„Der große Sieger war die Natur“
Kurz vor der Premiere von „Tränen der Sextner Dolomiten“ traf sich der Kitzbüheler Anzeiger mit Ideengeber, Produzent und Regisseur Hubert Schönegger zum Gespräch. Er erzählt, warum es bei den Kriegsschauplätzen in den Dolomiten keine Sieger gab.
Sie präsentieren ihren neuesten Film in Kitzbühel, waren sie schon einmal bei uns?
Ja, ich war schon einmal vor längerer Zeit im Winter zum Skifahren in Kitzbühel - es war ein ganz tolle Zeit!
Um was geht es in dem Film „Tränen der Sextner Dolomiten“?
Inhaltlich geht es um den ersten Weltkrieg in den Sextner Dolomiten. Im Film selber geht es um zwei Liebesgeschichten auf italienischer Seite und auf österreichischer Seite. Wir haben versucht einen authentischen Anti-Kriegsfilm zu machen, wo es keine Sieger oder Verlierer gibt. Der große Sieger im Film ist nicht der Mensch, sondern die Natur.
Wie viel Wahrheit und wie viel Fiktion steckt in dem Film?
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die mithilfe von Tagesaufzeichnungen nacherzählt wird. Ungefähr 70 Prozent des Films ist wirklich so passiert, der Rest ist Fiktion.
Die Dreharbeiten fanden 2013 an Originalschauplätzen im Hochgebirge im Winter statt - wie bereitet man die Crew auf so etwas vor?
Die Vorbereitung und Logistik war nicht einfach. Wir hatten das Glück, viel Schnee zu haben! Ich kenne das Gebirge sehr gut und ich habe versucht, die Kriegsschauplätze wieder zu finden. Wir haben es geschafft, die Schützengräben authentisch darzustellen, wo die armen Kerle hungerten, kämpften, erfroren und starben.
War es schwer, so bekannte Schauspieler, wie z.B. Gedeon Burkhard, für das Projekt zu gewinnen?
Um bekannte Schauspieler mit ins Boot zu holen, braucht man vor allem Geld. Wir haben das Glück, dass wir Sponsoren haben, so war es uns möglich Gedeon Burkhardt zu engagieren. Er spielt jedoch nur eine Nebenrolle, wenn auch eine sehr wichtige und emotionale Rolle. Es wirken auch viele Jungschauspieler mit, da es eigentlich um die Jungen geht. Sie haben an der Front gekämpft, ohne zu wissen, was auf sie zukommt. Jeder hat geglaubt, das wäre in zwei, drei Wochen vorbei.
Warum war es für sie wichtig, das Thema 1. Weltkrieg aufzugreifen?
Ich bin seit über 27 Jahren als Natur- und Dokumentarfilmer unterwegs. Ich habe viel in den Dolomiten gedreht und bin dann auf das Thema gestoßen, weil ich immer auf alte Schützengräben, Stacheldraht, Konservendosen oder andere alte Gegenstände von dieser Zeit gestoßen bin.
Ach, das liegt immer noch dort herum?
Ja, das liegt dort immer noch! Und dann hab ich mich für das Thema zu interessieren begonnen. Ich hab dann herausgefunden, dass auch mein Großvater an der Front dort war. Die Geschichte an sich hat mich dann immer mehr fasziniert.
Auf welche neuen Filmprojekte dürfen wir uns freuen?
Gedanken gibt es viele. Jetzt versuchen wir aber zuerst einmal auszuwerten, welchen Erfolg wir mit diesem Film haben. Wir hatten ein sehr kleines Budget und haben fast alles in Eigenregie gemacht. Wir waren nur ca. 10 Leute am Set. Ich hab die Regie und Kamera selbst gemacht sowie beim Drehbuch mitgeschrieben. Auch den Schnitt hab ich selber gemacht. Gelernt hab ich das alles autodidaktisch. Die bisherige Resonanz auf den Film ist sehr gut. Am Schluss bleiben die Besucher meistens ergriffen im Kinosessel sitzen.
Johanna Monitzer