
Der Rossinger vom Hasenberg
Ein Leben ohne Pferde wäre für ihn unvorstellbar: Hans Peter Angerlechner vom Hof Hinterhasenberg in Oberndorf ist nicht nur weitum bekannter Fiaker, sondern auch Norikerzüchter mit Leib und Seele. Kein Wunder also, dass er bereits seit vielen Jahren dem Noriker-Pferdezuchtverein Wilder Kaiser und Umgebung – D’Rossinger, als Obmann vorsteht.
Der Verein, der vor fast 20 Jahren in Oberndorf gegründet wurde, zählt rund 100 Mitglieder. Höhepunkt des Vereinsjahres ist der alljährliche Leonhardiritt, der am Samstag bereits zum 14. Mal in Szene geht und jedes Jahr nicht nur zahlreiche Rossinger, sondern auch viele Besucher anzieht. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – nur noch das Wetter muss mitspielen.
Warum es gerade die Noriker sind, die Hans Peter Angerlechner so am Herzen liegen? „Sie sind umgänglich, haben eine feine Art und ein sanftes Gemüt“, schwärmt der Züchter. Sechs Noriker hält er derzeit – vier davon auf dem Hof am Hasenberg, zwei befinden sich aktuell in der Ausbildung. Angerlechner spannt sie nicht nur vor die Kutsche, sondern lässt sich auch zum Reiten ausbilden.
Auf dem Hof Hinterhasenberg hat es immer schon Pferde gegeben, erzählt Angerlechner. Als er 1975 den Hof übernahm, gab es noch Haflinger. Einige Jahre später kam der erste Noriker auf den Hof hoch über Oberndorf. Damals wurden die Tiere noch zur landwirtschaftlichen Arbeit eingesetzt. Angerlechner betrieb den Hof im Nebenerwerb, ging „g’Hoiz“ – arbeitete also als Holzknecht, oft gemeinsam mit seinen Pferden.
Auch Kutschenfahrten bot der Oberndorfer bereits früh an. Anfangs „fiakerte“ er noch mit Haflingern, später stellte er auf Noriker um. „Damit konnte ich mehr Leute auf einer Kutsche mitnehmen“, erzählt er. Die ersten Wagen baute er übrigens selbst, später konnte er sich dann eigene Kutschen anschaffen. Die „sanften Riesen“ sind dank ihres ausgeglichenen Wesens hervorragend zum Kutschenfahren geeignet – ruhig, stark und verlässlich, auch im Straßenverkehr.
Noriker für Kinder besondes gut geeignet
„Für Kinder sind sie besonders gut geeignet. Meine Enkel krabbeln unter dem Bauch durch, ohne dass die Pferde aus der Ruhe kommen“, erzählt der Landwirt stolz. Die Liebe zu den Norikern hat er auch an seine Söhne weitergegeben.
Mit der Weitau verbindet Angerlechner vieles – dort befindet sich der Hengststall des Norikerzuchtverbandes. Die Zucht liegt ihm besonders am Herzen. Noriker gibt es in sechs Farben: Mohrenkopf (silber), Tiger (weiß mit schwarzen Tupfen), Rappe (schwarz), Brauner (braun), Fuchs (rötlich) und Schecke (weiß-braun gefleckt). Einer der bekanntesten Deckhengste stand schon bei ihm im Stall.
„Pferde gab es bei uns am Hof schon immer. Ich habe dann mit den Norikern angefangen.“
Hans Peter Angerlechner, Norikerzüchter
Viele Jahre war Stadl-Paura das Zentrum der Norikerzucht. Als dort die Zucht aufgegeben wurde, kamen die wertvollen Tiere auf verschiedene Höfe – bis schließlich in der Weitau ein eigener Rundstall errichtet wurde. Sehr zur Freude von Hans Peter Angerlechner, dem die Zukunft der „sanften Riesen“ naturgemäß am Herzen liegt.
Wobei die Riesen gar nicht mehr ganz so riesig sind: Auch bei dieser alten Rasse hat sich die Zucht verändert. Die Tiere sind heute schmaler und sportlicher gebaut und erfreuen sich auch bei Reitern immer größerer Beliebtheit. Bei seiner Zucht überlässt Angerlechner nichts dem Zufall – er sucht die Hengste, von denen er seine Stuten decken lässt, sehr sorgfältig aus. Auch die Ausbildung der Tiere ist ihm ein großes Anliegen. „Die lernen schnell“, sagt er, „aber es gehört natürlich sehr viel Liebe und Geduld dazu.“
Wie sehr er seine Noriker liebt – und sie ihn – zeigt sich, wenn die Pferde von der Koppel auf ihn zulaufen, sobald er sie ruft. Sie vertrauen ihm – und er ihnen. Und das muss auch so sein: Denn Angerlechner ist bei vielen Festumzügen im Einsatz. Oft wird es dabei auf den Straßen eng. Ohne gegenseitiges Vertrauen wäre das unmöglich. „Mir ist noch nie ein Pferd durchgegangen“, sagt er mit berechtigtem Stolz.

Programm: 14. Auflage des Leonhardirittes
Am Samstag, 11. Oktober, findet in Oberndorf der 14. Leonhardiritt mit anschließendem Herbstfest statt. Die Aufstellung beginnt um 10 Uhr, der Ritt startet um 10.30 Uhr. Gegen 11.15 Uhr erfolgt die Pferdesegnung im Ortszentrum, musikalisch umrahmt vom Platzkonzert der Musikkapelle Oberndorf. Im Anschluss lädt ein stimmungsvolles Herbstfest zum Verweilen ein. Für Speis und Trank sorgen der Noriker Pferdezuchtverein, die Landjugend und die Bauern. Außerdem gibt es einen Kunsthandwerksmarkt.