf den ersten Blick nach einem PR-Gag klingt, hat Tiefe. Voth verfolgt eine klare Vision: Fußball und Mode sollen verschmelzen. Paris Saint-Germain oder der AC Milan machen es vor, in Österreich ist davon (bisher) noch nichts zu sehen. Das will er ändern.

Drei Trikots (Heim-, Auswärts- und Sondertrikots) wurden gemeinsam mit den Kitzbühelern entwickelt. „Mir war wichtig, die Spieler mitzunehmen“, sagt Voth. Es gab Präsentationen, Feedbackrunden, einen gemeinsamen Mannschaftsabend. Das Resultat: breite Zustimmung. „Kein Spieler soll ein Trikot tragen müssen, das er nicht feiert.“

„Mir war es wichtig, den ganzen Verein mitzunehmen. Kein Spieler soll ein Trikot tragen müssen, das er nicht feiert. Es war ein tolles Miteinander.
Sven Voth, Designer

Die Resonanz? Polarisierend – genau wie geplant. Während manche Traditionalisten die Nase rümpfen, ist der Rest begeistert. Die Trikots wurden bereits bei den Heimspielen verkauft und sind auch im Handel erhältlich. In einigen deutschen Städten, wie etwa Wolfsburg, sind sie sogar schon ausverkauft und sorgen für Aufmerksamkeit auf und abseits des Spielfelds. Voth spricht von einer „geilen Wechselwirkung“: Mode schafft neue Reichweite für den Club, und der Club gibt der Marke Nahbarkeit. Noch dazu haben Produkte aus Kitzbühel deutschlandweit Kultstatus. „Die Gams auf dem Auto ist weit verbreitet“, schmunzelt er.

Auch Puma ist mit an Bord. Die Spieler trugen bei der Trikot-Präsentation Colucci-Kleidung und Puma-Schuhe. Weitere Sponsoren sollen folgen. „Wir haben mit dem Verein noch einiges vor“, verrät Voth.

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Das ist Mr. Higgins, der Fuchs. Er steht für das neue Konzept: Mode, Schuhe und Accessoires in der Einstiegspreislage.

Das Motto von Higgins: stylisch aber leistbar
Gleichzeitig zum Trikotprojekt läuft der Rollout von Higgins. Die neue Marke will Mode demokratisieren. „Das Leben ist teuer geworden – wir wollen da ein Gegenangebot schaffen“, so Voth. Anders als Snipes positioniert sich Higgins günstiger, bleibt aber stylisch. Auch wenn in Kitzbühel derzeit keine Shops geplant sind, schließt er in Zukunft andere Konzepte nicht aus.

Für Voth ist das Kitzbühel-Projekt kein klassischer Business-Case. „Das ist Herzenssache“, sagt er. Der Kontakt zum Verein war schnell hergestellt, die Umsetzung unkompliziert. Der Designer schätzt besonders die Bodenständigkeit des Vereins: „In der dritten Liga in Deutschland heben einige Spieler schon ab, Geld spielt eine wichtige Rolle – hier in der Region geht’s um echte Fußballliebe.“

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Sven Voth und FC Kitzbühel-Präsident Francesco Cirolini verbindet inzwischen eine herzliche Freundschaft und die Liebe zum Fußball.

Wie viel persönliche Energie Voth in das Projekt steckt, wird im Gespräch klar. Selbst den Shuttle-Service vom Fußballplatz zum Trikot-Launch in Rosi‘s Sonnbergstubn übernahm er teilweise selbst. „Ich hatte jeweils drei Spieler im Auto, wir haben über Fußball, Mode und die Saison geredet. Das war großartig.“

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DIE MARKE CARLO COLUCCI

Carlo Colucci ist eine 1970 gegründete Lifestylemarke im Premiumsegment, bekannt für ihre auffälligen, farbenfrohen Strickpullover mit 3D-Intarsien und einem markanten Ikarus-Logo. In den 80ern und 90ern erreichte Colucci Kultstatus, die Designs wurden zu Sammlerstücken und ab 2010 neu aufgelegt.

Auch in der deutschen Rapkultur hat sich Colucci einen Namen gemacht: Zahlreiche Künstler wie Bushido, Fler oder Plusmacher tragen die Marke nicht nur – sie verarbeiten sie auch in Songtexten und Albumnamen.

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