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Honig - das Lebenselexir
Imker Markus Themel mit Töchterchen Amelie bei der Arbeit.

Das goldene Handwerk der Natur

Beruflich setzt sich Markus Themel als Regionalleiter der Lebenshilfe für Menschen ein – privat schlägt sein Herz für die Bienen. Mit Hingabe und Verantwortungsbewusstsein sorgt der Auracher Imker mit seiner Familie dafür, dass die faszinierenden kleinen Wesen und ihre Lebensräume erhalten bleiben.

Die Imkerei zählt zu den ältesten Formen der Tierhaltung überhaupt. Schon vor über 9.000 Jahren sammelten Menschen den Honig wilder Bienen – zunächst als süßen Schatz der Natur, später durch gezielte Bienenhaltung. Heute ist die Imkerei weit mehr als eine traditionsreiche Leidenschaft: Sie ist ein unverzichtbarer Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz.

Der Auracher Markus Themel ist Imker mit Leib und Seele. Dem 45-Jährigen geht es dabei nicht darum, möglichst viel Honig zu produzieren – ihm liegt vor allem der Erhalt seiner summenden Helfer und ihres Lebensraums am Herzen. Daher engagiert er sich auch als Obmann des Kitzbüheler Imkerverbandes.

Im Berufsleben ist Themel Regionalleiter der Lebenshilfe, führt rund 130 Mitarbeiter und betreut hunderte Klienten. In seiner Freizeit findet man ihn bei seinen Bienenstöcken, die an mehreren Standorten im Bezirk stehen. Die Liebe zur Imkerei hat er sowohl von seinem Vater als auch vom Onkel seiner Frau Verena geerbt. „Der Sonnenschein meiner Imkerei ist aber unsere Tochter Amelie“, schmunzelt er.

Was ihn an der Imkerei fasziniert? „Bienen wirken unglaublich beruhigend – ihre Arbeit entschleunigt mich und erdet mich im Alltag. Die Beschäftigung mit ihnen hilft mir, Abstand vom täglichen Stress zu gewinnen. Besonders faszinierend finde ich das Zusammenspiel in der Natur, die Abläufe im Bienenvolk und die Rolle, die jedes einzelne Tier darin spielt“, erzählt Themel.

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Die Drohnen – die männlichen Bienen – haben nur eine Aufgabe: die Begattung einer jungen Königin. Klingt paradiesisch, endet aber für die Drohnen immer tödlich.

Besonders beeindruckt ihn die Bienendemokratie. „Wie Bienen miteinander kommunizieren und ihre komplexen Abläufe organisieren, ist faszinierend. Ein Bienenvolk ist ein hochkomplexer Organismus, von dem der Mensch viel lernen kann“, ist der Auracher überzeugt. In seiner Tätigkeit als Coach und Supervisor arbeitet Themel mit Führungskräften und Teams im Sozial- und Gesundheitsbereich – und nutzt dabei die Funktionsweise eines Bienenvolkes als anschauliches Beispiel für gelungene Organisation und Zusammenarbeit.

Bis zu 45.000 Bienen leben in einem Stock – besonders zur Sommersonnenwende herrscht Hochbetrieb. Jede Biene hat ihre klar definierte Aufgabe: Die Königin ist das Herz des Stocks. Sie legt bis zu 2.000 Eier pro Tag und sorgt für den Fortbestand des Volkes. Ihr Duft hält die Gemeinschaft zusammen. Die Drohnen, die männlichen Bienen, haben nur eine Aufgabe – die Begattung einer jungen Königin. Klingt paradiesisch, endet aber für die Drohnen immer tödlich.

Der größte Teil des Volkes besteht aus Arbeiterinnen – wahre Alleskönnerinnen. Je nach Alter übernehmen sie alle Aufgaben im Stock, von der Brutpflege über den Wabenbau bis zum Sammeln von Nektar. Ihre Lebensdauer beträgt nur rund sechs Wochen – in dieser Zeit leisten sie Schwerstarbeit.

Bienen in Bedrängnis
„Die Bienen geraten zunehmend in Bedrängnis“, weiß Themel. „Es gibt viele Arten, aber die Honigbiene hat wenigstens den Menschen, der auf sie schaut.“

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Dennoch wird die Honigproduktion in unseren Breiten immer schwieriger: Klimawandel, Umweltbelastung und Krankheiten setzen den Tieren zu. Jeder kann mithelfen – ob Privatperson oder Landwirt – etwa durch einen respektvollen Umgang mit der Natur, den Anbau heimischer Pflanzen oder das Stehenlassen von Blühstreifen.

Die Honigbiene wäre ohne menschliche Unterstützung kaum überlebensfähig. Auch die Imker haben in der Vergangenheit ungewollt zur Problematik beigetragen – etwa durch den Import fremder Bienenarten, mit denen die Varroamilbe nach Europa eingeschleppt wurde. Sie gilt bis heute als größte Bedrohung der Bienenvölker.

Durch Erfahrung und neue Erkenntnisse gelingt es den Imkern zunehmend, mit dieser Herausforderung umzugehen. „Wichtig ist, aus Fehlern zu lernen und die Natur zu respektieren – auch wenn das geringere Erträge bedeutet. Denn jedes Tier hat seine Daseinsberechtigung“, betont Themel.
Das vergangene Jahr war ein eher schwaches Honigjahr – oft entscheidet das Wetter über Erfolg oder Misserfolg. Auch der Klimawandel macht den fleißigen Tierchen zu schaffen. „Unsere Art der Bienenhaltung basiert auf Achtsamkeit. Wir greifen so wenig wie möglich ein, damit es den Bienen gut geht“, erklärt er. Und fügt hinzu: „Natürlich werde ich trotzdem hin und wieder gestochen – und das kann ordentlich weh tun. Aber das gehört einfach dazu.“

Imkerei will gelernt sein
Mit der Imkerei einfach so anzufangen, davon rät der erfahrene Imker ab. „Man kann das heute nicht mehr so machen wie früher. Die Imkerei ist viel anspruchsvoller geworden.“ Klima, Krankheiten und neue Bedrohungen erfordern fundiertes Wissen.

Einsteigerkurse und Seminare bieten wertvolle Grundlagen, die regelmäßige Weiterbildung ist das Um und Auf. Besonders stolz ist Themel auf das in Österreich einzigartige Wanderlehrerwesen: „Erfahrene Imker besuchen Vereine und halten praxisnahe Vorträge zu verschiedensten Themen – für die Vereine völlig kostenlos. Das ist eine großartige Möglichkeit, sich weiterzubilden und voneinander zu lernen.“

Honig ist mehr als nur eine süße Versuchung

Honig ist gesund, denn er liefert unter anderem wertvolle Aminosäuren, Enzyme und Antioxidantien.

Dennoch sollte man ihn in Maßen genießen, da er auch viele Kalorien enthält. Trotz seiner Süße ruft Honig nur einen relativ geringen Anstieg des Insulinspiegels hervor, weil er vom Körper langsam abgebaut wird.

Er sorgt für Kräftigung bei Müdigkeit und Leistungsabfall, für die Stärkung der Widerstandskräfte, des Nervensystems sowie der Herzmuskulatur. Honig ist entzündungshemmend – er enthält antibiotische Stoffe – fördert die Durchblutung sowie die Verdauung und hilft bei der Entgiftung der Leber.

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Wie lange müssen Bienen sammeln, um ein Kilogramm Honig herzustellen?

Knapp 32.000 Imker mit über 400.000 Bienenvölkern erzeugen in Österreich die unterschiedlichen Honigarten, wie Blütenhonig, Waldhonig, Rapsblütenhonig usw. Im Durchschnitt beaufsichtigt ein österreichischer Imker 13 Völker. Der Eigenversorgungsgrad mit Honig beträgt 44%. 

Um Honig zu erzeugen, schlucken Bienen Blütennektar oder Honigtau, der sich auf verschiedenen Bäumen bildet. In der sogenannten Honigblase werden die Pflanzensäfte mit arteigenen Stoffen versetzt, die auf den Zucker wirken. Um dem Honig Wasser zu entziehen, geben ihn die Bienen an andere Bienen im Stock weiter. So wird der Honig immer dickflüssiger. Ist dieser gereift, legen ihn die Bienen in Waben ab und verschließen diese mit Wachs.

Etwa 3 kg Nektar ergeben 1 kg Honig.
Pro Flug transportiert eine Biene ca. 0,05 g Nektar. Um für die Produktion von einem Kilogramm Honig genug Nektar zu sammeln, müssen Bienen insgesamt 80.000 km bis 100.000 km zurücklegen. Rechnet man die Strecke zusammen, dann muss die Biene dafür die Welt zweieinhalb bis dreimal umrunden.

Bis zu 6 Mio. Blütenbesuche: Eine Biene fliegt ca. zehn Mal täglich aus und besucht 250 bis 300 Blüten. Je nach Art der Blüte muss eine Biene 15 bis 100 Stück anfliegen, um ihre Honigblase zu füllen. Für einen Kilogramm Honig ergeben sich somit 900.000 bis zu 6 Mio. Blütenbesuche.

Eine Biene erzeugt in ihrem Leben, das ca. sechs Wochen dauert, zwei Teelöffel Honig (2,5 bis 3 g). Für einen Kilogramm Honig müssen somit 350 bis 400 Bienen sechs Wochen Blütennektar und Honigtau sammeln.

In der Hochsaison leben in einem Bienenvolk bis zu 50.000 Bienen. Diese produzierten rund 100 kg Honig pro Jahr. Imker entnehmen etwa 25% des Honigs. Den Rest brauchen die Bienen, um sich selbst zu versorgen. Quelle: Österreichischer Imkerbund

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