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„Die Finanzkrise juckt Kitz nicht“


KITZBÜHELER ANZEIGER:
Herr Neumayr, Sie sind gerichtlich beeideter Sachverständiger und Immobilientreuhänder. Warum glauben Sie, dass im Zeitalter der Globalisierung ausgerechnet Kitzbühel von der internationalen Finanz- und Immobilienkrise verschont bleibt?
Christian Neumayr: Der Kitzbüheler Immobilienmarkt hat sich schon in der Vergangenheit sehr resistent gegenüber internationalen Aktien- und Finanzkrisen gezeigt.  Der Zusammenbruch der „New Economy“ 2000/2001 hat die Preise in Kitzbühel kaum beeinträchtigt, während sie in anderen Gegenden massiv eingebrochen sind.

KA: Die gegenwärtige Krise zeigt aber weit größere Auswirkungen. Was berechtigt Sie trotzdem zu Ihrer Ansicht?
Neumayr: Die internationale Immobilienkrise betrifft in erster Linie die gewerblichen Immobilien. Sie werden von Investoren mit dem Ziel einer möglichst hohen Rendite errichtet. Der Kitzbüheler Immobilienmarkt basiert hingegen auf dem Einfamilienwohnhaus- und Wohnungsmarkt.

„Investitionen sind in Kitz emotional“

KA: Die Häuslbauer in den USA gelten bekanntlich als  Mitverursacher der Finanzursache. Warum?
Neumayr: In den USA wird ein Wohnhaus zu 100 Prozent und mehr auf Kredit finanziert, bei uns hingegen nur zu maximal 60 Prozent. Bei der Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers und konjunkturellen Einbrüchen der Immobilienpreise in den USA sind die Gebäude natürlich völlig überschuldet.  Bei Wohnhausfinanzierungen wird außerdem auf das Modell der Option ARMS, Hypotheken mit variablen zinssätzen, zurückgegriffen. Die Gefahr dabei: ARMs funktionieren nur, wenn die Preise für die Häuser steigen.

KA: Wie wird in Kitzbühel finanziert?

„Villen werden aus Portokassen gekauft“

Neumayr: Das Klientel, das die Preise am Kitzbüheler Immobilienmarkt bestimmt, ist sehr vermögend und finanziert aus Eigenmitteln, sozusagen aus der Portokasse.   Die Entscheidung, in Kitzbühel ein Haus zu kaufen, fällt nicht aus rationalen, sondern emotionalen Gründen. Weil Kitzbühel prominent ist, weil es hier sicher ist, weil viele Events stattfinden und der Blick auf den Wilden Kaiser gefällt. Wirtschaftliche Gründe sind hier unbedeutend.

KA: Werden die Immobilienpreise fallen?
Neumayr: Kunden, die sich in Kitzbühel  Liegenschaften jenseits der 5-Millionen-Euro-Grenze,  also in den Toplagen  leisten können, haben durch die Finanzkrise kein Problem. Ich bin deshalb der Ansicht, dass die Preise in den Toplagen sogar noch weiter steigen werden.
Alexandra Fusser
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