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Kitzbüheler Anzeiger
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Freuen sich über ihre Zusammenarbeit: WK-Präsidentin Barbara Thaler und Obmann Hermann Huber.

Detailliertes Programm ausgearbeitet

Nach den umstrittenen Personalrochaden in der Kitzbüheler Wirtschaftskammer ist Ruhe eingekehrt – dieser Tage war Tirols Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler zu Gast und besuchte unter anderem einige Betriebe im Bezirk. Gemeinsam mit dem frischgebackenen Kitzbüheler Wirtschaftskammer-Obmann Hermann Huber informierte Thaler über die Pläne der neuen Kammer-Führung.

„Die konstituierende Sitzung im Juni ist sehr gut über die Bühne gegangen. Ich habe mir dafür auch Zeit genommen – auch in den anderen vier Bezirken, in denen es einen Wechsel bei den Obleuten gegeben hat, war ich mit dabei“, so Thaler.

Hermann Huber hat sich mit viel Elan in seine neue Aufgabe eingearbeitet: „Ob gewählt oder kooptiert – alle Mitglieder des Bezirksausschusses sind gleich wichtig und etwa in der WhatsApp-Gruppe, über die wir viel kommunizieren, mit dabei.“ Ihm sei wichtig zu betonen, dass alle Mitglieder, die im Ausschuss sitzen, sich natürlich für die Wirtschaft im ganzen Bezirk engagieren, und nicht nur in jenen Gemeinden, aus denen sie kommen.
Angesichts des Kommunalsteueraufkommens wolle er schon auch klarstellen, dass die Stadt Kitzbühel – der Großteil des Ausschusses kommt aus der Gamsstadt – der größte Wirtschaftsstandort im Bezirk ist.

„Wir haben als Bezirksausschuss bereits ein sehr gutes Fundament gelegt und haben im Rahmen einer fünfstündigen Klausur ein umfangreiches Programm ausgearbeit“, schildert Hermann Huber. Der Ausschuss hätte das alte Programm unter die Lupe genommen und vor allem die Punkte, die sich um Berufsorientierung drehen, herausgenommen. „Wir haben vor, diesen Bereich zu optimieren. In Zukunft soll es vormittags, aber auch abends Veranstaltungen geben. Wir wollen uns breiter aufstellen“, so Huber, der kritisiert, dass das Schulsystem am Markt vorbeilaufe. „Wir müssen das Bewusstsein stärken, dass eine Karriere auch ohne Matura funktionieren kann.“

Kaufkraftstudie: Externe Experten

Es sind vor allem drei Schwerpunkte, die Hermann Huber am Herzen liegen. Vor wenigen Wochen wurde die, vom Beratungsunternehmen CIMA erstellte, neue, umfassende Handelsanalyse für die Region Kitzbühel, präsentiert. Im Vergleich zur ersten Erhebung vor sieben Jahren weisen zahlreiche Kenndaten nach unten. Hier will Huber ansetzen. In Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Tirol soll auf Basis der aktuellen Kaufkraftstudie ein Maßnahmenpaket erarbeitet werden. Ziel ist es, Unternehmer mit praxisnahen Antworten zu unterstützen – unter anderem durch Veranstaltungen in der Kammer. Dazu werden auch externe Experten ins Boot geholt. „Wir wollen gegensteuern, unterstützen und Lösungswege aufzeigen“, so Huber.

Mitsprache bei Bauvorhaben

Ein zweiter Schwerpunkt betrifft die regionale Infrastruktur. „Es ist uns ganz wichtig, dass in Zeiten wie diesen, in denen die Wirtschaft täglich zu kämpfen hat, das Verständnis der Behörden geschärft wird. Als Beispiel nennt Huber Straßenbaustellen. Diese dürften nicht ohne Rücksicht auf die regionalen Unternehmen umgesetzt werden, stellt der Kammerobmann klar. Die WK fordert deshalb ein Mitspracherecht bei größeren Bauvorhaben, um die wirtschaftliche Verträglichkeit zu prüfen. Im Herbst sollen dazu Gespräche mit den zuständigen Abteilungen des Landes stattfinden.
Eines der umfangreichsten Themen ist jedoch die Zweitwohnsitz-Problematik. Die Causa sorgt seit langem für Diskussionen – dass es im ganzen Bezirk Anzeigen hagelt, ist für die Wirtschaft untragbar. Die aktuelle Gesetzeslage gefährde Arbeitsplätze und führe zu einem erheblichen Verlust an regionaler Wertschöpfung, sind sich Thaler und Huber einig. „Bereits 2020 wurde eine Studie zur ökonomischen Bedeutung der Zweitwohnsitze erstellt. Diese wird nun aktualisiert und in den nächsten Wochen veröffentlicht“, informiert Thaler. Ein Ziel ist es, das Bewusstsein für die tatsächlichen Auswirkungen zu schärfen.

Zweitwohnsitze: Adaptierte Studie

Wie die Präsidentin erklärte, laufen schon seit längerem Gespräche in kleinen Runden mit den zuständigen Gremien des Landes, Experten, Gemeindevertretern aber auch Unternehmern. „Wir stehen hier klar hintern den Unternehmern. Es fehlt an Wertschätzung für die Wertschöpfung“, betont Thaler.

Ausgelaufen ist die KIM-Verordnung (Anm.: Kreditinstitute Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung). Für Thaler besteht daher Handlungsbedarf: „Wir müssen Lösungsansätze finden, die aufzeigen, wie es weitergehen kann, damit die Investitionstätigkeit wieder zunimmt.“
Es sei nichts schlimmer für die Wirtschaft als eine schlechte Stimmung, sind sich Thaler und Huber einig. Sie arbeiten daran, die Stimmung wieder ins Positive umzukehren. Über die Arbeit des neuen Ausschusses freut sich Thaler ganz besonders: „Es ist schön zu spüren, dass alte und neue Funktionäre gut in die Zukunft starten.“

Umstrittene Rochade war kein Thema

Die Wogen gingen hoch, als Anfang Mai Tirols Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler ihre geplanten Personalrochaden präsentierte – der bisherige Kitzbüheler Bezirksobmann Peter Seiwald wurde zu seiner Überraschung nicht mehr nominiert. Ein Schlag ins Gesicht für den St. Johanner Unternehmer. Es folgte ein Sturm der Entrüstung der Wirtschaftsbundfunktionäre, die Seiwald nominiert hatten. Zahlreiche Mitglieder fühlten sich von Thalers Entscheidung überfahren und kündigten ihre Austritte an.
In einem offenen Brief an Präsidentin Thaler sowie führende Tiroler Politiker drückten die Kitzbüheler WB-Mitglieder ihre Besorgnis über die Entscheidungen Thalers aus. Als dann auch noch feststand, dass im Bezirksausschuss die St. Johanner Unternehmer – nur mit einem kooptierten – und damit nicht stimmberechtigten – Mitglied vertreten ist, war der Ärger groß. Vergangene Woche war Barbara Thaler zu Gast im Bezirk, besuchte mit WK-Obmann Hermann Huber einige Betriebe. „Auch in St. Johann“, wie sie betonte. Auf ihre umstrittenen Personal-Entscheidungen wollte Thaler nicht weiter eingehen und erklärte: „Ich war immer gesprächsbereit und spreche mit allen, die sich bei mir melden um die Thematik aufzuklären.“ Sie verstehe, dass solche Entscheidungen für Emotionen sorgen. Die Entscheidungen seien aber gut begründet gewesen, meint Thaler. „Der neue Ausschuss hat eine absolute Chance verdient.“

Sie sei im Übrigen seit 15 Jahren Funktionärin und habe nie einen Unterschied zwischen gewählten und kooptierten Mitgliedern gemacht, will sie in dieser Causa nach wie vor keine Kritik gelten lassen.

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